dodis.ch/42222

Protokoll der Sitzung des Bundesrates vom 31. Juli 18831

3883. Tessiner Bistumsfrage

Schon zu wiederholten Malen, leztlich durch das Organ des Herrn Pedrazzini,

seines Delegirten an der Konferenz mit dem Herrn Bundespräsidenten vom 25. Juli, hatte der tessinische Statsrat erklärt, dass weder Volk noch Regierung zu einem wenn

auch nur provisorischen Anschlüsse des Kantons Tessin an das Bistum Chur ihre Zustimmung geben würden.2

In Bestätigung der von Herrn Pedrazzini gemachten Vorschläge erklärt sich nun der Statsrat in seiner Zuschrift vom 27. Juli.3 bereit, angesichts des hierseitigen Widerstandes gegen die Errichtung eines selbständigen Tessiner Bistums in die provisorische Verwaltung durch einen apostolischen Vikare inzuwilligen und sich in dieser Richtung beim hl. Stuhle zu verwenden, auch einer allfälligen Wahl des Herrn

Lachat auf diesen Posten sich nicht zu widersezen, falls diese Wahl den Bundesrat veranlassen könnte, auf seinen Beschluss vom 24. Oktober abhin4 zurükzukommen und der vorstehenden Kombination seine Zustimmung zu erteilen.

Entsprechend dem Antrage des Departements wird beschlossen:

Dem Statsrat des Kantons Tessin ist zu erwidern, dass der Bundesrat, obzwar er

seinen frühem Vorschlag noch immer sowohl im allgemeinen schweizerischen, als im

speziell tessinischen Interesse als die beste Lösung der Frage betrachte, dennoch

geneigt sei, zu der vorgeschlagenen Verständigung, welche es zugleich ermöglichen

würde, den gegenwärtigen Zuständen im Bistum Basel ein Ende zu machen, Hand zu bieten, und zwar auf folgender Grundlage.

1. Herr Lachat würde auf Titel und Würde eines Bischofs von Basel Verzicht leisten. Die Bezeichnung seines Nachfolgers hätte nach einem zwischen dem hl. Stuhle,

dem Bundesrat und den beteiligten Kantonen zu vereinbarenden modus vivendi

stattzufinden, oder auch würden sich die verschiedenen Beteiligten sofort über die Wahl des neuen Bischofs von Basel zu verständigen suchen, wobei die Rechte der

Kantone für die Zukunft übrigens erhalten blieben.

2. Die Amtstätigkeit des Herrn Lachat wäre eine durchaus provisorische. Sie würde aufhören, sobald man sich über ein endgültiges Arrangement geeinigt hätte.

Sollte ein derartiges definitives Arrangement bei einem etwaigen Ableben des Herrn

Lachat noch nicht zu Stande gekommen sein, so würden in diesem Falle die Beteiligten sich über die zu treffenden provisorischen Massnahmen verständigen.