dodis.ch/45673

Le Directeur de la Division du Commerce du Département de l'Economie publique, W. Stucki, à la Légation de Suisse à Rome1

Wie Sie sich erinnern werden, haben wir bereits anlässlich unserer letzten Verhandlungen mit Italien (Automobilbestandteile etc.) das Begehren an Italien gestellt, uns aus der Bindung unseres Kunstseidenzolles (Pos. 446a/b)2 zu entlassen. Wir haben dann schliesslich auf das Begehren verzichtet, in der Meinung, dass wir je nach der Gestaltung der Verhältnisse darauf zurückkommen würden.

Inzwischen haben sich nun die Verhältnisse in unserer Kunstseidenindustrie derart verschlimmert3, dass der Bund unmöglich länger zusehen kann, wie diese Industrie, die gegenwärtig immer noch 5-6000 Arbeiter beschäftigt, nach und nach zu immer weitergehender Betriebseinschränkung, ja sogar Stillegung ihrer Betriebe gezwungen wird. Wir ersuchen Sie daher, an die italienische Regierung mit dem Begehren zu gelangen, Italien möchte uns möglichst rasch aus der genannten Bindung des schweizerischen Kunstseidenzolles entlassen. Sie können dabei auf die Tatsache hinweisen, dass sich die Abschliessungs-Tendenzen auch für die Kunstseide überall derart verschärfen, dass es unserer Industrie immer schwieriger wird, ihren Export aufrechtzuerhalten. Es gehe daher nicht mehr an, dass unser Land gezwungen werde, allein an seinem lächerlichen Zoll von Fr. 2.-(resp. Fr. 50.-) per q festhalten zu müssen. Sie können bei Ihrem Schritte durchblicken lassen, dass die Schweiz nötigenfalls gezwungen wäre, allen Ernstes die Kündigung des schweizerisch-italienischen Handelsvertrages in Erwägung zu ziehen, was offenbar nicht im italienischen Interesse liegen dürfte.

Wir hoffen, dass man italienischerseits Verständnis für unsere Lage haben wird und möchten nur noch streng vertraulich zu Ihren Händen bemerken, dass gegenwärtig zwischen den beiden Industrien zwecks Erzielung einer gegenseitigen Verständigung Verhandlungen gepflogen werden.

Wir sehen Ihren gefl. Mitteilungen über die weitere Entwicklung dieser für uns sehr wichtigen Angelegenheit mit grossem Interesse entgegen und verdanken Ihnen Ihre Bemühungen zum voraus bestens.