Classement thématique série 1848–1945:
II. LES RELATION BILATÉRALES ET LA VIE DES ÉTATS
II.16. LIECHTENSTEIN
Également: Le marché du travail en Suisse est encore trop déprimé pour l’ouvrir à nouveau sans restrictions aux Liechtensteinois. Seul un effort modeste est possible. Annexe de 25.3.1938
Pubblicato in
Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 12, doc. 248
volume linkBern 1994
Dettagli… |▼▶Collocazione
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E27#1000/721#23318* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 27(-)1000/721 5124 | |
Titolo dossier | Beziehungen zu Liechtenstein, Bd 1 - 18 (1920–1949) | |
Riferimento archivio | 12.A.3 |
dodis.ch/46508
Herr Ingenieur v. Gugelberg, Maienfeld, hat unter dem 22. dies folgendes Schreiben dem Politischen Departement im Original, unserm Departement in Kopie zugehen lassen:
«Fürstentum Liechtenstein betr.
Unter Bezugnahme auf meine früheren Mitteilungen (16.III. 1934, 12. Apr. 1935)2 möchte ich zur Ergänzung und auf die neuesten Ereignisse Bezug nehmend, zu Ihrer Orientierung Folgendes melden:
Die Bank in Ragaz hat ziemlich viel geschäftliche Beziehungen im Fürstentum, und als Präsident derselben kann ich Manches in Erfahrung bringen. Eine Unterredung, die unser Direktor mit einem der jungen Führer der Oppositionspartei, die sich für den Anschluss an Deutschland einsetzt, mit einem gewissen Alois Beck von Balzers, hatte, bestätigt, was wir von verschiedenen Seiten früher schon hörten. Die Unzufriedenheit der Oppositionsgruppe gründe sich im wesentlichen darauf, dass man die Liechtenstein er Bürger seit etwa 2 Jahren nicht mehr in ihrem alten natürlichen Arbeitsgebiete, der Schweiz, arbeiten lasse. Es kommen hier besonders die Maurer & Gipser - Berufe, an denen wir nebenbei gesagt, zu wenig ausgebildete Fachleute haben - in Frage. Man empfinde dies als eine ungehörige Zurücksetzung und Ungerechtigkeit. Entweder sei man willkommen und dann solle man auch gleich behandelt werden wie die Bürger des Landes, an welches man sich angeschlossen habe, oder man sei unwillkommen und gehe dann besser zu dem Staate, wo man anerkannt und gleich wie die übrigen Bürger behandelt werde. Der Betreffende gab im übrigen zu, dass die Schweiz in vielen Dingen, wohl wo es derselben selbst passe, recht entgegenkommend sei. Er äusserte dann seine Meinung dahin, dass wenn man die Grenze nicht nur für Zoll, Post etc. fallen liesse, sondern auch für die Arbeiter frei geben würde, so würde damit der wesentliche Grund für eine Agitation zum Anschluss an Deutschland dahinfallen. Ein solches Entgegenkommen würde voraussichtlich alle ernstlichen Anschlussbestrebungen zum sofortigen Verschwinden bringen. Einigen wenigen Ausnahmen von Politikern fehle jede nennenswerte Grundlage.
Genau dasselbe sagt auch Ferdinand Fosner von Balzers, der von Beruf Maurer ist und früher immer in der Schweiz gearbeitet hat, mit vielen Kollegen. Nachdem er in der Schweiz nicht mehr arbeiten durfte, hat er in Deutschland Arbeit gesucht und auch in sehr entgegenkommender Weise gefunden. Auch er ist der bestimmten Ansicht, dass die Stimmung gegen die Schweiz sofort und gründlich Umschlägen würde, wenn die Liechtenstein er Bürger wieder in der Schweiz arbeiten dürften.
Ich habe nicht notwendig, darauf hinzuweisen, dass es von grösster militärischer Wichtigkeit ist, wenn eine fremde Grenze nicht bis 2 km an den Bahnhof von Sargans heranreicht, und über die Wichtigkeit des Eschenberg es zur Sperrung eines Vormarsches vom Arlberg her und des Zuganges nach dem Toggenburg ist wohl kein Wort zu verlieren. Der Einbezug des Fürstentums in unser neutrales Gebiet dürfte schon heute viel weniger leicht möglich sein als noch vor wenigen Jahren. Ich vermag nicht zu beurteilen, ob Gründe vorhanden sind, die es zweckmässig erscheinen Hessen, diese Frage nicht abzuklären.
Heute schiene es mir aber der Prüfung wert, ob nicht die Grenzsperre für liechtensteinische Arbeiter gegen die Schweiz mit sofortiger Wirkung aufzuheben sei.»
Wir haben vorerst die Generalstabsabteilung eingeladen, sich dazu zu äussern und sie teilt uns mit, dass sie die nämliche Orientierung, wie Herr v. Gugelberg sie gibt, in den letzten Tagen ebenfalls von Herrn Fabrikant Kaspar Jenny in Ziegelbrücke, der eine Fabrikfiliale in Vaduz besitzt, erhalten habe; der Chef der Generalstabsabteilung habe sich daraufhin mit Herrn Fürsprecher Kaufmann vom Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit telephonisch in Verbindung gesetzt und ihn gebeten, ihm über die Möglichkeit allfälliger Massnahmen von Seiten des Schweiz. Arbeitsnachweises Kenntnis zu geben3. Im weitern macht der Chef der Generalstabsabteilung die Anregung, auch Ihr Departement zu orientieren und es zu bitten, den Arbeitslosen in Liechtenstein wenn immer möglich Arbeit in der Schweiz zuzuweisen. Es mag fraglich erscheinen, ob man so weit gehen kann, aber jedenfalls scheint uns die Frage sehr wohl der Prüfung wert, ob den arbeitsuchenden Liechtenstein ern die Schweiz. Grenze geöffnet werden darf. Schon damit würde zweifellos die Stimmung gegenüber der Schweiz wesentlich verbessert. An einer solchen Verbesserung aber haben wir wegen der militärischen Bedeutung des Fürstentums Liechtenstein für unsere Landesverteidigung ein sehr starkes Interesse.
- 1
- Lettre (Copie): E 27, Archiv-Nr. 23318/Bd. 18.↩
- 2
- Non reproduites.↩
- 3
- Une notice du 25 mars rédigée par A. Jobin, chef de section à l’OFIAMT, au premier adjoint du directeur de cet office, M. Kaufmann, dit à ce sujet: Bekanntlich bestehen zwischen der Schweiz und Liechtenstein besondere Abmachungen handels- und zoll- sowie währungspolitischer Art. Dies hat dazu geführt, dass man sich schon seit mehreren Jahren schweizerischerseits stets bemühte, die Liechtenstein er in arbeitsmarktlicher und fremdenpolizeilicher Hinsicht einer möglichst wohlwollenden Behandlung teilhaftig werden zu lassen. Von jeher konnte sich eine gewisse Anzahl Liechtenstein er im Kleinen Grenzverkehr in unserer Industrie betätigen. Während der Krisenjahre wurden aber verschiedene solche Kräfte, wie übrigens auch schweizerische Arbeitnehmer, wegen Arbeitsmangel abgebaut. Die Wiederzulassung der Liechtenstein er konnte natürlich nur in bescheidener Weise erfolgen nach Massgabe der Aufnahmemöglichkeit unserer Industrie und soweit dies mit den Interessen unseres Arbeitsmarktes einigermassen vereinbar war. In den letzten Jahren hat sich die liechtensteinische Wirtschaftskammer in Vaduz von Zeit zu Zeit an uns gewandt, um zu erwirken, dass eine grössere Anzahl liechtensteinische Arbeitslose sich in unserem Lande betätigen können. Nach den uns jeweils unterbreiteten Verzeichnissen handelte es sich meistens um Bauarbeiter oder Handlanger sowie Angehörige von Berufen, in denen in der Schweiz immer noch eine erhebliche Arbeitslosigkeit herrschte. Wir konnten trotz bestem Willen nur in ganz vereinzelten Fällen entgegenkommen; eine weitergehende Aufnahme von Liechtenstein ern hätte sich stark zum Nachteil unserer eigenen Arbeitslosen ausgewirkt. Wir haben die ostschweizerischen Arbeitsämter schon seit einigen Jahren wiederholt ersucht, liechtensteinische Arbeitskräfte zu berücksichtigen, sobald sich die Möglichkeit dazu biete. Diese Arbeitsämter haben sich auch dazu bereit erklärt. Auch wurde der Vorsteher der Wirtschaftskammer in Vaduz, Herr Walser, in den letzten Jahren zur Teilnahme an unsern Regionalkonferenzen der ostschweizerischen Arbeitsämter eingeladen. Wir werden Herrn Walser auch zu der im Mai stattfindenden Regionalkonferenz der ostschweizerischen Arbeitsämter wieder einladen, und er wird auch sicher erscheinen. Die Beziehungen zwischen der Wirtschaftskammer in Vaduz und unserm Amt wie auch mit den ostschweizerischen Arbeitsämtern sind von einem freundschaftlichen Geiste getragen und gestalten sich reibungslos.↩
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