Classement thématique série 1848–1945:
IV. POLITIQUE ET ACTIVITÉS ÉCONOMIQUES
2. Ravitaillement de la Suisse en temps de guerre
2.3. Blocus franco-britannique
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 13, doc. 222
volume linkBern 1991
more… |▼▶Repository
| Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2200.41-04#1000/1683#525* | |
| Old classification | CH-BAR E 2200.41-04(-)1000/1683 22 | |
| Dossier title | Négociations commerciales franco-suisse (1940–1940) | |
| File reference archive | 11.D.1 |
dodis.ch/46979
Gestern konnte ich endlich mit Herrn Minister de la Baume über unsere Verhandlungen sprechen. Er hatte offensichtlich von Charvériat Weisung erhalten, etwas entgegenkommender zu sein und hat sich durchaus ruhig und zuversichtlich über den endlichen Ausgang der Verhandlungen geäussert2. Er wiederholte, was er mir früher schon sagte: ein Bruch mit der Schweiz muss vermieden werden.
Ich legte ganz besonders eindringlich die absolute Notwendigkeit dar, dass man uns eine genügende «monnaie d’échange» für die Bezahlung unserer Einfuhr aus Deutschland, die wir unbedingt nötig haben, lasse. Ich verwies darauf, dass es unmöglich sein würde, das Bestellungsprogramm des französischen Rüstungsministerium in der Schweiz durchzuführen, wenn Deutschland veranlasst würde, seine Lieferungen an Kohle und Eisen nach der Schweiz einzustellen, wesentlich einzuschränken oder auch nur unter strenge Kontrolle zu stellen. Ich vertrat die Ansicht, dass ein Festhalten an der bisherigen intransigenten Haltung von Seiten der Alliierten nicht nur die Schweiz auf das schwerste schädige, sondern auch die französischen Interessen selber stärker beeinträchtigen würde als auf der ändern Seite Nutzen für die Blockadepolitik herausschauen könnte.
De la Baume erklärte mir, er hätte das Problem unter diesem Gesichtspunkt eigentlich noch nie einlässlich durchdacht und er müsse zugeben, dass meinen Darlegungen eine gewisse Berechtigung nicht abgesprochen werden könne. Er werde die Angelegenheit mit seinen Mitarbeitern neuerdings prüfen und für die «Listenarbeit» in Bern Weisungen erteilen, dass man uns eine genügende «monnaie d’échange» lasse. Er hat, was bemerkenswert ist, keineswegs eingewendet, die Alliierten könnten selber die allfällig ausfallenden deutschen Lieferungen ersetzen und sogar ausdrücklich zugegeben, dass dies für Kohle und Eisen kaum möglich wäre. Aus seinen Darlegungen erhielt ich den Eindruck, dass man uns insbesondere entgegenkommen wolle für gewisse unserer eigenen Produkte wie Vieh, Käse und Obst, dagegen immer noch mit einer starken Einschränkung unserer Ausfuhren von Textilien nach Deutschland rechnet. Ich verfehlte nicht, immer und immer wieder zu betonen, dass die «monnaie d’échange» auch von Deutschland als genügende Gegenleistung anerkannt werden müsse und man mit «unschuldigen» Waren eben nicht auskomme. In dieser Hinsicht werden bei der Aufstellung der Listen natürlich noch viele Einzelschwierigkeiten zu überwinden sein.
Ich habe einmal mehr den bestimmten Eindruck erhalten, dass noch lange kein Grund vorhanden ist, die Flinte ins Korn zu werfen, sondern dass nun eben mit grosser Geduld und Hartnäckigkeit die Aufstellung der Listen an die Hand genommen werden muss. Nachdem der Grundsatz der «monnaie d’échange» hier an sich nicht mehr bestritten wird, dürfte diese Detailarbeit dazu führen, die entscheidenden Positionen herauszuarbeiten. Sobald dies geschehen sein wird, kann ich dann hier wieder mit Nachdruck die obersten Stellen bearbeiten.
Nach der gestrigen Besprechung halte ich es für vorteilhafter, mit einem weitern Besuch bei Minister Pernot zuzuwarten. Dagegen werde ich Herrn Serruys aufsuchen, sobald er gesundheitlich wieder hergestellt ist.
Ich brachte gegenüber Herrn de la Baume auch die Frage zur Sprache, über die Herr Matter der Delegation anlässlich ihrer letzten Sitzung in Paris berichtet hat3: schweizerische Benzineinfuhr durch Frankreich. Herr de la Baume kannte die Frage nicht und erkundigte sich in meiner Gegenwart bei Herrn Delenda. Dieser vertrat die Ansicht, Frankreich könne sich nicht mit unserem strikten Ausfuhrverbot einerseits und mit unserer Monatsstatistik andererseits begnügen. Es müsse sich «associer à notre contrôle». Ich erklärte, dass ich mir hierunter nichts vorstellen könnte, das für uns annehmbar wäre. Herr de la Baume gab dies zu und sagte mir ganz offen, er könne nicht verstehen, was die Herren Delenda und Alphand hier wierderum verlangten und werde die Sache sofort in Ordnung zu bringen versuchen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Herrn Matter über diesen Spezialpunkt orientieren wollten.
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