dodis.ch/44946
Le Chef de la Division des Affaires étrangères du Département politique,
P. Dinichert, aux Légations de Suisse
1
Vertraulich
Bern, 14. Dezember 1923
Nachdem die Berichterstattung über innerpolitische Vorgänge, mannigfacher Umstände halber, eine längere Unterbrechung hat erfahren müssen als uns selbst lieb war, nehmen wir sie wieder auf in der bestimmten Hoffnung, sie inskünftig mit grösserer Regelmässigkeit fortführen zu können.
Für heute beehren wir uns, Ihnen einige Worte über die «Zürcher Landzeitung», ein neugegründetes Presseunternehmen, dem angeblich Hugo Stinnes zu Gevatter stehen soll, zu sagen, und dem ein Exposé über den «Schweiz. Vaterländischen Verband»2 vorauszuschicken, beruhend auf einer Notiz, die uns von der Verbandsleitung mit der ausdrücklichen und angelegentlichen Bitte um streng vertrauliche Behandlung zur Verfügung gestellt worden ist. Diese Ausführungen – dessen sind wir uns bewusst – würden nach mancher Richtung Ergänzungen gut vertragen; namentlich wäre genauerer Aufschluss über den Umfang der Bewegung und deren leitende Köpfe sowie über die finanziellen Grundlagen wertvoll. Vielleicht dürfen aber die vorliegenden Angaben, so unvollständig sie auch sind, um so eher mit Ihrer geschätzten Aufmerksamkeit rechnen, als dieser Verband, dessen «Situationsberichte» Ihnen seit Jahren ziemlich regelmässig vorgelegt werden3, in letzter Zeit die schweizerische Öffentlichkeit wiederholt beschäftigt hat, dabei sich auf der einen Seite steigender Sympathien zu erfreuen scheint, auf der ändern jedoch unermüdlich als «schweizerischer Fascismus» verschrien wird.