Language: German
20.5.1942 (Wednesday)
Le Ministre de Suisse à Vichy, W. Stucki, au Chef du Département politique, M. Pilet-Golaz
Letter (L)
A la demande des autorités de Vichy, le Conseil fédéral avait déjà donné son agrément à la nomination de Pucheu comme nouvel Ambassadeur à Berne. Le Ministre Stucki vient d’apprendre que Laval a changé d’avis, après avoir appris que Pucheu s’était exprimé défavorablement à son sujet. Laval a démenti nettement devant le Ministre de Suisse des déclarations qu’on lui avait prêtées, suivant lesquelles il aurait été favorable à un partage de la Suisse après la guerre.
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Printed in

Antoine Fleury et a. (ed.)

Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 14, doc. 194

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Bern 1997

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Cover of DDS, 14

Repository

dodis.ch/47380
Le Ministre de Suisse à Vichy, W. Stucki, au Chef du Département politique, M. Pilet-Golaz1

Bei meinem letzten Besuch in Bern teilte ich Ihnen mit, dass mir zu Ohren gekommen sei, Laval bedaure beim Bundesrat das Agrément für Herrn Pucheu nachgesucht zu haben2. Die Quelle für diese Nachricht schien mir immerhin nicht erstklassig zu sein. Ich deutete auch an, dass Herr Pucheu bei den Deutschen nicht mehr «persona grata» zu sein scheine. Unmittelbar vor meiner Abreise ersuchten Sie mich telephonisch, festzustellen, ob es richtig sei, dass die französische Regierung auf deutschen Druck hin in Aussicht nehme, die französische Botschaft in Bern in eine Gesandtschaft umzuwandeln, wobei immerhin diese Änderung nicht vorgenommen würde, so lange der gegenwärtige Botschafter auf seinem Posten sei. Ferner sollte ich abklären, ob es richtig sei, dass Laval, ebenfalls auf deutschen Druck, von der Ernennung des Herrn Pucheu zum Botschafter in Bern Umgang nehmen wolle.

Sofort nach meiner Rückkehr habe ich mich bemüht, diese Dinge abzuklären. In Bestätigung einer Ihnen bereits gemachten Mitteilung kann ich Ihnen folgendes berichten:

Weder Herrn Rochat noch Herrn Laval selber ist irgend etwas davon bekannt, dass von deutscher oder italienischer Seite gegen die Beibehaltung der französischen Botschaft in Bern Einspruch erhoben wäre und man versichert mir, dass Frankreich nicht daran denke, eine solche Änderung vorzunehmen.

Das Dekret, welches Herrn Pucheu zum französischen Botschafter in Bern ernennt, ist seit langem von Marschall Pétain sowohl wie vom Chef der Regierung unterzeichnet. Herr Rochat hat aber von letzterem vor cirka 10 Tagen Weisung erhalten, die Publikation im «Journal officiel» vorläufig nicht vorzunehmen und zuzuwarten. Der Grund liegt darin, dass Laval von verschiedener Seite erfahren hat, Pucheu habe sich ungünstig über ihn und seine Politik geäussert und deshalb ernstlich daran denke, die Ernennung nicht vorzunehmen. Ein Entscheid ist bis jetzt nicht gefallen. Rochat sagte mir vorgestern, Laval werde mir nach seiner Rückkehr aus Paris hierüber direkt Erklärungen abgeben. Ob, wenn auf die Ernennung des Herrn Pucheu definitiv verzichtet wird, der bisherige Botschafter auf seinem Posten bleibt, ist wahrscheinlich, aber keineswegs entschieden.

Unser Yize-Konsul in Marseille hat mir, und wie es scheint auch Ihnen, eine etwas sensationell gehaltene Mitteilung zukommen lassen, wonach ein deutscher Offizier anlässlich eines Vortrages in Marseille behauptet haben soll, Laval sei mit Hitler längst darüber einig, dass nach Beendigung des Krieges die Schweiz aufgeteilt und nach ihren sprachlichen Gebieten den verschiedenen Nachbarn angegliedert werde. Eine ähnliche Mitteilung hat, wie Sie sich erinnern werden, vor Monaten in Bezug auf Darlan zirkuliert3, worauf ich Ihnen ein ganz kategorisches Dementi übermitteln konnte. Ich habe die Frage Herrn Laval direkt unterbreiten lassen. Er hat mir durch Rochat erklären lassen, er sei über eine derartige Zumutung entrüstet und erkläre mit Bestimmtheit, dass hieran kein wahres Wort sei. Er werde mir nach seiner Rückkehr aus Paris noch persönlich diese Erklärung bestätigen4.

1
Lettre: JI. 17/6.
2
Agrément accordé par le Conseil fédéral le 24 avril, sur préavis du Ministre Stucki (PVCF No 699, E 1004.1 1/420). Cf. aussi E 2001 (E) 1/34.
3
Cf. No 143, note 9.
4
Cf. effectivement la lettre de Stucki à Pilet-Golaz, du 21 mai: Heute bat mich Präsident Laval zu sich, um mir folgende Mitteilungen zu machen: 1. Niemals und unter keinen Umständen hat je eine deutsche Stelle mit mir über eine Aufteilung der Schweiz unter ihre verschiedenen Nachbarn gesprochen, weder direkt noch indirekt und noch weniger habe ich zu einem solchen Plan je meine Zustimmung erteilt. Ich betrachte die Weiterexistenz der Schweiz als eine Notwendigkeit für Frankreich und für Europa. 2. Wir haben nicht die geringste Absicht, die französische Botschaft in Bern in eine Gesandtschaft umzuwandeln und es ist weder von deutscher noch italienischer Seite an die französische Regierung ein entsprechendes Ansuchen gestellt worden. 3. Es ist sozusagen sicher, dass Herr Pucheu nicht als französischer Botschafter nach Bern gehen wird. Er ist zu redselig und hat gewisse Äusserungen getan, die ihn für diesen Posten ungeeignet machen. Es ist möglich, dass ich für Admiral Bard ein Agrément nachsuchen werde. Ich bitte Sie, dies aber als streng vertraulich und noch keineswegs entschieden betrachten zu wollen. Laval fügte bei, er habe im Moment seiner etwas überstürzten Regierungsübernahme die Placierung von Pucheu in Bern als Notwendigkeit betrachtet, sich darin aber geirrt. Er bedaure, dem Bundesrat damit unnötige Ungelegenheiten geschaffen zu haben.