dodis.ch/45118
Der schweizerische Gesandte in
Berlin,
H.Rüfenacht, an den Vorsteher des Politischen Departementes,
G. Motta1
Persönlich und vertraulich
Berlin, 10. Oktober 1925
Bezugnehmend auf den Telegrammwechsel der Gesandtschaft mit der Abteilung für Auswärtiges vom 7./8. ds.2 beehre ich mich, Ihnen mitzuteilen, dass ich Herrn Professor Stein mündlich davon in Kenntnis gesetzt habe, eine Besprechung zwischen Tschitscherin und mir erscheine dem Bundesrat nur dann für angezeigt, wenn Tschitscherin eine solche vorschlage. Da ich die Methode von Professor Stein kenne, aus gutem Willen und aus dem Wunsche, Zusammenkünfte herbeizuführen, schon eine noch bedingte Bemerkung als Vorschlag für eine Besprechung zu behandeln, so fügte ich bei, die Absicht Tschitscherins, mit mir zu sprechen, müsste von diesem bezw. einem Sekretär der Russischen Botschaft der Schweizerischen Gesandtschaft zur Kenntnis gebracht werden. Professor Stein übernahm es, Tschitscherin, den er heute mittag sieht, von dieser schweizerischen Stellungnahme in Kenntnis zu setzen. Er zweifelt aber sehr daran, dass Tschitscherin, der sich ungehalten über die Schweiz geäussert habe, sich entschliessen werde, den ersten Schritt zu tun. Professor Stein hat mir erklärt, dass ich, wenn ich bis heute abend keinen ändern Bericht erhalte, die Zusammenkunft als dahingefallen betrachten möge3.