Classement thématique série 1848–1945:
V. CHEMIN DE FER DU GOTHARD
Abgedruckt in
Diplomatische Dokumente der Schweiz, Bd. 2, Dok. 384
volume linkBern 1985
Mehr… |▼▶Aufbewahrungsort
Archiv | Schweizerisches Bundesarchiv, Bern | |
▼ ▶ Signatur | CH-BAR#E2300#1000/716#84* | |
Alte Signatur | CH-BAR E 2300(-)1000/716 46 | |
Dossiertitel | Berlin, Politische Berichte und Briefe, Militärberichte, Band 1 (1867–1873) |
dodis.ch/41917
Heute Nachmittags 23 /4Uhr liess Fürst Bismark den Grafen de Launay u. mich zu sich auf 3 Uhr zur Unterzeichnung des Gotthardvertrages berufen. Um 4 Uhr, unmittelbar nachdem wir den Fürsten verlassen, expedirte ich das Telegramm2, welches Ihnen die geschehene Unterzeichnung mittheilte, u. liess den Staatsvertrag selbst sofort in einem chargirten Pli der Briefpost übergeben, so dass Sie also spätestens im Laufe des 30. October in Besitz des Aktenstükes kommen werden.
Einige Minuten nachher wurde mir auch Ihr Telegramm3 zugetragen, welches den Zweifel hinsichtlich des Vertragsdatums erörterte. Wirklich hatte vorgestern Abend spät Graf Launay, als ich gerade bei ihm zu Besuch war, aus Rom ein Telegramm im nämlichen Sinne erhalten u. im Laufe des gestrigen Tages wurde zwischen ihm und dem Reichskanzleramt vereinbart, dass Graf Launay das italienische Ministerium ersuchen sollte, das dortige Ratifikationsinstrument entweder mit offen gehaltenem Datum oder mit Datum vom 28. ausfertigen und abgehen zu lassen, u. Graf Launay hat auch, dem entsprechend, gestern noch nach Rom telegraphirt.
Dass das Reichskanzleramt vor dem 28. nicht zur Unterzeichnung schreiten wollte, hat seinen Grund darin, dass es die Frage zuerst im Bundesrath zur Schlussnahme bringen wollte u. letzterer erst heute dazu gelangte, über die Sache im Plenum zu beschliessen. Dann war Fürst Bismark selbst vorgestern u. gestern mit dem Kaiser auf Jagd abwesend. Eine Antedatierung war mit Rüksicht auf die erst heute erhältliche Schlussnahme des Bundesraths nicht thunlich.
Obgleich ich von dem Verlauf aller dieser discrimina rerum Kenntniss hatte, wollte ich doch hierüber an Sie keine besonderen Mittheilungen machen, um die Reibung der einander kreuzenden Telegramme nicht zu vermehren, sicher, wie ich war, dass die Unterzeichnung mit Rüksicht auf uns in Bern u. die dortige Ausfertigung der Ratifikationsurkunde zeitig genug vollzogen werden würde.
Wie ich höre, ist vom Reichskanzleramt beim auswärtigen Amt auf morgen ein Cabinetscourrier bestellt worden, von dem ich annehme, dass er die Bestimmung habe, die hiesige Ratifikationsurkunde nach Bern zu bringen4.
Tags
Eisenbahn Alpentunnel Gotthardbahn, Planung (1851–1871)