Abgedruckt in
Diplomatische Dokumente der Schweiz, Bd. 1, Dok. 227
volume linkBern 1990
Mehr… |▼▶Aufbewahrungsort
Archiv | Schweizerisches Bundesarchiv, Bern | |
▼ ▶ Signatur | CH-BAR#J1.20#1000/1311#13* | |
Alte Signatur | CH-BAR J 1.20(-)1000/1311 1 | |
Dossiertitel | Briefwechsel mit diversen Persönlichkeiten (1849–1860) |
dodis.ch/41226
Im angenehmen Besitze Ihrer confidentiellen Zeilen vom 1.court.2, beehre ich mich, Ihnen zu melden, dass ich mich selbst kürzlich ein paar Tage in Dover aufhielt und dadurch Gelegenheit hatte, unter der Hand das Thun und Treiben der Schweizer-Legion, über deren Verhältnisse Sie Auskunft zu erhalten wünschen, einigermassen zu beobachten.
Sie wünschen hauptsächlich zu erfahren; 1. Wie stark die Truppe sei; 2. Ob sich nur Schweizer dabei befinden oder auch Ausländer und in dem letztem Falle, wie viele; 3. Wie die Behandlung der Schweizer von Seite der englischen Behörden sei; 4. Welches die Stimmung der Truppe im Allgemeinen sei; 5. Ob dieselbe die schweizerische Fahne trage, und 6. Wie die Soldaten financiell stehen und was sie für Sold erhalten?
So viel mir bekannt geworden, zählt die «Swiss Foreign Legion», welche nicht zu verwechseln ist mit der sog. «British Foreign Legion», die circa zehn Meilen von Dover auf der Ebene von Shorncliffe in Barraken campirt und meistentheils aus Norddeutschen besteht, ungefähr 1100 Bayonnette und liegt in den geräumigen Casernen auf den Höhen von Dover, wo früher die englische Garnison einquartirt war.
Es besteht diese Truppe ausschliesslich aus Schweizern, unter schweizerischen Officiren; nur der Stab und Zahlmeister sind Engländer. Unter Ersteren halten H. Oberst Sulzberger und H.Ch.E. Funk den temporären Rang von Oberst (Colonel) und Hauptmann Joh. Baumgartner den als Major, während ihrer Dienstzeit in der Legion. Wie man vermuthet, sind wenige Fälle vorgekommen, wo Nicht-Schweizer von schweizerischen Schriften Missbrauch machten, um in dieselbe aufgenommen zu werden.
Sowohl was Disciplin als auch Kleidung und Bezahlung anbelangt, sind die Schweizer den Englischen Truppen gleichgestellt und im Ganzen ist die Stimmung unter denselben, wie ich bemerkte, durchaus keine unzufriedene; ihr Betragen und ihre Haltung im Dienste schien mir im Allgemeinen sehr musterhaft; was von den englischen Behörden auch gebührend anerkannt wird.
Es hiess füglich, dass das schweizerische Wappen auf der Fahne dieser Legion einen gemeinschaftlichen Platz mit dem englischen finden soll; indessen habe ich solches officiell noch nicht vernommen und die Fahne selbst soll auch noch nicht existiren.
Die Bezahlung des Soldaten beträgt 1/- per Tag, so dass nach Abzug von Wäsche, etc., demselben ca. 4 pence für sein Bier und Taback per Tag übrig bleibt. Wie ich hörte soll aber das Kriegsministerium damit umgehen, diesen Sold im activen Service dann zu verdoppeln.
Auch hat die englische Regierung mit dem Gouvernement von Canada bereits Negociationen eröffnet, um denjenigen Soldaten, die es nachher wünschen wollten, Land dort unter billigen Bedingungen zur Verfügung zu stellen.
Die gesammte Legion, British Foreign und Swiss Foreign, wurde vorgestern von der Königin inspicirt und die lte Abtheilung der deutschen ist so weit vorgerückt, um demnächst, wenn nicht nach der Krim, nach der Ostsee abzusegeln.
Sobald der «Amended Act of Parliament» behufs «Enlistment of Foreigners» im Druck erschienen sein wird, so werde ich nicht ermangeln, Ihnen ein Exemplar davon zur Einsicht zu senden.
Schliesslich glaube ich Ihnen noch bemerken zu müssen, dass seit geraumer Zeit sich keine angeworbenen Schweizer mehr auf meinem Office präsentiren, um sich nach der Heimath spediren zu lassen.
Wenn Sie nun wünschen sollten, über diesen oder jenen Punkt dieser meiner Notizen, welche ich Ihnen ohne meine Verbindlichkeit gebe, nähere Aufschlüsse zu empfangen, so bin ich mit Vergnügen bereit, Ihnen solche, so weit es mir möglich, zu ertheilen /...]3
- 1
- Lettre: J.I.20.↩
- 2
- Non retrouvé.↩
- 3
- Sur l’enrôlement de Suisses en Grande-Bretagne, voir aussi la note du Ministre de Grande-Bretagne à Berne, G. Gordon, au Conseil fédéral du 22 décembre 1856 (E 2/1095), à laquelle sont jointes deux listes nominatives de 1207 Suisses engagés dans la Légion anglo-hélvétique et de 44 Suisses engagés dans la Légion anglo-italienne. Voir aussi le dossier Reklamation der Offiziere der ehemaligen Englischen Schweizerlegion, 1862–1866 (E 2/1096), et en particulier la pétition imprimée Vorstellung der Offiziere der ehemaligen Grossbritann. Schweizerlegion an die h. Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft: betreffend ihre Forderung an die Regierung Englands für rückständigen Retraitegehalt, du 28 février 1865.↩
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Neutralitätspolitik
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