Thematische Zuordung Serie 1848–1945:
III. BILATERALE BEZIEHUNGEN
22. Russland
22.1. Wiederaufnahme von Handelsbeziehungen
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 9, doc. 262
volume linkBern 1980
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2001C#1000/1542#6* | |
Old classification | CH-BAR E 2001(C)1000/1542 1 | |
Dossier title | Berliner Abkommen 1927 (1927–1927) | |
File reference archive | B.15.0 • Additional component: Russland |
dodis.ch/45279
Der schweizerische Gesandte in Berlin, H.Rüfenacht, an den Vorsteher des Politischen Departementes, G. Motta1
Ich beehre mich, den Empfang des Telegramms der Abteilung für Auswärtiges vom 18. ds.2 zu bestätigen, nach dem ich am 9. März zur Entgegennahme der Instruktionen in Bern erwartet werde. Wie ich Ihnen bereits mitzuteilen mir erlaubte, werde ich am 7. März mit verschiedenen ändern Angehörigen des hiesigen Diplomatischen Corps einer Einladung der Stadt Leipzig zum Besuch der dortigen Mustermesse folgen. Ich werde am Abend desselben Tages direkt von Leipzig nach der Schweiz fahren und demnach Dienstag, den 8. März abends in Bern eintreffen. Ich werde also schon am Vormittag des 9. März bei Ihnen anfragen, zu welcher Stunde Sie mich empfangen können.
Herr Dr.Wolfers bat mich gestern, den Journalisten Herrn Scheffer noch vor dessen Abreise nach Moskau zu empfangen. Ich glaubte keinen Grund zu einer Ablehnung zu haben. Die beiden Herren waren gestern bei mir. Herr Scheffer hat nach seiner Angabe den schweizerisch-russischen Konflikt zuerst in Moskau zur Sprache gebracht, wo man ihm, allerdings ohne grosse Begeisterung, erklärt habe, dass die Russische Regierung jederzeit zur Beilegung bereit sei; dieselbe Mitteilung ist ihm, wie ich Ihnen bereits berichtete, dann auch hier in Berlin gemacht worden. Herr Scheffer glaubt, dass der Russischen Regierung heute wirklich an einer Verständigung mit der Schweiz gelegen sei. Sie wünsche tatsächlich, an der Weltwirtschaftskonferenz teilzunehmen, vielleicht weniger wegen der dort zu verhandelnden Fragen selbst, als aus Prestigegründen. Russland fühle sich nach der litauischen Krise und infolge des Konfliktes mit England isoliert und sehe sich gezwungen, seine Politik etwas zu mässigen. Die Regierung sei auch sehr enttäuscht darüber gewesen, dass die Verlegung der Weltwirtschaftskonferenz nach Amsterdam, wofür sie bereits Delegierte bezeichnet gehabt habe, abgelehnt worden sei. Herr Scheffer wollte von mir wissen, wie weit auf schweizerischer Seite die Geneigtheit zu einer Verständigung bestehe. Ich sagte ihm, dass ich am 9. März ohnehin in Bern sein werde, wobei die Frage der Unterhandlungen besprochen werden solle, immerhin in der Meinung, dass die Anerkennung de jure ausser Diskussion bleibe. Herr Scheffer äusserte die Befürchtung, dass ein längeres Schweigen der Schweiz von russischer Seite als Mangel an Geneigtheit zur Verständigung empfunden werden und die Russische Regierung selbst wieder zurückhaltender machen könnte. Er fragte mich, ob er der Russischen Botschaft sagen dürfe, es sei dies nicht die Bedeutung des bisherigen schweizerischen Stillschweigens. Ich erinnerte ihn daran, dass meine Regierung ja bereits durch ihn habe erklären lassen, zur Beilegung des Konfliktes auf annehmbarer Grundlage bereit zu sein, woran sich nichts geändert habe. Wenn die Besprechung in Bern erst im März stattfinden könne, so sei das ausschliesslich auf rein äusserliche Gründe zurückzuführen. Ich nehme an, dass Herr Scheffer dies der Russischen Botschaft mitteilen wird.
Ich benützte den Anlass, Herrn Scheffer Ihren Dank für seine Bemühungen auszusprechen.