Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 8, doc. 102
volume linkBern 1988
more… |▼▶Repository
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2001B#1000/1503#1360* | |
Old classification | CH-BAR E 2001(B)1000/1503 49 | |
Dossier title | Kaiser Karl I. und sein Gefolge; Dokumente I, II, III und IV (1918–1922) | |
File reference archive | B.44.142.2 |
dodis.ch/44744 Notice du Président de la Confédération, E. Schulthess1
Der spanische Gesandte teilte mir heute in Abwesenheit des Herrn Bundesrat Motta folgendes mit:
Die Regierungen von England, Frankreich und Italien hätten bei der spanischen Regierung Schritte getan, um sie zu bestimmen, dem gewesenen Kaiser und König Karl den Aufenthalt in Spanien zu bewilligen.2 Die spanische Regierung prüfe zurzeit die Frage in wohlwollendem Sinne. Anhand der Depesche und in wörtlicher Wiederholung sagte mir Herr Reynoso «en s’inclinant devant les demandes des Gouvernements» und in einem ändern Moment sprach er sogar von einer Pression, die auf Spanien ausgeübt werde.3 Gleichzeitig habe auch die ungarische Regierung an Spanien eine entsprechende «Bitte» gerichtet.
Die Frage könne nun, fährt der Gesandte fort, nicht so rasch gelöst werden. Er sei beauftragt, sich mit dem Hofmeister und ändern Personen des Gefolges des Königs Karl in Beziehung zu setzen um festzustellen, um welche und wieviele Personen es sich handeln würde, welches die Wünsche und Ideen des Kaisers seien, wo er sich niederlassen wolle usw. Der Gesandte sei auch beauftragt sich zu erkundigen, aus welchen Mitteln der König leben könnte und auf welchem Wege ihm solche zur Verfügung gestellt werden. Siedle der König nach Spanien über, so werden dort Vorbereitungen getroffen werden müssen. Er setze voraus, dass beispielsweise ein Schloss hergerichtet werden müsse. Der König von Spanien, der ohne jedwelches Privatvermögen sei, sodass er beispielsweise ein ihm gehörendes, vor einigen Jahren abgebranntes Schloss nicht mehr aufbauen könne, sei nicht gerade entzückt. Er fürchte wahrscheinlich, dass er Geld ausgeben müsse, um eines seiner Schlösser herrichten zu lassen und das nötige Geld hiezu müsste er wahrscheinlich entlehnen.
Das alles hindere aber nicht, sagte der Gesandte ferner, dass die Frage wohlwollend geprüft werde, indessen werde es nicht möglich sein, alle Vorbereitungen so rasch zu treffen, dass die Übersiedlung auf Ende August erfolgen könne. Seine Regierung habe ihn daher beauftragt, dem Bundesrat die Frage zu stellen, ob dieser geneigt wäre, die Aufenthaltsbewilligung für Karl bis zum Monat Oktober zu verlängern.
Ich frug, ob ein Entscheid der spanischen Regierung zugunsten der Bewilligung des Aufenthalts Karls gefallen sei. Der Gesandte verneint dies, betonte aber nochmals, dass die Angelegenheit behandelt werde mit dem Wunsche, sie einer bejahenden Lösung entgegenzuführen.
Ich erkläre darauf, dass ich heute weder mich persönlich noch den Bundesrat irgendwie engagieren könne und betone, dass es dem Bundesrat angenehmer gewesen wäre, sich mit einer Verlängerung des Aufenthaltes nicht befassen zu müssen. Da indessen die spanische Regierung die Frage aufwerfe, so werde der Bundesrat sie natürlich prüfen. Es wäre aber von Bedeutung zu wissen, ob Spanien wirklich bereit wäre, der Übersiedlung und dem Aufenthalt Karls für den Monat Oktober zuzustimmen. Darüber konnte mir der Gesandte keine verbindliche Erklärung abgeben. Ich versprach dann, die Angelegenheit dem Bundesrat zu unterbreiten4 und dafür zu sorgen, dass ihm möglichst bald geantwortet werde. (Soweit die Unterhaltung mit dem Gesandten).
Bei diesem Anlass möchte ich noch feststellen, dass König Karl – nach persönlichen Mitteilungen, die ich erhalten habe –, sich durch die Verpfändung wertvoller, offenbar dem Kaiserhaus gehöriger Sachen Mittel beschafft und bei Banken Kredit nachsucht. Die Ausgaben für ihn und seine Suite, worunter seine Mutter und eine Tante, zusammen 60–70 Personen, sollen sehr hoch sein. Ich
gewann auch in vorstehend erwähntem Gespräch das Gefühl, dass man in Spanien fürchtet, Karl könnte nach kurzer Zeit nicht mehr über die nötigen Mittel
verfügen, um seinen Hausstand aufrecht zu erhalten.
Vor einigen Tagen war Herr Berger, Eigentümer des Hotel Hertenstein, bei
mir um mich zu bitten, doch den Aufenthalt Karls weiter zu gestatten. Er habe ihm
sein Hotel vermietet. Karl mache erhebliche Ausgaben, die der Umgebung zugute
kommen. Ich habe Berger gefragt ob der König ihn geschickt habe oder von seinem Schritt etwas wisse, was er verneinte. Es haben den Mann natürlich rein
geschäftliche Interessen geleitet.
- 1
- E 2001 (B) 3/49.↩
- 2
- D’après une lettre du Ministre de Suisse à Madrid, du 11 juin 1921, le gouvernement espagnol n 'avait encore reçu aucune demande de la part du Roi Charles en vue de son séjour en Espagne: Le Marquis de Lema [Ministre des Affaires étrangères]m’a dit qu’il n’avait eu ni directement, ni indirectement, aucune nouvelle que de semblables démarches eussent été faites (E 2001 (B) 3/49).↩
- 3
- D’après une lettre du Ministre de Suisse à Rome, du 30 juillet 1921, l’Ambassadeur d’Espagne lui aurait communiqué les renseignements suivants: Les Gouvernements de l’Entente ont fait de vives pressions auprès du Gouvernement de Madrid pour qu’il veuille bien recevoir sur sol espagnol le Roi Charles de Habsbourg. l’Espagne a répondu qu’elle était disposée à l’accueillir, mais à la condition qu’on fournisse à ce souverain détrôné des moyens suffisants d’existence. Le Roi Charles étant parent du Roi d’Espagne et très proche parent de la Reine mère, le Gouvernement espagnol ne saurait admettre qu’il vive dans une situation médiocre et incertaine. Actuellement il est entretenu principalement, paraît-il, par les dons de ses fidèles, ses propriétés ayant été saisies. Il convient donc que la Hongrie assure à ce souverain une liste civile lui permettant de tenir son rang et d’entretenir les soixante-cinq personnes de sa suite (E 2001 (B) 3/49).↩
- 4
- Dans sa séance du 15 juillet 1921, le Conseil fédéral décide de faire savoir au Représentant de l’Espagne: [...] der Bundesrat sei geneigt, dem König Karl den Aufenthalt in der Schweiz noch bis zum Oktober nächsthin zu gestatten, wobei der Bundesrat aber von der Voraussetzung ausgehe, Spanien werde den König Karl dannzumal aufnehmen und dieser werde das Anerbieten Spanien’s annehmen. Dem ungarischen Geschäftsträger wäre hievon in angemessener Weise Kenntnis zu geben (E 1005 2/1). Le Conseil fédéral était informé des difficultés nouvelles qui ont surgi dans le choix d’un nouveau lieu d’asile pour l’ex-empereur Charles à la suite de la démarche pressante du Chargé d’Affaires de Hongrie, le 13 juillet 1921: [...] Toutes les démarches faites jusqu’ici pour trouver un séjour au Roi de Hongrie pour l’époque où il devrait quitter la Suisse n’ayant pas encore abouti et ne pouvant plus espérer arriver à un résultat favorable en temps utile, le Gouvernement Hongrois adresse au Conseil fédéral la prière instante d’autoriser le séjour du Roi en Suisse au-delà du mois d’août. A différentes questions que je pose au Chargé d’Affaires au sujet des chances que peuvent avoir encore les démarches en cours, des raisons de l’échec des pourparlers engagés jusqu’ici, de la durée probable de la prolongation de séjour dont il s’agirait, M. de Parcher répond qu’il ne sait rien de plus. 11 dit seulement savoir que la situation actuelle est un véritable cauchemar pour le Gouvernement Hongrois. Que devra faire celui-ci si le Roi doit quitter la Suisse en août et ne sait où se rendre? Le faire rentrer en Hongrie, ce qui paraîtrait naturel, provoquerait les conséquences ou les plus graves ou les plus humiliantes: événements de guerre, si l’on cherchait à garder le Roi en Hongrie, ou bien le consentement forcé de laisser interner le Roi, sous la garde de ses ennemis, p.ex. dans quelque île de Dalmatie, ainsi que le projet en existerait (E 2001 (B) 3/49).↩