dodis.ch/45718 L’Union suisse des paysans à la Division du Commerce du Département de l’Economie publique
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Wir nehmen Bezug auf Ihr Schreiben von 21.d.M.2, in welchem Sie die Entwicklung der Handelsbilanz mit Österreich in letzter Zeit und die Rückwirkung der österreichischen Devisenpolitik auf den Geschäftsverkehr mit Österreich schildern. Sie ersuchen uns, Ihnen mitzuteilen, ob wir einer Kündigung des Handelsvertrages mit Österreich zustimmen könnten.
Wir sind mit Ihnen der Auffassung, dass sich dieser Handelsvertrag je länger je mehr nur einseitig zugunsten Österreichs auswirken kann. Immerhin war unsere Handelsbilanz mit Österreich (wir sehen hier von der Zahlungsmöglichkeit ab) bis im März 1932 noch aktiv. Erst im April sank die Ausfuhr unter das Niveau der Einfuhr. Das Verhältnis verschlechterte sich im Mai zusehends. Immerhin ist es noch bei weitem nicht so schlecht wie im Handelsverkehr mit zahlreichen ändern Ländern. Namentlich aber fragen wir uns, ob gerade jetzt, wo die Frage einer internationalen finanziellen Hilfe an Österreich besprochen wird und Bundesrat Musy die eingesetzte Kommission präsidiert, der Zeitpunkt für eine Kündigung richtig gewählt erscheint3.
Im übrigen hätten wir vom landwirtschaftlichen Standpunkte nicht viel gegen eine Kündigung einzuwenden. Unsere landwirtschaftliche Ausfuhr nach Österreich ist gewaltig zusammengeschrumpft....4 Dagegen bleibt die Einfuhr trotz verschiedener Kontingentierungsmassnahmen immer noch bedeutend; im Mai 1932 erreichte sie für 26 Hauptpositionen noch über 610000 Franken, was 40,5% der Einfuhr vom Mai 1931 ausmacht.
Sollten Sie es somit für richtig erachten, trotz unsern oben erwähnten Bedenken den Vertrag sofort zu kündigen, so können wir uns damit einverstanden erklären.