Thematische Zuordung Serie 1848–1945:
III. BILATERALE BEZIEHUNGEN
8. Frankreich
8.2. Handelsvertragsverhandlungen
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 9, doc. 341
volume linkBern 1980
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E7110-02#1000/1065#242* | |
Old classification | CH-BAR E 7110-02(-)1000/1065 64 | |
Dossier title | Traité de commerce entre la Suisse et la France (Projet du 17 février 1928) (1927–1928) | |
File reference archive | 8.8.2 • Additional component: Frankreich |
dodis.ch/45358 Der Direktor der Handelsabteilung des Volkswirtschaftsdepartementes, W. Stucki, an den Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartementes, E. Schulthess1
Als wir am Samstag Abend die Sitzung mit der französischen Delegation verliessen, hatten wir eigentlich alle das Gefühl, es habe kaum einen Sinn, noch länger hier zu bleiben. Mit Bezug auf das ganze, an jenem Tage zur Diskussion stehende grosse und wichtige Gebiet der Elektrotechnik haben uns nämlich die Franzosen erklärt, dass irgendwelche Reduktion der Deutschland zugestandenen Zölle vollständig ausgeschlossen sei. Als wir nachdrücklich insistierten, wurde die Diskussion sofort, zum ersten Mal in dieser Verhandlungsetappe, lebhaft und unangenehm. Über Details werde ich mündlich berichten.
Die Sitzungen von Donnerstag und Freitag führten zu einer Auseinandersetzung über die Maschinenzölle. Serruys hat es wiederum abgelehnt, bestimmte zahlenmässige Vorschläge zu machen, dagegen durch einen Fachexperten alle möglichen mehr technischen Angaben über die Bedeutung der französischen Maschinenindustrie, die Höhe der Zollbelastung etc., machen lassen, um dann schlussendlich zu erklären, so wie die schweizerischen Forderungen gestellt seien, Hesse sich nichts machen, da die Rückwirkung auf die deutsche Konkurrenz viel zu stark und für Frankreich viel zu gefährlich wäre. Er verlangte auf der ganzen Linie eine weitere Spezifikation der schweizerischen Forderungen, d. h. Beschränkung auf gewisse Typen und gewisse Gewichtskategorien. Wir wiesen darauf hin, dass wir unsere neue Begehrenliste ja gerade nach diesem Gesichtspunkte aufgestellt hätten und uns eine weitere Spezialisierung in vielen Fällen kaum möglich erscheine. Immerhin haben wir sofort Herrn Cattani, den Sekretär des Vereins schweizerischer Maschinen-Industrieller, kommen lassen, und er wird heute und in den nächsten Tagen mit den französischen Experten die Möglichkeit einer weitern Spezialisierung einlässlich prüfen. Ich habe den Eindruck, dass auf dem Gebiet der Maschinen vielleicht doch noch gewisse nicht zu unterschätzende Konzessionen in Einzelfällen zu erreichen sind, während, wie oben gesagt, für die Elektrotechnik kaum irgendetwas erlangt werden kann. Morgen besprechen wir nun noch die Chemie und nachher wird sich ein ziemlich vollständiges Bild über die Lage gewinnen lassen. Nach den absolut negativen Erklärungen für die Elektrotechnik haben wir alle die Überzeugung, dass die Anwendung des äussersten Druckes, d.h. die Kündigung der Meistbegünstigung, nicht zu vermeiden sein wird. Wir gedenken, hier am Donnerstag abzureisen, während die Spezialbesprechungen für die Maschinenindustrie, an denen ausser Herr Cattani nur noch Herr Dr. Bindschedler, eventuell für einige Tage auch Herr Dr. Wetter, teilnehmen wird, fortdauern.
Der Gesamteindruck ist also durchaus ungünstig, das Resultat so, wie wir es erwartet hatten. Einmal mehr haben wir die Erfahrung gemacht, dass man sich äusserst entgegenkommend zeigt, so lange es sich um schöne Worte handelt, und dass man sofort gereizt wird, wenn man die Realisierung dieser schönen Worte verlangt. Die weitschweifigen Ausführungen von Serruys in den letzten Tagen lassen sich eigentlich in den Satz zusammenfassen: Wir haben der Schweiz jetzt unsern guten Willen bewiesen, indem wir ihr zeigten, weshalb wir diese Zölle haben müssen, und es ist nun Sache der schweizerischen Delegation, daheim nachzuweisen, dass man Frankreich zu Unrecht Vorwürfe macht! Diese Mentalität wird jedenfalls nur dann einigermassen geändert werden können, wenn man sich in Paris darüber Rechenschaft gibt, dass ohne Entgegenkommen der immerhin sehr bedeutungsvolle Export nach der Schweiz ernsthaft gefährdet wird.
- 1
- Schreiben: E 7110 1/64.↩