Classement thématique série 1848–1945:
2. RELATIONS BILATÈRALES
2.1. ALLEMAGNE
2.1.4 PRESSES ET CENSURE
Pubblicato in
Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 14, doc. 114
volume linkBern 1997
Dettagli… |▼▶Collocazione
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E4001C#1000/783#674* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 4001(C)1000/783 66 | |
Titolo dossier | Hinrichtung von Personen und Erschiessung von Geiseln (1941–1941) | |
Riferimento archivio | 0008.036 |
dodis.ch/47300 Le Chef du Département politique, M. Pilet-Golaz, au Chef du Département de Justice et Police, Ed. von Steiger1
In verschiedenen schweizerischen Blättern sind in letzter Zeit Artikel erschienen, die sich mit der Erschiessung von Geiseln, sowie mit der Hinrichtung von Personen, die in den von Deutschland besetzten Gebieten des Hochverrats oder der Sabotage angeklagt waren, befassten. Über die Geiselerschiessungen enthielten im besondern «DieNation» vom 9.d.M.2, die «Schaffhauser Arbeiterzeitung»3 und die «Appenzeller Zeitung»4 vom 2.d.M. Ausführungen, die auch in Deutschland nicht unbemerkt geblieben sind. Namentlich in der Linkspresse will die im Anschluss an die Hinrichtung zweier norwegischer Gewerkschaftsführer begonnene Erörterung über diese Exekutionen nicht verstummen, und wir sehen uns deshalb genötigt, Sie auf das Gefährliche dieser Auseinandersetzungen aufmerksam zu machen.
Wir können es uns versagen, des Nähern zu untersuchen, ob oder inwieweit die Kritik an den beanstandeten Vorgängen begründet sei. Wir begnügen uns, die Tatsache zu unterstreichen, dass einzelne unserer Zeitungen sich mit Massnahmen der deutschen Behörden kritisch auseinandersetzen, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, welche Folgen ihre Äusserungen für unser Land und Volk haben können. Es ist nun aber nicht zu bestreiten, dass die deutschen Regierungsstellen auf derartige Presseäusserungen sehr empfindlich reagieren, vermutlich vor allem aus dem Grunde, weil sie der feindlichen Propaganda willkommenes Material in die Hände geben, das von ihr auch gern ausgenützt wird. In dem Kriege, der auf dem Gebiete der geistigen Beeinflussung der Völker mit propagandistischen Mitteln ausgefochten wird, erscheinen somit die in Frage stehenden schweizerischen Presseäusserungen als Helfer der deutschfeindlichen Propaganda.
Wir geben gerne zu, dass unsere Presse, von einigen bekannten Ausnahmen abgesehen, sich in der letzten Zeit grösserer Disziplin und Zurückhaltung beflissen hat. Es ist indessen nicht zu verkennen, dass es immer wieder Redaktionen und Artikelschreiber gibt, die in gar keiner Weise sich über die besondere Lage unseres Landes Rechenschaft geben und offenbar der Ansicht sind, dass durch ihre Schreibereien unsere Lage nicht berührt werde. Eine solche Auffassung, die dem Glauben huldigt, dass auf die Zukunft unseres Landes die Schreibweise unserer Zeitungen und sonstige Kundgebungen der öffentlichen Meinung ohne Einfluss seien, weil in der Vergangenheit ein solcher Einfluss auf die Geschicke unseres Landes nicht offenkundig an den Tag getreten sei, ist ausserordentlich gefährlich. Wir möchten schon für die Vergangenheit bezweifeln, dass die Einstellung ihre Richtigkeit besitzt, müssen aber betonen, dass es unter den heute gegebenen Umständen eine verbrecherische Leichtfertigkeit wäre anzunehmen, dass schweizerische Publizisten Massnahmen der kriegführenden Mächte kritisieren könnten, ohne dass daraus für uns nachteilige Rückwirkungen sich ergäben.
In diesem Zusammenhang gestatten wir uns, einem Ersuchen Raum zu geben, das uns von Seiten unseres Generalkonsuln in Prag zugegangen ist und folgendermassen lautet:
«Ich bitte angelegentlichst, Presse und Radio zu empfehlen, grösste Zurückhaltung bei der Berichterstattung über die hiesigen Ereignisse und namentlich grösste Vorsicht bei der Wiedergabe von Meldungen aus Londoner Quelle walten zu lassen. Nur zu leicht könnte eine unvorsichtige Schreibweise den Anlass bilden zu analogen Massnahmen, wie sie gegenüber den Konsulaten in den besetzten Gebieten getroffen wurde. Dies würde aber nicht nur für unsere Kolonie, sondern vor allem für unsere Handels- und Exportkreise einen empfindlichen Schlag bedeuten. Was die Tschechen anbelangt, ist es klar: jede ausländische Einmischung gestaltet ihre Lage nur schwerer5.»
Wir wären Ihnen für eine gefl. Stellungnahme zu obigen Darlegungen dankbar, und versichern Sie, Herr Oberst, erneut unserer vorzüglichsten Hochachtung6.
- 1
- Lettre: E 4001 (C) 1/66. Paraphe: ZO. Il s’agit d’un projet de lettre destinée au Chef de la Division Presse et Radio de l’EMG de l’Armée, dirigée alors par le Colonel V. Perrier. Cf. aussi E 2001 (E) 1/6.↩
- 2
- Sur le journal Die Nation, cf. E2001 (D) 2/5, E 4450/224, 680, 1285, 1345, 6220, 7094, 7149.↩
- 3
- Sur le Schaffhauser Arbeiterzeitung, cf. E 4450/282, 903.↩
- 4
- Sur /’Appenzeller Zeitung, cf. E 4450/100, 972, 6186.↩
- 5
- Cf. E 2001 (D) 2/122.↩
- 6
- Finalement, le Chef du DJP décide de ne pas adresser le projet de lettre préparé par le DPF et publié ci-dessus. Par une lettre du 23 octobre 1941, von Steiger informe Pilet-Golaz qu’il a eu un entretien avec les Colonels V. Perrier et M. Plancherel. Die Herren verstehen durchaus die Wünsche des Departementes und des Bundesrates und werden ihnen Rechnung tragen. Dagegen halten sie eine allgemeine schriftliche Wegleitung nicht für zweckmässig; vielmehr solle in Einzelaktionen orientiert werden, was ja auch der Bundesrat bei seinen in Aussicht genommenen Besprechungen bezweckt (E 2001 (D) 2/122). Par une lettre du 25 octobre (non reproduite), Pilet-Golaz se déclare d’accord avec la procédure envisagée. Le 10 novembre, von Steiger confirme à Pilet-Golaz que la DPR n’a pas donné des directives écrites concernant les exécutions d’otages. Par contre, elle a chargé les chefs de presse des Arrondissements territoriaux de prendre contact personnellement avec les rédactions pour inviter les rédacteurs à traiter avec modération et retenue ce sujet (E 2001 (D) 2/122).↩
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