dodis.ch/46779
Le Ministre de Suisse à
Varsovie,
H. Martin, au Directeur de la Division du Commerce du Département de l’Economie publique,
J. Hotz1
Warszawa, 8. Februar 1939
Ich beehre mich, Ihnen in der Beilage Aktennotizen über die im Zusammenhang mit den Regierungskommissionsverhandlungen in Bern geführten Telephongespräche der Gesandtschaft zu Ihrer gefl. Kenntnisnahme zugehen zu lassen.
Nachdem sich der Präsident der polnischen Regierungskommission am 6. d.M. entschlossen hat, seine Delegierten von Bern zurückzurufen2, scheint es, dass über die Frage einer allfälligen Getreidetransaktion keine Einigung erzielt werden kann. Dies ist natürlich sehr bedauerlich, weil damit die Hoffnungen auf eine baldige Entlastung des Kompensationszahlungsverkehrs begraben werden müssen. Ich bin aber mit Ihnen überzeugt3, dass schweizerischerseits alles getan wurde, um dem polnischen Partner entgegenzukommen. Wenn trotzdem eine Einigung nicht gelang, so liegt dies in der unerfreulichen polnischen Wirtschafts- und insbesondere Finanzpolitik. Bei allem Verständnis für die schwierige Lage dieses Staates, welcher nach dem Kriege ein weitgehend passives Erbe antreten musste, kann ich nicht umhin, die Haltung der polnischen Regierung gegenüber der Schweiz zu bemängeln, denn es scheint mir, dass bei einsichtiger4 Würdigung der Sachlage das Finanzministerium eine konziliantere Haltung hätte einnehmen können, wenn die gegenwärtige polnische Regierung überhaupt noch vom Willen beseelt ist, den Anschluss an den Weltmarkt nicht ganz zu verlieren, um sich mehr und mehr ins Fahrwasser der Wirtschafts- und Finanzpolitik Grossdeutschlands zu begeben.
Wenn auch Herr Dr. Stoga durchblicken liess, dass er selbstredend weiterhin bemüht sei, für die Probleme des polnisch-schweizerischen Warenaustausches den Interessen beider Teile gerecht werdende Lösungen zu finden, so habe ich doch wenig Hoffnung, dass es in absehbarer Zeit möglich sein wird, den Kompensationszahlungsverkehr durch Getreidebezüge aus Polen zu befruchten. Nichtsdestoweniger werde ich aber jede Möglichkeit eingehend überprüfen und ständig mit dem Präsidenten der polnischen Regierungskommission in Kontakt bleiben. Hiebei wäre es für mich sehr wertvoll, für die künftige diesbezügliche Tätigkeit Ihrerseits Instruktionen zu erhalten5.