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Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 7-I, doc. 148
volume linkBern 1979
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E7350#1000/1104#1* | |
Old classification | CH-BAR E 7350(-)1000/1104 | |
Dossier title | Amerika (1914–1918) | |
File reference archive | 1 |
dodis.ch/43893 Le Délégué du Conseil fédéral pour les Questions économiques et industrielles, H. Heer, au Chef du Département de l’Economie publique, E. Schulthess1
Absprachegemäss werde ich Ihnen die zwei Arten von Berichten senden, nämlich:
1.) Impressionen und Resultate von Konversationen allgemeiner Art, welche Gegenstand von Spezialberichten sein werden. Ich werde dabei versuchen, die Stimmung in Paris wiederzugeben.
2.) Verhandlungsberichte, welche den Fortgang unserer Besprechungen hinsichtlich des Abkommens mit den Ver. Staaten, Frankreich und England zeigen werden.
Die letztem werden bereits morgen Nachmittag beginnen und zwar vorläufig mit Frankreich allein. Herr Piaton hat mit Herrn Seydoux diesbezüglich Fühlung genommen, und es ist eine Sitzung für morgen Nachmittag 4 Uhr angesagt.2
Mit Herrn Dunant konnten wir während unserer Rückreise (im Salonwagen des Herrn Ador) eingehend Fühlung nehmen. Ferner haben wir heute eine Besprechung gehabt über die verschiedenen Programmpunkte.
Anlässlich eines Gesprächs über die Kredite an Frankreich erwähnte Herr Dunant eint Anfrage, welche vor Monatsfrist seitens einer hochgestellten Persönlichkeit, die als Financier der Regierung nahesteht, an ihn gerichtet wurde. Darnach hätte Frankreich die Absicht, anlässlich der Friedensverhandlungen von Deutschland zu verlangen, dass ihm die Forderung, welche sich für Deutschland an die Schweiz aus der Finanzierung des Gotthards s. Z. ergab und welche zum Gotthard vertrag geführt hat, an Frankreich abgetreten werde! Frankreich hätte sodann die Absicht, diesen Betrag zur Tilgung seiner Schulden an die Schweiz zu verwenden.
Herr Minister Dunant hat diese Mitteilung auch Herrn Ador gemacht, nachdem er, wie ich zu verstehen glaubte, schon anfangs Januar darüber dem Politischen Dept. berichtet haben soll.(!)3
Ich erwähne diese Angelegenheit deswegen, weil durch diese Art der Tilgung von Schulden seitens Frankreich die Schweiz kein neues Geld erhalten würde, sondern diese Operation würde in ihrer Wirkung derjenigen gleichen, welche sich aus dem Rückkauf der 132 Millionen Schweizer-Werte, die aus Amerika zurückgebracht werden sollen, ergeben wird. Damit bekäme aber das hier nun zu diskutierende Finanzgeschäft eine Ausdehnung, welche jedenfalls noch geprüft werden sollte. Ich wollte daher nicht verfehlen, Sie auf diese Anregung aufmerksam zu machen, welche vorläufig noch keinen offiziellen Character zu haben scheint, aber je nach dem Ausfall der Antwort seitens der Schweiz sehr bald spruchreif werden könnte.
Herr Dunant teilte mir heute noch einen Ausspruch mit, welcher in einem Gespräch zwischen ihm und Maréchal Foch gefallen ist: Herr Dunant sprach mit Foch über die zukünftige Gestaltung der allgemeinen Verhältnisse und deren Rückwirkung auf die Schweiz, wobei Herr Dunant wohl hoffte, im Sinne Ihrer Anregung, gewisse Richtlinien erhalten zu können, welche für uns (gemäss den Ideen des Herrn Nationalrat Frey) von Wert sein könnten.
Es scheint nun aber, dass auch bei den Alliierten noch durchaus keine Klarheit hinsichtlich der Zukunft herrscht. Man wird froh sein, wenn wenigstens Mittel und Wege gefunden werden, um einmal so glatt als möglich über die nächste Zeit hinwegzukommen. Diese Ansicht findet ihren Ausdruck in folgendem Ausspruch Fochs: «Il s’agit de faire le pont jusqu’après la paix». Es scheint mir, dass auch für uns es sich einmal darum handeln muss de faire le pont bis zum Herbst und aufmerksam den Ereignissen zu folgen, um ja nicht den Anschluss zu verlieren. Unsere Gespräche während der Reise mit Herrn Piaton haben mich in dieser Ansicht bestärkt.
Tags
Economic and financial negotiations with the Allies (World War I)