Également: Annexe de 15.10.1940
Classement thématique série 1848–1945:
IV. POLITIQUE ET ACTIVITÉS ÉCONOMIQUES
2. Ravitaillement de la Suisse en temps de guerre
2.3. Blocus franco-britannique
Imprimé dans
Documents Diplomatiques Suisses, vol. 13, doc. 396
volume linkBern 1991
Plus… |▼▶Emplacement
Archives | Archives fédérales suisses, Berne | |
▼ ▶ Cote d'archives | CH-BAR#E7110-01#1973/134#32* | |
Ancienne cote | CH-BAR E 7110-01(-)1973/134 4 | |
Titre du dossier | Verhandlungen und Abkommen mit Grossbritannien 1940 (1940–1940) | |
Référence archives | 21121 |
dodis.ch/47153
3. VERHANDLUNGS-BERICHT. LONDON 6.-14. OKTOBER 1940.
1. Wie im letzten Bericht2 bereits angedeutet wurde, haben wir die Zeit, in der wir wegen den interministeriellen Besprechungen nicht verhandeln konnten, zur Beeinflussung der Stellungnahme verschiedener Ministerien und der Presse benützt.
a. Am 7. Oktober 1940 sah ich an einem Lunch Sir Robert Vansittart, Adviser des Foreign Office. Da er sich besonders mit den Propagandafragen befasst, legte ich grosses Gewicht auf den günstigen Eindruck, den die Wiederaufnahme der Zufuhren (insbesondere von Kohle) in der schweizerischen Bevölkerung machen müsste. Vansittart interessierte sich darüber hinaus für die Gefahr grösserer Arbeitslosigkeit in der Schweiz und deren mögliche sozialen und politischen Folgen.
b. Am 8. Oktober 1940 hatten wir eine zweistündige Unterhaltung mit Sir Frederick Leith-Ross. In der Aussprache mit Sir Frederick wurde das grosse Misstrauen deutlich, das in offiziellen britischen Kreisen gegenüber der Haltung und Stellung der Schweiz unter den veränderten Verhältnissen besteht. Als Quellen dieses Misstrauens zeigten sich auf wirtschaftlichem Gebiet:
die Verweigerung von Ausfuhrbewilligungen während einiger Wochen,
die noch nicht zu übersehende Praxis der deutsch-italienischen Gegenblockade und
die schweizerischen Kredite an Italien, deren politischer Charakter hier
unterstrichen wird.
Als entscheidend wichtig bezeichnete Sir Frederick die Aufrechterhaltung der schweizerischen Ausfuhren nach Drittländern. Es wird für die künftige britische Blockadepolitik sicherlich von grösstem Gewicht sein, Grossbritannien einen interessanten Anteil an den Produkten zu sichern, welche aus den vom Westen importierten Rohstoffen hergestellt werden. Die britische Regierung scheint nicht gewillt zu sein, der Schweiz Einfuhren zu gestatten, welche ausschliesslich Deutschland und Italien zu gute kommen.
c. Da die grossen englischen Zeitungen seit Beginn der Verhandlungen zu mehreren Malen auf Veranlassung des Ministry of Economic Warfare die kritische Einstellung Grossbritanniens gegenüber der Schweiz in sachlich korrekten Berichten über die schweizerischen Vorräte und über das deutsch-italienische Geleitschein-System in der breiten Öffentlichkeit mitvertreten hatten, schien es angebracht, mit den diplomatischen und wirtschaftlichen Korrespondenten von vier grossen Zeitungen persönlich Kontakt zu nehmen. Dies geschah an einem Lunch (9. Oktober 1940), als dessen Ergebnis wir keine sofortige Reaktion der Presse, sondern einzig einige Aufklärung im persönlichen Gespräch wünschten, was wohl auch erreicht worden ist.
d. Am 11. Oktober 1940 besuchte ich Sir William Brown, bisher Permanent Secretary of the Board of Trade und jetzt in gleicher Stellung im Ministry of Supply. Auch bei ihm fand ich jenes Verständnis für unsere schwierige Lage, das er uns schon in früheren Verhandlungen bewiesen hatte. Sir William wiederholte den mir bereits von anderer Seite geäusserten Wunsch des Board of Trade, meine Anwesenheit in London zu Besprechungen über die gegenseitigen Warenbeziehungen zu benützen. Ich sagte sie für nächste Woche zu.
2. Montag, den 14. Oktober 1940 fand im Ministry of Economic Warfare eine Sitzung statt, zu der ich ausdrücklich allein eingeladen worden war. Ich fand dann aber auf britischer Seite die Herren Minister H. Dalton, Unterstaatssekretär D. Foot, Sir Frederick Leith-Ross und Lord Drogheda vor. Über das materielle Ergebnis der Verhandlungen dieser Sitzung, das als vorläufiges zu betrachten ist, habe ich Ihnen mit beiliegendem Telegramm sofort berichtet3
. Es liegt mir aber daran, zur Kennzeichnung der Stimmung und Einstellung hier noch folgende Punkte hervorzuheben:
a. Minister Dalton erklärt sich grundsätzlich zur Wiederaufnahme neuer Zufuhren nach der Schweiz bereit; er will aber unter allen Umständen die Aeuffnung oder Aufrechterhaltung grösserer Vorräte in der Schweiz verhindern. Dalton unterstreicht, dass alle Konzessionen, in denen er so weit gehe als es ihm seine Funktionen im Rahmen der britischen Kriegführung irgendwie gestatten, sich auf die heutige Stellung der Schweiz, wie wir sie ihm geschildert hätten, gründen. Sollten in diesen Voraussetzungen wesentliche Veränderungen eintreten, so behalte er sich vor, unverzüglich Gegenmassnahmen zu treffen.
b. Auf meine Entgegnung hin, dass Zwei-Monats-Vorräte angesichts der geographischen Lage der Schweiz und der Unsicherheit der Zufuhrmöglichkeiten zur See zu gering seien, erklärt Dalton, dass dies nur eine allgemeine Richtlinie sei und dass die Länge der Zufuhrwege bei der rechtzeitigen Erteilung von Navicerts in entgegenkommender Weise berücksichtigt werden solle. Sein Ministerium werde hier nicht kleinlich sein.
c. Dalton kritisiert dann in wenig konkreter Form das Verhalten gewisser Schweizer Banken und stellt scharfe britische Abwehrmassnahmen in Aussicht. Ich werde versuchen, über Sir Frederick Leith-Ross und Direktor Cobbold von der Bank of England näheres über diesen Punkt zu erfahren.
Die Erklärungen Daltons sollen uns schriftlich zugestellt werden4. Eine Reihe von Fragen ist noch nicht entschieden, sondern unterliegt weiterer Prüfung und Unterhandlung. Das endgültige Resultat soll nachher nochmals mit Minister Dalton fixiert werden.
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Ravitaillement en temps de guerre