Classement thématique série 1848–1945:
II. LES RELATIONS BILATERALES ET LA VIE DES ETATS
II.22. Russie
II.22.3. La politique en matière de Visas
Abgedruckt in
Diplomatische Dokumente der Schweiz, Bd. 8, Dok. 108
volume linkBern 1988
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Archiv | Schweizerisches Bundesarchiv, Bern | |
▼ ▶ Signatur | CH-BAR#E2001B#1000/1502#86* | |
Alte Signatur | CH-BAR E 2001(B)1000/1502 3 | |
Dossiertitel | Platten (Geheim) (1918–1921) | |
Aktenzeichen Archiv | A.43.5 |
dodis.ch/44750 Aide-Mémoire du Département politique1
Dr. Uhland spricht in der Passangelegenheit Platten vor.2 Ich bestätige ihm, dass von uns aus der Ausreise des Nationalrates nichts entgegenstehe. Er geht auf die Deutsche Gesandtschaft und bringt zurück, dass Legationsrat Dr. Benzler mich aufrufen wird.
Im Laufe beider Gespräche sagt mir Uhland, er sei während des Krieges Vertreter von S.S.S. Syndikaten in Berlin gewesen und sei kaufmännisch tätig. Er weist ein Laisser-passer der englischen Kontrollkommission in Berlin vor, aus welchem hervorgeht, dass er in deren Dienst stand (gez. Capt. Smith).
Tatsächlicher Chef der Soviet-Mission in Berlin sei Bratman-Bradotzki, während Victor Kopp (eine schüchterne Persönlichkeit) in Wirklichkeit wenig unternehme. Moskau habe ihn schon wiederholt abberufen wollen, ihn aber mangels an Ersatz (?) in Berlin belassen.
Uhland ist mit der «Rostrog» in Basel in Verbindung, er versichert, in Moskau keinerlei Gelder zu beziehen und empfiehlt die Anerkennung einer Handelsdelegation (mit ihm an der Spitze). Russland wolle 20–30 Millionen für kaufmännische Transaktionen in der Schweiz deponieren; um Missverständnisse wegen dieser Depots zu vermeiden, wünscht Uhland, dass man die Handelsvertretung anerkenne.
Ich antworte im Sinne der bisherigen Weisungen (freie Handelsbeziehungen mit Russland auf Gefahr der Interessenten). Dies veranlasste Uhland mich zu fragen, ob eine Note3, die Dr. Bagotzki uns wegen den Handelsbeziehungen mit Russland übergeben habe, bald beantwortet würde. Diese Note ist mir unbekannt, ich lade ihn ein, mit dem Volkswirtschaftsdepartement in Beziehung zu treten, wo man vielleicht näheres weiss, obwohl wir uns gegenseitig orientieren. (Ich vernehme später telephonisch durch Dr. Eichholzer, dass auch er von dieser Note nichts weiss.)
Uhland behauptet, Platten hätte seit einiger Zeit die extreme Richtung aufgegeben und eher in die nationale eingeschwenkt(?). So habe er neulich Moskauerprogramme abgelehnt, weil sie, auf deutsche Verhältnisse eingerichtet, auf unsere Schweizerverhältnisse nicht passen. Platten finde, in der gegenwärtigen Krisenzeit könne unser Land keine revolutionäre Experimente riskieren. Er will ruhigere Zeiten abwarten (?) und eben nach Moskau gehen, um die Soviets über unsere besondere Lage besser aufzuklären. Uhland behauptet, mit der Bundesanwaltschaft (Hodler) auf bestem Fusse zu stehen und ihr wichtige Personalinformationen zu beschaffen. (Nach meiner Information ist er dort aber schlecht notiert.)
Nachmittags telephoniert Benzler, um sich über unsere Stellung zur Reise Plattens zu erkundigen. Ich antworte, dass wir derselben keinerlei Hindernisse in den Weg legen. Darauf erwidert er, dass gemäss einer Weisung des Auswärtigen Amtes die Deutsche Gesandtschaft Platten das Visum verweigern werde, wie dies bereits für Belmont geschehen sei.
Uhland telephoniert später, um mir die Abweisung zu melden. Er schreibt diese der Tätigkeit eines Bayerischen Spezialdelegierten und Reichstagsabgeordneten zu, der in Zürich wohne (den Namen verstand ich nicht). Er behauptet, auf dem Auswärtigen Amte in Berlin hätte man ihm gesagt, der Einreise stehe nichts entgegen. Uhland scheint zu beabsichtigen, Platten zu raten, die Intervention des Herrn Departementsvorstehers zu verlangen.
Eindruck: Schlau, gutes Mundstück, Genre eines deutschen Commis voyageur. Unzuverlässig. Wir haben übrigens schon mit ihm peinliche Erfahrungen gemacht (Fall Schmid).
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