Language: German
26.2.1926 (Friday)
Protokoll der Sitzung des Bundesrates vom 26.2.1926
Minutes of the Federal Council (PVCF)
Motta informiert den Bundesrat über eine Aussage des deutschen Gesandten Müller, der von Krestinski erfahren hat, Russland habe die Verhandlungen abgebrochen, weil die Schweiz es ablehne, den Mord an Worowski aufrichtig zu bedauern und weil keine Einigung in der Entschädigungsfrage erzielt worden sei.

Thematische Zuordung Serie 1848–1945:
III. BILATERALE BEZIEHUNGEN
22. Russland
22.1. Wiederaufnahme von Handelsbeziehungen
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Printed in

Walter Hofer, Beatrix Mesmer (ed.)

Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 9, doc. 166

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Bern 1980

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dodis.ch/45183
Protokoll der Sitzung des Bundesrates vom 26. Februar 19261

317. Beziehungen zu Russland

Der Vorsteher des politischen Departementes führt aus, der deutsche Gesandte in Bern habe ihm mitgeteilt, dass er kürzlich in Berlin eine Unterredung mit dem dortigen Botschafter der russischen Sovietrepublik gehabt habe, worin auch die Frage der Beziehungen zwischen der Schweiz und Russland berührt wurde. Bei diesem Anlasse habe der Sovietbotschafter erklärt, Russland habe die Verhandlungen über die Wiederaufnahme der Beziehungen mit uns aus folgenden zwei Gründen abgebrochen: Einmal weil die Schweiz es ablehnte, ihr Bedauern für den Mord an der Person Worowskis ausdrücklich als ein «aufrichtiges» zu bezeichnen, und sodann weil die Sovietregierung unter keinen Umständen in eine Verrechnung ihrer Forderung auf Gewährung einer Entschädigung an die Tochter Worowskis mit den Ansprüchen der Schweiz infolge Plünderung der Gesandtschaft und Ermordung eines Beamten derselben einwilligen wolle, da sie keinerlei Verpflichtungen aus Ereignissen der Revolution anerkenne.

Der Gesandte fügte bei, er habe das Gefühl bekommen, dass die Russen wohl eine Annäherung an die Schweiz wünschten, aber um keinen Preis irgendwelche Entschädigung für die Plünderung unserer Gesandtschaft in Petersburg zugestehen würden. Der Wunsch, an der Abrüstungskonferenz teilzunehmen, sei bei ihnen wohl vorhanden; für eine Abrüstung aber seien sie nicht zu haben. Ferner bestehe bei den Russen keine Absicht, dem Völkerbunde jemals beizutreten. Sie seien noch immer Gegner desselben.

Von diesen Ausführungen wird am Protokoll Vormerk genommen.

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E 1004 1/298.