Abgedruckt in
Diplomatische Dokumente der Schweiz, Bd. 7-I, Dok. 126
volume linkBern 1979
Mehr… |▼▶Aufbewahrungsort
Archiv | Schweizerisches Bundesarchiv, Bern |
▼ ▶ Signatur | CH-BAR#E2200.41-02#1000/1671#9246* |
Alte Signatur | CH-BAR E 2200 Paris 1 1551 |
Dossiertitel | Charbon - Approvisionnement de la Suisse en charbon, Teil 1 (1919–1919) |
Aktenzeichen Archiv | 463 |
dodis.ch/43871
Le Chef du Département de l’Economie publique, E. Schulthess, au Ministre de Suisse à Paris, A. Dunant1
Wir erhielten am 18. Januar die Kopie Ihres Schreibens, das Sie am 9. Januar an das Politische Departement in der Kohlenfrage gerichtet haben und bemerken darauf folgendes:2
1) Herr Gorjat hat sich, wie Sie richtig bemerken, in Paris der Kohlenfrage im allgemeinen zu widmen; er hat neben den besetzten Gebieten auch alle Fragen, die sich auf Frankreich und auf Belgien beziehen, zu behandeln. Er wird in der Regel in Paris oder auf der Reise sein. Die Abordnung des Herrn Butticaz nach Saarbrücken beruht auf einem Wunsche der französischen Regierung, den Sie uns übermittelt haben. Was Herrn Joerin-Sohn betrifft, so halten die Interessenten, welche die Verhältnisse kennen, unseres Erachtens mit Recht dafür, dass jemand sich ganz speziell den Speditionsfragen, dem Transporte der Wagen nach der Saar und evtl. nach der Rheinprovinz, bei Köln, und der Rückspedition der Wagen widmen muss. Gerade Ihre neuesten Berichte, wonach die Wagen in Saarbrücken nicht angekommen sind, beweisen, dass die Spedition durch das Eisass überwacht werden muss; denn die Schweiz hat die nötigen Wagen zur Verfügung gestellt. Sie sind aber offenbar unterwegs stecken geblieben. Es ist sehr schwer, wenn in einer so wichtigen Frage diejenigen Kreise, die die technischen Kenntnisse haben, eine Massregel vorschlagen, sie abzulehnen; und hatte man das in Beziehung auf Herrn Joerin getan, so wären spätere Reklamationen im Falle ungenügender Kohlenlieferung nicht ausgeblieben. Dazu kommt, dass Herr Butticaz nicht mehr ganz jung ist, während Herr Joerin eben als junger Mann herumgeschickt werden kann und sich tummeln soll.
Was die Reise der Herren Hirter und Joerin-Vater nach Belgien betrifft, so haben die Herren selbst diese Anregung gemacht, die wiederum aus Interessentenkreisen lebhaft unterstützt wurde, weil die Genannten die Zechen-Verhältnisse kennen und viele persönliche Relationen in Belgien haben. Ich selbst habe aber die Herren bewogen, für einmal hier zu bleiben und die Aktion in Belgien Herrn Gorjat zu überlassen, der inzwischen bei Ihnen eingetroffen sein dürfte. Die Zentralisation, die Sie anregen, ist getroffen; es geschieht nichts, womit Herr Gorjat nicht einverstanden ist; wir haben mit ihm darüber gesprochen und uns über das ganze Programm geeinigt. Im übrigen wurde von unserer Gesandtschaft in Brüssel der Wunsch ausgesprochen, dass eine Delegation dorhin komme. Wir haben daher Herrn Gorjat gebeten, statt nach Saarbrücken mit Rücksicht auf die eingetretene Verzögerung direkt nach Paris und Brüssel zu reisen.
Die Mitteilung, dass Frankreich 60000 Tonnen Kohle aus der Saar und 15000 Tonnen Braunkohle aus Köln liefern wolle, haben wir in einer offiziellen Mitteilung zur Kenntnis gebracht. Die Kopie liegt bei. Vielleicht hätte die französische Übersetzung den Dank noch etwas wärmer ausdrücken können, aber wir können in Gottes Namen nicht alle Einzelheiten persönlich überwachen. Es ist also vollständig unrichtig, dass diese Mitteilung durch eine Havas-Meldung publiziert worden sei. Unser Communiqué wurde am 4. Januar herausgegeben und erschien in der ganzen Schweizer-Presse.
Überdies haben wir noch einen besondern Artikel in der «Neuen Zürcher-Zeitung» veranlasst. Die Havas-Meldung bezog sich auf die 36000 Tonnen, die früher zugesagt worden waren, und nicht auf die 60000 resp. 75000 Tonnen.
Das alles schliesst ja nicht aus, dass man diesem Punkte der Publikation in Zukunft noch grössere Aufmerksamkeit widmet und wir danken Ihnen, dass Sie uns darauf aufmerksam machen.
Was den Dank an die französische Regierung anbetrifft, so kennen wir ja Ihre diplomatische Gewandtheit und Erfahrung und haben ohne weiteres angenommen, dass Sie alter Übung gemäss ohne weiteres den Dank aussprechen. Wenn Sie Gelegenheit haben, so bitten wir Sie, es zu wiederholen und zu betonen, dass Sie nochmals einen Auftrag hiefür erhalten haben.
Sie dürfen jedoch nicht vergessen, dass auch heute noch, trotz dem zweifellosen Entgegenkommen der französischen Regierung unsere Kohlenversorgung äusserst prekär ist, und dass wir einer Katastrophe entgegeneilen, wenn uns nicht in einem ganz ändern Masse geholfen wird; denn unser Kohlenbedarf ist monatlich mindestens 200000 Tonnen. Sie werden somit verstehen, dass eben unsere Sorgen noch lange nicht behoben sind. Wir haben Herrn Ador darüber aufgeklärt, der speziell davon reden wird, und auch Herr Gorjat ist in alle Einzelheiten eingeweiht. Es wäre von ihnen nun also gemeinsam mit Ihnen darauf hinzuweisen, dass wir auf Deutschland nicht zählen können und infolgedessen dringend bitten müssen, grössere Kohlenlieferungen an die Schweiz ins Auge zu fassen, wenn nicht Arbeitslosigkeit mit allen ihren Folgen Einzug halten soll. Dazu kommt nun, dass ja nach den neusten Berichten für den Januar nicht 60000, sondern nur 44 600 Tonnen Kohle aus der Saar kommen sollen, was natürlich wiederum sehr unliebsam ist.
Sie werden wohl die nächsten Tage nicht viel Gelegenheit haben, sich mit der Frage abzugeben; immerhin wäre es doch sehr nötig, dass Sie oder Herr Gorjat von neuem auf unsere Not hinweisen und gleichzeitig das bisher Zugesagte wärmstens verdanken.
Wir möchten nicht unterlassen, Ihnen für die grosse Mühe, die Sie sich in der Angelegenheit gegeben haben, ebenfalls unsern verbindlichsten Dank auszusprechen.
- 1
- Lettre: E 2200 Paris 1/1551. Kohlenfrage.↩
- 2
- Dans cette lettre, Dunant écrivait: [...] . Votre télégramme quinze m’annonce en outre le prochain départ pour la Belgique de M. le Conseiller National Hirter et de M. Joerin père; comme je suis également accrédité à Bruxelles, je serai heureux de faire mon possible pour la réussite de cette mission. Toutefois, permettez-moi de vous rendre attentif au fait qu’il vaudrait beaucoup mieux centraliser toute la question de l’importation en Suisse du charbon fourni par l’Entente entre le moins de mains possible, je crois que nous n’aurions qu’à y gagner; en effet, vu la crise intense de charbon qui sévit en France, je doute fort que la Belgique puisse nous livrer du charbon sans en avoir d’abord référé à son Alliée et il me semble dès lors probable que M. Gorjat, accrédité auprès de la Légation en France pour les questions de charbon, devra certainement se rendre aussi à Bruxelles pour être au courant de ce qui s’y fait. Vous m’avez si souvent demandé, M. le Conseiller Fédéral, d’être tout à fait ouvert vis-à-vis de vous et de vous faire franchement remarquer les choses qui me paraissent clocher que je m’en voudrais de ne pas vous citer ce qui suit: Lorsque j’ai eu la grande satisfaction de vous télégraphier la décision du Gouvernement français de nous accorder par mois 60.000 tonnes de charbon de la Sarre et 15.000 tonnes de lignite de Cologne, je m’attendais chaque jour à ce que les Autorités fédérales publieraient dans nos journaux la bonne nouvelle avec quelques mots de reconnaissance pour le Gouvernement français et me chargeraient en outre d’exprimer leur gratitude au Cabinet de Paris. J’ai vainement attendu et je crains que le Gouvernement français n’ait lui aussi attendu avec quelque déception jusqu’au moment où il s’est décidé à faire, le 4 de ce mois, le communiqué Havas que vous savez. Cette note Havas a alors provoqué un complément d’informations de la part de l’agence télégraphique suisse, (voir les journaux suisses du 6 janvier 1919). A dire vrai, je suis certain que vous partagerez mon opinion, il eût été plus chic de notre part d’agir spontanément avant l’intervention de Havas. Au surplus, il va de soi que je n’ai point omis d’exprimer au Ministère des Affaires étrangères «la profonde satisfaction et la grande reconnaissance» avec lesquelles le Gouvernement fédéral a appris la décision du Gouvernement français.[...] (E 2200 Paris 1/1551).↩