Classement thématique série 1848–1945:
II. LES RELATION BILATÉRALES ET LA VIE DES ÉTATS
II.15 JAPON
Imprimé dans
Documents Diplomatiques Suisses, vol. 12, doc. 267
volume linkBern 1994
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Archives | Archives fédérales suisses, Berne | |
▼ ▶ Cote d'archives | CH-BAR#E2300#1000/716#1082* | |
Ancienne cote | CH-BAR E 2300(-)1000/716 465 | |
Titre du dossier | Tokio, Politische Berichte und Briefe, Militärberichte, Band 9 (1937–1938) |
dodis.ch/46527
Als Grundlage für die japanisch-amerikanischen Beziehungen der letzten Jahre gelten die Erklärungen, die Aussenminister Hirota 1934 mit Staatssekretär Hull auswechselte und wonach zwischen den beiden Ländern keine Fragen bestehen, die bei gutem Willen nicht zur gegenseitigen Befriedigung auf dem Wege der Verhandlungen gelöst werden könnten. Seit jener Zeit sind die von den gegenseitigen Regierungen gepflegten guten und freundschaftlichen Beziehungen harten Proben ausgesetzt gewesen, die insbesondere von seiten der Vereinigten Staaten ein Maximum an ehrlichem Bestreben friedlicher Beziehungen erforderten; sie hangen alle mit dem japanisch-chinesischen Konflikt zusammen.
Am ernstesten und bekanntesten ist die Beschiessung und Versenkung des amerikanischen Kriegsschiffes Panay zu bewerten; sehr bekannt ist auch die tätliche Misshandlung eines amerikanischen Konsuls geworden. Dank dem guten Willen der beidseitigen Regierungen und der von den Japanern öffentlich anerkannten erfolgreichen vermittelnden Tätigkeit des amerikanischen Botschafters Grew2 sind diese beiden Fälle durch Entschuldigung seitens der japanischen Regierung, durch Bestrafen der Schuldigen und Schadenersatz friedlich beigelegt worden. Doch sind natürlich diese Fälle nicht ohne bleibende Wirkung auf das amerikanische Volk geblieben, während umgekehrt der Japaner die Neigung hat, diese zu vergessen.
Der amerikanische Botschafter gab mir streng vertraulich Kenntnis von seinen Bedenken betreffend die japanische Beurteilung der Stimmung in den Vereinigten Staaten im Zusammenhang mit den Ereignissen in China; er fürchtet sehr, dass man die Situation zu rosig einschätze. Man stütze sich mit Vorliebe auf die Äusserungen von Pazifisten, günstige Reden einzelner Kongressmitglieder, Zeitungsnotizen, Zeitschriften, etc. Diese geben aber kein richtiges Bild der tatsächlichen Verhältnisse; das überwältigende Mehr der Amerikaner sei heute zweifelsohne sehr stark gegen Japan eingestellt. Es sei dies auf die zahlreichen Fälle bewusster Missachtung der Rechte und des Eigentums der Amerikaner in China und noch mehr der Missachtung der amerikanischen Flagge in zahlreichen Fällen zurück zu führen. Neben dem Panayfall gebe es viele andere, die namentlich in und um Nanking sich ereignet hätten. Die japanischen Truppen hätten wiederholt amerikanische Flaggen heruntergerissen, verbrannt, amerikanisches Eigentum missachtet, etc. In Japan sei man geneigt, diese Tatsachen zu leicht zu nehmen, zu vergessen oder deren Publikation zu unterdrücken. So entstehe ein falsches Bild der wirklich ernsten Lage. Das amerikanische Volk sei sicher eines der friedliebendsten; wenn aber die Stimmung einmal auf einem gewissen Punkt angelangt sei, so bedürfe es dann bei diesem gleichen Volke nur wenig, um plötzlich dessen Erregung zum Ausbruch zu bringen und dann sei eine Kontrolle schwer.
Botschafter Grew teilt mir dann weiter mit, dass er aus dieser Besorgnis heraus und im Interesse der freundschaftlichen Beziehungen zu Japan es als seine Pflicht erachte, für Aufklärung an massgebender Stelle über die wirklichen Verhältnisse zu sorgen. Neulich habe ein einflussreicher, ihm gut befreundeter Japaner bei ihm vorgesprochen, um über die Beziehungen zwischen beiden Staaten zu sprechen; derselbe sei gleichzeitig auch ein Freund des Ministerpräsidenten. Er habe die Gelegenheit benützt, um ihn über die vorgeschilderte Lage aufzuklären und ihn zu ersuchen, hievon auch dem Ministerpräsidenten Mitteilung zu machen; der Betreffende kam einige Tage später wieder zu ihm um ihn wissen zu lassen, der Ministerpräsident habe von dem Ernste der Stimmung in den Vereinigten Staaten keine Kenntnis gehabt und sei für die Aufklärung im Interesse beider Länder sehr dankbar gewesen!
Übergehend auf die Volksemmissäre, die Japan zur Aufklärung seiner Politik nach dem Auslande gesandt, weist Herr Grew daraufhin, dass verschiedene in ihren Äusserungen nichts weniger wie glücklich gewesen. So habe zum Beispiel Baron Okura, der Italien bereiste, anlässlich einer Rede in Palermo erklärt, dass Italien nun das Mittelmeer beherrsche in gleicher Weise wie Japan den Pazifischen Ozean; solche Bemerkungen von Seiten massgebender Japaner, die mit Zustimmung der Behörden zwecks Aufklärung über Japan’s Politik ins Ausland gesandt werden, sind nicht dazu angetan, die Stimmung zu verbessern.
Die gleiche Idee bezüglich die Kontrolle des Pazifischen Ozeans scheint auch in gewissen parlamentarischen Kreisen zu bestehen. Jutaro Takahashi, ein bekanntes Mitglied der Minseito-Partei, wies anlässlich der letzten Parlamentssitzung auf Nachrichten betreffen Befestigung der Hawaii-Insel und Alaska hin und fügte gemäss Pressereport bei, dies beweise, dass die Vereinigten Staaten Japan’s Stellung nicht volle Gerechtigkeit widerfahren lassen. In Antwort auf diese Interpellation bemerkte Aussenminister Hirota, dass seine Politik dahin gehe, die japanisch-amerikanische Freundschaft zu fördern; wenn die Vereinigten Staaten in der Tat an der Pazifischen Küste Verteidigungswerke errichten, sei dies bedauerlich.
Japan’s Absicht sei, die Sicherheit und den Fortschritt Ostasiens mit Japan als Zentrum zu fördern, in gleicher Weise wie die Vereinigten Staaten die Führung für die Erhaltung des Friedens in Nord- und Südamerika übernommen hätten. Wenn die beiden Mächte gegenseitig diese Positionen anerkennen, so scheine ihm kein Grund für irgend einen Konflikt zu bestehen. Auf dieser Basis hoffe er die Freundschaft zwischen den beiden Ländern zu fördern.
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