Thematische Zuordung Serie 1848–1945:
VI. EISENBAHNEN
3. Die Frage der Beteiligung am Bau der Arlbergbahn
Darin: Österreich wäre möglicherweise bereit, die Arlbergbahn mit Hilfe schweizerischen und französischen Kapitals zu realisieren, doch müsse die Initiative dazu von der Schweiz ausgehen. Annex vom 26.6.1879 (CH-BAR#J1.2#1000/1310#35*).
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 3, doc. 172
volume linkBern 1986
more… |▼▶Repository
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2200.53-06#1000/1751#388* | |
Old classification | CH-BAR E 2200.53-06(-)1000/1751 85 | |
Dossier title | Politische Berichte (1880–1880) | |
File reference archive | I |
dodis.ch/42151
Ihre heute eingegangene Depesche vom 17. d. M.2 veranlasst mich Ihnen über den Verlauf den die Arlberg-Frage in der letzten Zeit genommen hat folgende Mittheilungen behufs genauer Orientirung zu machen.
Am 29. November vor. J.3 theilte Ihnen das politische Departement mit, dass die Erbauung der Arlbergbahn in der Schweiz ein sehr lebhaftes Interesse errege, und dass sogar von einzelnen Blättern eine finanzielle Unterstüzung dieser Bahn von Seite der Schweiz befürwortet worden sei. Sie wurden daher ersucht gelegentlich in geeigneter Weise Herrn von Schwegel von dieser Stimmung zu verständigen nachdem Sie demselben mitgetheilt hätten, dass Ihrer persönlichen Ansicht nach die Arlbergbahn nur für eine kleine Zahl schweizer. Bahnen von Werth wäre.
Am 27. Dezember berichteten Sie sodann über eine Unterredung welche der Handels-Minister Baron von Korb mit Ihnen über die gleiche Frage gepflogen hatte. In diesem Berichte4 ist folgender Passus enthalten: «Aus dem Gespräche mit Baron Korb empfing ich den Eindruck, dass ihm weit weniger um eine Geldsubvention unserseits als um den Staatsvertrag (über die Anschluss- und Tariffrage) zu thun sei. Es ist diess auch in sofern begreiflich als die schweizerische Subvention, wenn eine solche wirklich geleistet würde, doch nicht so bedeutend ausfallen könnte, dass sie für Österreich sehr ins Gewicht fallen würde, was indessen der Fall wäre, wenn ausser der Schweiz auch Frankreich zur Betheiligung beigezogen würde, letzteres scheint man aber hier durchaus nicht anzustreben.»
Dieser Bericht stand mit der Auffassung, welche den Besprechungen des hiesigen österreichischen Gesandten mit unserm Eisenbahn-Departemente zu Grunde lag wenig im Einklang und theilweise sogar im Widerspruch. Wir waren hier zu der Annahme berechtigt, dass Österreich eine Betheiligung Frankreichs geradezu wünsche und dass eine Betheiligung der Schweiz ebenfalls genehm sein würde. Dabei wurde hierseits als selbstverständlich angenommen, dass daherige Anträge von Seite Österreichs gewärtigt würden.5
Dieser für uns auffallende Widerspruch veranlasste den Unterzeichneten dem Herrn von Ottenfels Ihre Depesche vom 27. vor. M. auszüglich d. h. mit Weglassung der Stellen die für Herrn Korb irgendwie unangenehm hätten sein können mitzutheilen, um ihn um eine definitive Lösung resp. um eine bestimmte Eröffnung von Seite seiner Regierung zu ersuchen. Herr von Ottenfels antwortete darauf mit der Note vom 9.d.M.6 von welcher ich Ihnen eine Abschrift beilege. Damit war endlich die nötige Klarheit in die Situation gebracht.
Wenn von Seite Österreichs für das Zustandekommen der Arlbergbahn ein ähnlicher Weg hätte beschritten werden wollen, wie diess von Seite der Schweiz in Bezug auf den Gothard geschah, so hätten hieraus für uns ohne Zweifel mannigfache und wesentliche Vortheile hervorgehen können und es ist bei dem ganz eminenten Interesse dieser Verbindung für unser Eisenbahnwesen keineswegs unwahrscheinlich, dass sich das Land gegen entsprechende Gegenleistungen zu finanziellen Opfern verstanden haben würde. Diese Opfer können wir uns aber ersparen sobald Österreich erklärt die Bahn allein bauen zu wollen oder besser gesagt sobald es seiner Erklärung thatsächliche Folge giebt.
Der Bundesrath hat nun nach Eingang der Note des Herrn Ottenfels das Eisenbahndepartement ermächtigt die betheiligten Eisenbahngesellschaften zu einer Conferenz einzuberufen um dieselben zu der Erklärung zu veranlassen unter welchen Bedingungen sie bereit seien dem von Österreich gestellten Begehren zu entsprechen.7 Nach dem in dieser Conferenz von den Bahnen die in der Anlage enthaltene Erklärung8 abgegeben worden war, beantwortete der Bundesrath heute (den 20. Januar) die österreichische Note dahin, dass er sein Eisenbahndepartement beauftragt habe mit Herrn von Ottenfels die gewünschten Verhandlungen zu pflegen. Die daherigen Conferenzen werden ohne Zweifel schon nächste Woche beginnen und zwar unter Assistenz von Delegirten der Schweiz. Bahnverwaltungen und eines von Wien erwarteten Eisenbahnbeamten.9 Das Departement wird nicht ermangeln Sie auch über die weiteren Vorgänge in dieser wichtigen Angelegenheit im Laufenden zu erhalten.