Classement thématique série 1848–1945:
II. RELATIONS BILATÉRALES
A. AVEC LES ÉTATS LIMITROPHES
1. Allemagne
1.1. Affaires politiques et militaires
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 13, doc. 15
volume linkBern 1991
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E2001E#1000/1571#24* | |
Dossier title | Beilagen 1 bis 269 gem. Inhaltsverzeichnis (1939–1945) | |
File reference archive | A.15.40.1 |
dodis.ch/46772
BERICHT ÜBER DIE BESPRECHUNG MIT DEM STAATSSEKRETÄR FREIHERRN VON WEIZSÄCKER IN DER FRAGE DER SCHWEIZERISCHEN NEUTRALITÄT
Die Besprechung fand am Freitag, den 27. Januar, vormittags, statt. Herr von Weizsäcker sagte im wesentlichen folgendes2:
Die deutsche Regierung hat keineswegs die Absicht ihre Erklärungen betreffend die schweizerische Neutralität in Frage zu stellen. Sie muss aber darauf hinweisen, dass die Neutralität auch gewisse Verpflichtungen der Schweiz im Gefolge habe. Sie kann die Auffassung nicht teilen, dass diese Pflichten erst dann beginnen, wenn ein Krieg ausgebrochen ist, und dass die Neutralität nur eine Sache des Staates und nicht des Volkes sei. Übrigens könne sich die deutsehe Regierung diesbezüglich auf einen Aufsatz der Abhandlung stützen, die Herr Professor Burckhardt im Politischen Jahrbuch der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Band 26, 1912, veröffentlicht hat3.
Theoretisch gesehen, sind schon im Frieden zwei Verpflichtungen hervorzuheben: einmal, dass im neutralen Land nichts geschieht, was im Kriegsfälle es dem neutralen Staat schwer oder unmöglich machen müsste, seine Neutralität einzuhalten; ferner dürfe schon im Frieden nichts geschehen, was die Stellung des Neutralitätsgaranten im Kriege schädigen müsste.
Herr von Weizsäcker gab zu, dass die Grenzen dieser Verpflichtungen schwer zu bestimmen seien, aber, um von der Theorie auf die Praxis überzugehen, sagte er, dass es mit den Neutralitätspflichten nicht vereinbar sei, wenn in einem neutralen Land eine systematische Hetze, wie dies durch die Presse und gewisse Verlage geschehe, geduldet werde. Von den Zeitungen nannte er die Linkspresse und die «National-Zeitung». Er sagte aber auch, dass er in der grossen deutschschweizerischen bürgerlichen Presse höchst selten etwas Erfreuliches lese und holte die «Basler Nachrichten», um mir dies zu beweisen. Allerdings konnte er in der betreffenden Nummer nichts finden, was mit Recht beanstandet werden konnte.
Ich setzte dann Herrn von Weizsäcker unseren bekannten schweizerischen Standpunkt zu dieser Frage auseinander, worauf wir zu der Feststellung gelangten, dass im Ergebnis die Auffassungen nicht wesentlich auseinandergehen, wenn wir auch schweizerischerseits nicht zugeben können, dass unser Neutralitätsstatut uns4 Rechtspflichten auferlege, wie dies von deutscher Seite angenommen wird.
Herr von Weizsäcker ist bei seinen Erklärungen nicht so weit gegangen wie Bockhoff, zu sagen, dass die von ihm behaupteten Neutralitätspflichten eine Voraussetzung für die Gültigkeit der deutschen Neutralitätserklärung seien. Ich habe aber diesen Punkt nicht abgeklärt. Es ist vielleicht besser, dies offen zu lassen.
Um schliesslich zu einem praktischen Ergebnis zu gelangen, schlug ich vor, dass man auf beiden Seiten von einer Fortsetzung der Pressekampagne über diese Frage absehe. Herr von Weizsäcker versprach, dies in wohlwollendem Sinne zu prüfen, da ja leicht die öffentliche Erörterung solcher Fragen zu einer Störung der Beziehungen führe.
Am Samstag, den 28. Januar, telegraphierte ich dem Politischen Departement über das Ergebnis obiger Besprechung. Das Telegramm war abgesandt, als Herr von Weizsäcker mir entrüstet telephonierte, dass die Depeschenagentur eine Nachricht verbreitet habe über den Inhalt unserer Besprechung. Er las mir die Veröffentlichung vor und ersuchte mich, innert kürzester Zeit ein Dementi zu veranlassen unter der Drohung, dass er sonst die «Schleusen» der deutschen Presse öffne, um gegen diese «unrichtige» Darstellung vorzugehen. Ich antwortete, dass ich von der Meldung der Depeschenagentur keine Kenntnis hätte, dass sie sich offenbar auf unsere erste Besprechung beziehe und dass ich es auch als ungehörig erachte, wenn über schwebende Besprechungen einseitige Veröffentlichungen erfolgen.
Nachdem ich mit dem Politischen Departement Fühlung genommen hatte, konnte ich dann gegen 2 Uhr Herrn von Weizsäcker davon verständigen, dass ein kategorisches Dementi noch im Verlauf des Nachmittags erscheinen werde. Herr von Weizsäcker sprach hierfür seinen Dank aus.
Auch Gesandter Aschmann, der Leiter der Presseabteilung des Auswärtigen Amtes, rief mich kurz nach meiner Mitteilung an den Staatssekretär an und fragte mich, ob das Dementi nunmehr erscheinen werde, was ich ihm bestätigen konnte5.
- 1
- Rapport: E 2001 (E) 1/5.↩
- 2
- Sur cet entretien, cf. aussi le télégramme de Frölicher au DPFdu 28 janvier 1939 (E2001 (D) 3/304).↩
- 3
- Il s’agit d’un article intitulé Neutrale Politik publié par Walter Burckhardt, professeur de droit à l’Université de Berne.↩
- 4
- Frölicher a ajouté lui-même dans la marge: derartige.↩
- 5
- A la suite de ces entretiens, le DPF rédige un projet de communiqué à la presse suisse qui avait vivement réagi à la publication de l’article de Bockhoff. Toutefois, à la suite de la discussion sur la proposition du DPF lors de sa séance du 8 février, le Conseil fédéral décide de renoncer à publier le communiqué et charge Motta d’informer la presse dans ce sens: Le Conseil fédéral constate que ces conversations n’ont pas porté sur la validité des déclarations faites en son temps par le gouvernement allemand touchant sa volonté de respecter la neutralité suisse. Cette validité n’est pas en cause. Aussi bien l’article mentionné traite-t-il seulement de la question de savoir comment en fait doit se comporter en temps de paix un état dont la neutralité a été reconnue et ne peut, comme tel, être assimilé à une déclaration d’un gouvernement. Personne n’a contesté à la presse suisse son droit à la critique objective. Il ne faut pas oublier néanmoins qu’une excitation systématique contre un état voisin et ami pourrait éveiller à l’étranger des doutes quant à la volonté de neutralité du peuple suisse, même si cette excitation n’émane que de quelques journaux. Le Conseil fédéral continuera par conséquent ses efforts en vue d’éviter que la presse suisse se livre à des excès. Comme par le passé il veillera également à ce que notre droit d’asile ne serve pas à favoriser des menées politiques. (Cf. PVCF ° 274 du 8 février 1939, E 1004.1 1/382.)↩
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