dodis.ch/44820

Le Chef du Département de l’Economie publique, E. Schulthess, au Chef du Département politique, G. Motta1

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Schweiz vermehren sich in so intensiver Weise, dass nach unserer Überzeugung die Schweiz kaum mehr in der Lage sein wird, die bisherige Bevölkerung in angemessener Weise zu beschäftigen. Viele Industrien werden ihre Betriebe einschränken müssen, andere können vielleicht überhaupt nicht mehr bestehen und verlegen die Fabrikation teilweise ins Ausland. Sie kennen die Lage selbst und auch unsere Ansichten über die recht trübe Zukunft. Anderseits ist nicht daran zu denken, dass das Land auf die Länge eine so gewaltige Zahl von Arbeitslosen unterhalten kann. Die wirtschaftliche Last ist unerträglich, die moralischen Folgen wären fast noch schlimmer.

Unter solchen Umständen drängt sich die Frage auf, ob nicht ein Teil unserer Bevölkerung gezwungen sein wird, auszuwandern. Hat der Bund bis jetzt in dieser Beziehung eher abwehrend gewirkt, so wird er unter Umständen in Zukunft helfen müssen, die Abwanderung zu organisieren und rationell zu gestalten. Unseres Erachtens handelt es sich zunächst darum, festzustellen, wohin gegenwärtig eine Auswanderung möglich und empfehlenswert ist, und in zweiter Linie wäre die Frage zu prüfen, in welcher Weise der Bund in dieser Angelegenheit intervenieren soll. Da das Auswanderungswesen Ihrem Departement zugeteilt ist, so erscheint es uns gegeben, dass diese Aufgabe auch von Ihnen übernommen wird. Es ist allerdings zuzugeben, dass die staatlichen Funktionen sich wesentlich anders gestalten werden als bisher. Allein dies ändert u. E. an der Kompetenzfrage nicht. Wir glauben, die Sache sollte zunächst einmal zwischen den Departementen besprochen werden, und im weitern möchten wir die Einsetzung einer Kommission in Anregung bringen, die die grundsätzliche Frage und die Möglichkeiten der Auswanderung, sowie die Rolle des Staates dabei zu prüfen und zu begutachten2 hätte.

Sie dürfen überzeugt sein, dass es uns recht schwer fällt diesen Antrag zu stellen, allein es besteht für uns kein Zweifel, dass dieser Ausweg ernstlich und ohne Verzögerung in Betracht gezogen werden muss. Wir glauben auch, dass speziell für Südamerika die Möglichkeit der Auswanderung unter erträglichen Verhältnissen noch besteht. Als Beispiel möchten wir auf Chili hinweisen.