dodis.ch/43779
Aide-Mémoire de l'Adjoint de la Division des Affaires étrangères du Département politique,
W. Thurnheer1
Dr. Stefan Freiherr Haupt von Buchenrode, Vertreter des deutsch-österreichischen Staates, Bern, spricht vor und weist mir ein Beglaubigungsschreiben der deutsch-österreichischen Regierung vor. Ich nehme Kenntnis von dessen Inhalt und gebe ihm das Dokument hernach zurück mit dem Ersuchen dasselbe seinerzeit Herrn Paravicini oder dem Bundespräsidenten zu überreichen. Ich gebe ferner, gemäss Auftrag des Herrn Bundespräsidenten Calonder, Herrn Haupt davon Kenntnis, dass die schweizerische Regierung die Mission, jedenfalls so lange die deutsch-österreichische Regierung von uns nicht anerkannt sei, ebenfalls nicht offiziell als Gesandtschaft anerkennen könne, dass die schweizerische Regierung jedoch gerne bereit sei de facto mit der Mission in Beziehung zu treten.
Was den Kurierdienst anbetrifft bedaure ich, dass ein solcher aus prinzipiellen Gründen nicht zugestanden werden könne, hingegen sei eine Lösung dieser Frage auf einfache Weise darin zu finden, dass die bisherige österreichische k.u.k. Gesandtschaft, die ja auch heute noch bestehe, Kuriere entsende; der ganze Kurieretc. Verkehr müsse über diese Amtsstelle geleitet werden. Haupt ist einverstanden.
Haupt äussert dann den Wunsch, die schweizerische Regierung möge vermitteln, dass er mit den Vertretern der Entente, namentlich mit den Amerikanern, direkt verkehren könne; es sei ihm daran hauptsächlich wegen rascher Abwicklung der Verproviantierungsfragen sehr gelegen; wenn eine rasche Versorgung Österreichs mit Lebensmitteln nicht möglich sei, so bedeute das Hungersnot und Obsiegen der Bolschewiki in Österreich; es sei also eine Frage, an der ganz Europa interessiert sei. Ich antworte, dass ich die Anregung betreffend Verkehrsvermittlung mit der Entente meinem Chef unterbreiten werde; ich könne ihm nicht sagen, ob die Schweiz in der Lage sei, dem Wunsche zu entsprechen.
Haupt wünscht dann weiterhin, dass wir der Entente zur Kenntnis bringen, sie möchte keine rein deutschen Städte durch Italiener oder gar südslavische Truppen besetzen lassen, sondern durch amerikanische oder englische, ansonsten Schwierigkeiten von seiten der Bevölkerung zu gewärtigen seien. Ich antworte, Herr Haupt möchte mir die Wünsche in einem schriftlichen Memorandum unterbreiten.
Haupt möchte Bundespräsident vorgestellt werden. Antwort: Tunlicher, wenn Sie sich Montags vorerst Herrn Paravicini vorstellen und durch ihn beim Präsidenten einführen lassen; sollte Paravicini auch Montags noch unpässlich sein, bin ich gerne bereit Sie einzuführen.2