Également: Notice sur la situation économique de la Suisse: les principales revendications suisses en matière d’approvisionnement, de communications, de commerce. Annexe de 26.12.1918
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 7-I, doc. 67
volume linkBern 1979
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR# E2200.41-02#1000/1671#9078* | |
Old classification | CH-BAR E 2200.41-02(-)1000/1671 905 | |
Dossier title | Affaires commerciales, Teil 1 (1919–1919) | |
File reference archive | 2/1-50 |
dodis.ch/43812
Le Chef du Département de l’Economie publique, E. Schulthess, au Ministre de Suisse à Paris, A. Dunant1
Die nunmehrige politische Situation der Welt und speziell Europas stellt die Schweiz vor eine ganze Reihe schwieriger Probleme, die in der beiliegenden Notiz ganz kurz skizziert sind. Diese Notiz enthält natürlich keineswegs eine endgültige Meinungsäusserung. Sie wird einzelnen Experten unterbreitet und bezweckt bloss die Anregung der Diskussion. Sie soll Vorschläge für eine Lösung provozieren.
Die Bedeutung der Frage wird Ihnen nicht entgehen. Davon, ob und wie wir wirtschaftlich bestehen können, hängt überhaupt alles ab. Politisch wird man uns, soviel heute übersehen werden kann, kaum antasten, während eine wirtschaftliche Ingerenz zu fürchten und grosse wirtschaftliche Schwierigkeiten nicht ausgeschlossen sind. Die beiliegende Notiz ist nur für Sie, Herr Minister, bestimmt und soll natürlich keineswegs der französischen Regierung mitgeteilt werden. Dagegen wäre es von grösster Bedeutung für uns, wenn festgestellt werden könnte, in was eigentlich die Pläne Frankreichs und der Alliierten bestehen.
1.) Gedenken die Alliierten den Zentralmächten im Präliminarfrieden Bedingungen aufzuerlegen, die auf eine wirtschaftliche bzw. handelspolitische Bevorzugung der Sieger hinausgehen, die z.B. darin bestehen könnte, dass den Alliierten ein Vorzugssystem für ihren Import eingeräumt würde, so dass also beispielsweise französische Waren, die nach den Zentralmächten gingen, kleinere Zölle bezahlen würden, als die anderer Länder. Selbstverständlich würde darin, wenn die Schweiz nicht das gleiche Recht genösse, eine gewaltige Schädigung unseres Landes liegen.
2.) Gedenken die Alliierten beispielsweise von den Zentralmächten Rohstoffe zu Preisen sich auszubedingen, die unter den allgemeinen Exportpreisen stünden, so dass also z.B. die französische Industrie billigere Kohlen aus Deutschland erhielte, als die Schweiz sie erhalten könnte. Die Folge läge auf der Hand: Die schweizerische Industrie, soweit sie auf einen wesentlichen Kohlenverbrauch angewiesen ist, würde damit an Konkurrenzfähigkeit verlieren.
3.) Gedenken die Alliierten auf Roh- und HülfsstofTen Exportgebühren oder Ausfuhrzölle zu erheben, sei es aus fiskalischen, sei es aus handelspolitischen Gründen. Die Folge läge wiederum auf der Hand: Die Schweiz würde in die Unmöglichkeit versetzt, auf dem Weltmärkte zu konkurieren.
4.) Was gedenken die Alliierten und speziell Frankreich, in Beziehung auf ihr eigenes Zollregime vorzukehren. Sollen die Neutralen, speziell auch die Schweiz, vor hohe Schutzzölle gestellt werden, um die französische Industrie zu schützen.
Das sind einige Fragen, die vorsichtig abgeklärt werden sollten. Natürlich kann es sich nicht darum handeln, dass man sie tel quel der dortigen Regierung stellt, sondern es ist die Aufgabe des Herrn Gesandten, auf dem ihm gutscheinenden Wege vorsichtig, vielleicht gesprächsweise, nach und nach, und bei verschiedenen Stellen, evtl. auch durch Unterhaltung mit Politikern, die nicht der Regierung angehören, festzustellen, welches die Absichten der alliierten Regierungen sind, falls überhaupt schon Klarheit hierüber besteht.
Wir bitten Sie also, uns über die Angelegenheit Ihre Ansicht mitzuteilen, evtl. uns auch Vorschläge über das geplante Vorgehen machen zu wollen.
- 1
- Lettre: E 2200 Paris 1/1517.↩