dodis.ch/47723

L'Attaché militaire et de l’Air près la Légation de Suisse à Washington, H. Notz, au Service de Renseignements et de Sécurité de l’Etat-Major Général de l’Armée1

[...]2

Die in der Rede von Staatssekretär Cordell Hull vom 10.4.44. gemachten Ausführungen, dass nicht zugegeben werden könne, dass die Neutralen weiterhin durch Lieferungen von Rohmaterial und fertigen Erzeugnissen die Deutschen unterstützen, lässt erwarten, dass mit einer Verschärfung der wirtschaftlichen Druckmittel gegenüber diesen zu rechnen ist. Wenn auch, wie es scheint, die Schweiz nicht den Anlass zu dieser Erklärung gegeben hat, so muss sie trotzdem damit rechnen, die Auswirkungen einer verschärften Blockade-Politik zu spüren zu bekommen.

Es ist meines Erachtens kaum anzunehmen, dass die sog. materielle Hilfe der Neutralen einen entscheidenden Faktor in der kriegswirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands bedeutet, wenn diese so weit geschädigt sein soll, wie sie die zum Teil offiziellen Beurteilungen sehen oder sehen möchten; man ist versucht daraus den Schluss zu ziehen, dass man bei den verantwortlichen Stellen die Lage doch etwas anders beurteilt, als man dies gegenüber der Öffentlichkeit tut. Es ist auffallend, dass besonders in den militärischen Kreisen die Befürchtung ausgesprochen wird, dass man zu leicht dazu neigt, die industriellen Möglichkeiten und militärische Stärke Deutschlands zu unterschätzen und dass man vielerorts die Tendenz hat, den Wunsch mit der Wirklichkeit gleichzusetzen. Wie dem auch sei, müssen die Neutralen, oder die sogenannten opportunistischen Neutralen, sich mit der Tatsache abfinden, dass sie immer weniger ins Bild der allierten Kriegsführung passen. Bei der Beurteilung der Schweiz ist aus vielen spontanen Äusserungen zu entnehmen, dass sie im Vergleich zu den ändern Neutralen verschieden ist, denn die feste und würdige Haltung, trotz der vollständigen Abgeschlossenheit, hat ihren Eindruck nicht verfehlt. Wieweit jedoch diese Tatsache bei der schärferen Einstellung gegenüber den Neutralen ins Gewicht fällt, ist unmöglich zu beurteilen und es ist besser, sich keinen falschen Hoffnungen hinzugeben.