dodis.ch/46624

Le Chef de la Division de Police du Département de Justice et Police, H. Rothmund, au Ministre de Suisse à Washington, M. Peter1

In meiner Eigenschaft als Delegierter des Bundesrates an der Konferenz von Evian beehre ich mich, der beiliegenden Mitteilung unseres Departements folgendes beizufügen:

Wie Sie den Beilagen entnehmen wollen, haben wir mit allen Mitteln versucht, den Zustrom illegaler österreichischer Flüchtlinge nach der Schweiz abzudämmen durch Massnahmen der deutschen Regierung. Wir waren aber in einer Notlage, als wir dem Bundesrat beantragen mussten, die Grenze zu sperren und alle illegal zu uns Kommenden zurückzuschicken2. Wir haben nicht zuletzt damit gezögert, weil wir befürchten mussten, dass in den westlichen Staaten, namentlich auch in Amerika, eine solche Massnahme nicht verstanden werden könne. Es liegt uns ganz besonders viel daran zu verhüten, dass die Schweiz dort Angriffen in der Presse ausgesetzt wird. Auch möchten wir, dass Präsident Roosevelt, dessen persönliches Prestige in der Flüchtlingsfrage engagiert ist, orientiert wird über unsere Lage. Ich habe deshalb Herrn Minister Paravicini ersucht, Mr. George L. Warren, nach der Präsenzliste der Konferenz in Evian Secrétaire exécutif du Comité «Président Roosevelt» pour les réfugiés politiques, der mir persönlich bekannt und der über die schweizerischen Verhältnisse orientiert ist, aufzuklären. Mr. Warren ist mit dem neugewählten Direktor des Londoner Komitees nach London gefahren.

Sollte es Ihnen möglich sein, ohne eine offizielle Demarche zu unternehmen die massgebenden Kreise in Washington zu orientieren, so wäre ich Ihnen sehr dankbar. Auch bitte ich Sie, die amerikanische Presse zu verfolgen und sie nötigenfalls in eine für unsere Verhältnisse Verständnis zeigende Richtung zu bringen.