dodis.ch/44726
Le Consul général de Suisse à
Prag ue,
G. Déteindre, au Chef de la Division des Affaires étrangères du Département politique,
P. Dinichert1
Ich hatte heute die Ehre dem Herrn Aussenminister Dr. Benes die Rangerhöhung unseres Konsulates2 persönlich mitzuteilen, ihm unsern Herrn Vice-Konsul Bergamin vorzustellen, und sah sich Herr Minister Benes nach Besprechung verschiedener akuter Angelegenheiten veranlasst, mir in offiziöser Weise Nachstehendes zu sagen. Herr Minister Benes betonte vor allem wiederholt, bisher von jedem offiziellen Schritte abgesehen zu haben und auch abzusehen, glaubt jedoch mich aufmerksam zu machen, dass die Angelegenheit Kaiser Karls für die Tschechoslovakische Republik von zu grosser Tragweite wäre, um nicht beachtet zu werden. Minister Benes betont, dass die Anwesenheit Kaiser Karls in der Schweiz stets und immer eine grosse Gefahr für den Frieden Mitteleuropas wäre, und die politische Lage der Tschechoslovakei immer beunruhigen würde. Er geht so weit, zu behaupten, dass die Vorkommnisse wie die Osterreise, eine Wiederholung haben werde und von Seiten der Tschechoslovakei sowie der übrigen Staaten der kleinen Entente die sofortige Mobilmachung sämtlicher Streitkräfte und Einmarsch nach Ungarn zur Folge habe. Dies soll Ungarn bereits schon bekannt gegeben worden sein. Herr Minister Benes glaubt, dass die Schweizerische Regierung kaum der kolossalen Gefahr und Verantwortung3 bewusst sei, die mit dem Aufenthalte des Kaiser Karls verbunden ist. Aus der ganzen im herzlichsten Tone geführten Besprechung, die nebenbei gesagt, nur vom Minister Benes geführt wurde, geht hervor, dass seitens der tschechoslovakischen Regierung einer Putschwiederholung in Ungarn mit grosser Angst und Pessimismus entgegengesehen wird, und die Anwesenheit Kaiser Karls in der Schweiz eine immense Gefahr für den Frieden in den Sukzessionsstaaten bedeutet. Herr Minister Benes hofft, dass der Schweizerische Bundesrat, das Asylrecht Kaiser Karls betreffend, noch nicht das letzte Wort gesprochen hat.