Classement thématique série 1848–1945:
II. LES RELATIONS BILATERALES ET LA VIE DES ETATS
II.12. France
II.12.4. Légion étrangère et possibilités de travail
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 8, doc. 134
volume linkBern 1988
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2001B#1000/1502#1404* | |
Old classification | CH-BAR E 2001(B)1000/1502 51 | |
Dossier title | Arbeitskräfte nach Frankreich, Arbeitsverhältnisse in Frankreich (1920–1921) | |
File reference archive | C.32.2 • Additional component: Frankreich |
dodis.ch/44776
Le Chef du Département de l’Economie publique, E. Schulthess, au Ministre de Suisse à Paris, A. Dunant1
Das politische Departement übermittelt uns Ihr Schreiben vom 15. November 19212, die Beschäftigung von arbeitslosen Schweizern in den verwüsteten Gebieten Frankreichs betreffend.
Vorweg danken wir Ihnen für Ihre Bemühungen in dieser Angelegenheit. Wir würden es mit Rücksicht auf die sehr gespannte Lage unseres Arbeitsmarktes ausserordentlich begrüssen, wenn arbeitslosen Schweizern anlässlich des Wiederaufbaues in den verwüsteten Gebieten Arbeitsgelegenheit verschafft werden könnte.
Sie teilen in Ihrem Schreiben vom 15. November 1921 mit, dass hiebei hauptsächlich Maurer, Maler, Zimmerleute und Schreiner in Betracht fallen.3 Nach den letzten Meldungen der Arbeitsnachweisämter sind sofort verfügbar:
[...]4
Diese Zahlen haben aber nur die Bedeutung von Minimalzahlen, d.h. sie umfassen nur diejenigen Leute, die sich bei den Arbeitsnachweisstellen mit der Erklärung gemeldet haben, es könne von einem Tag auf den ändern über sie verfügt werden, auch durch eine Versetzung vom Wohnort hinweg. Angesichts der grossen Zahl von Arbeitslosen und der fortwährenden Zunahme der Arbeitslosigkeit ist jedoch anzunehmen, dass viel mehr als die oben genannten 250 Mann zur Verfügung stünden. Es dürften etwa doppelt so viel sein, verzeichnet doch die letzte Arbeitsmarktstatistik vom 31. Oktober 1921 an Stellenlosen:
[...]5
Eine weitere Frage ist nun die: kommen auch ungelernte Arbeiter in Betracht? Sofort verfügbar wären an
[...]6
Auch hier gilt, dass diese Zahlen nur Minimalziffern sind. Arbeitslos sind im ganzenso dass anzunehmen ist, dass noch erheblich mehr als die oben erwähnten 545 in Betracht fielen. Ausserdem ist zu beachten, dass eine grosse Zahl gelernter Arbeiter aus den am schwersten betroffenen Industrien, z. B. Sticker, schon seit langer Zeit Erdarbeiten verrichten und sich hierin eine grosse Gewandtheit erworben haben. Es könnten also wohl 1000 Mann und mehr an ungelernten Bauarbeitern zur Verfügung gestellt werden.
[...]7
Wir ersuchen Sie ferner festzustellen, ob nicht ausser den genannten Arbeitern – Maurer, Zimmerleute, Bauschreiner und Maler – noch andere Berufsarbeiter verwendet werden könnten. Wir denken da z. B. an Schlosser, Mechaniker, Monteure, Spengler und andere gelernte Arbeiter der Metall- und Maschinenindustrie, die durch die Krisis auch sehr schwer mitgenommen wurde und wahrscheinlich das Schlimmste noch nicht einmal überwunden hat. Zur Erläuterung fügen wir bei, dass am 31. Oktober 1921arbeitslos waren. Die ganze Metall-, Maschinen- und Elektrotechnische Industrie zählte Ende Oktober an die 9000 Arbeitslose.
[...]8
Schliesslich noch ein letzter nicht unwichtiger Punkt. Bevor wir uns endgültig unser Urteil bilden, sollten wir noch über die Bedingungen orientiert sein, zu denen die Schweizer in den verwüsteten Gebieten zu arbeiten haben: Lohn, Arbeitszeit, Unterkunft (Fürsorge für den Winter), Kosten der Lebenshaltung usw. Wir wären Ihnen daher sehr dankbar, wenn Sie uns auch in dieser Hinsicht noch Aufschluss verschaffen könnten. So wäre uns sehr erwünscht, die Bestimmungen des von Ihnen erwähnten Abkommens zwischen Frankreich und Italien kennenzulernen und in den Besitz des für die italienischen Arbeiter angewendeten «Contrat-type» zu kommen. Wir nehmen an, dem Abschluss des Übereinkommens zwischen Frankreich und Italien seien eingehende Untersuchungen über die Arbeits- und Lebensverhältnisse vorausgegangen, so dass aller Voraussicht nach hierüber schon Material vorliegen dürfte.
Wir ersuchen Sie also, die Angelegenheit im Sinn unserer Ausführungen weiter zu verfolgen und uns stets auf dem Laufenden zu halten. Können Sie erreichen, dass eine grosse Zahl arbeitsloser Schweizer zu günstigen Bedingungen in den verwüsteten Gebieten arbeiten kann, so wäre das für unser Land ein grosser Nutzen.9
- 1
- Lettre: E 2001 (B) 2/51. Express.↩
- 2
- Cf. no 132.↩
- 3
- Dans une dépêche du 30 novembre, Dunantprécisait: [...] la France pourrait employer immédiatement 90 menuisiers suisses qualifiés 30 charpentiers suisses qualifiés 30 maçons suisses qualifiés J’insiste sur le fait qu’il faut des ouvriers qualifiés et qu’il ne s’agit pour le moment que d’une première «tranche» (pardon de l’expression); d’autres demandes suivraient. Les ouvriers doivent apporter eux-mêmes leurs outils et payer leurs frais de voyage jusqu’à une ville centrale à déterminer, probablement Toul qui est un grand centre pour la main d’œuvre étrangère [...] ( E 2001 (B) 2/51).↩
- 4
- Für die Tabelle vgl. dodis.ch/44776. Pour le tableau, cf. dodis.ch/44776. For the table, cf. dodis.ch/44776. Per la tabella, cf. dodis.ch/44776.↩
- 5
- Für die Tabelle vgl. dodis.ch/44776. Pour le tableau, cf. dodis.ch/44776. For the table, cf. dodis.ch/44776. Per la tabella, cf. dodis.ch/44776.↩
- 6
- Für die Tabelle vgl. dodis.ch/44776. Pour le tableau, cf. dodis.ch/44776. For the table, cf. dodis.ch/44776. Per la tabella, cf. dodis.ch/44776.↩
- 7
- Für die Tabelle vgl. dodis.ch/44776. Pour le tableau, cf. dodis.ch/44776. For the table, cf. dodis.ch/44776. Per la tabella, cf. dodis.ch/44776.↩
- 8
- Für die Tabelle vgl. dodis.ch/44776. Pour le tableau, cf. dodis.ch/44776. For the table, cf. dodis.ch/44776. Per la tabella, cf. dodis.ch/44776.↩
- 9
- Le Chef du Département de l’Economie publique ajoutait dans une lettre personnelle au Ministre de Suisse à Paris, datée du même jour: [...] Sie wissen ja, dass die Arbeitslosigkeit in unserem Lande einen bedenklichen Grad erreicht hat. Es handelt ich um ca. 70 000 total Arbeitslose und ungefähr ebensoviel teilweise Arbeitslose. Trotz alledem muss in den Besprechungen mit den französischen Behörden Vorsicht beobachtet werden. Wir möchten nicht, dass der Eindruck erweckt wird, als dass es heute schon sicher wäre, dass eine grosse Zahl von Arbeitern hingehen wolle. Es werden sich da eventuell noch grosse Schwierigkeiten ergeben und ich möchte nicht, dass ein grosser Apparat in Szene gesetzt wird und schliesslich dann nur eine kleine Anzahl von Leuten die Gelegenheit benützt. Unter solchen Umständen wird es am besten sein, wenn Sie sich einstweilen noch informieren, die Zahl der verfügbaren Arbeiter angeben, erklären, dass wir Schritte tun um festzustellen, ob und wie viele Leute bereit sind nach Frankreich zu gehen, dass Sie aber gleichzeitig betonen, dass es ein grosses Interesse für uns hätte, wenn uns die Möglichkeit gegeben würde, Arbeitskräfte abzuschieben. Ich glaube auch, dass die Leute gehen werden. Nur möchte ich nachher nicht durch die Verhältnisse desavouiert werden. Sie wissen ja, dass die Schweizer gelegentlich etwas anspruchsvolle Herren sind (E 2001 (B) 2/51).↩