Classement thématique série 1848–1945:
II. RELATIONS BILATÉRALES
D. AVEC L’ASIE, L’AFRIQUE ET LE PROCHE-ORIENT
1. Chine/Mandchourie
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 13, doc. 221
volume linkBern 1991
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E2001D#1000/1551#833* | |
Dossier title | Mandschurei (1936–1939) | |
File reference archive | B.15.21.1 • Additional component: Mandschurei |
dodis.ch/46978
Le Consul général de Suisse à Shanghai, E. Fontanel, au Directeur de la Division du Commerce du Département de l’Economie publique, J. Hotz1
Wie Ihnen bekannt ist, hat sich der Schweiz. Handelsverkehr mit der Mandschurei im Laufe der letzten Jahre bedeutend verschlechtert. Während noch in den Jahren 1934 bis 1936 unser Land jährlich für ca. 6- 8 Millionen Franken mandschurische Produkte eingeführt und für ca. 8-9 Millionen Franken Schweiz. Erzeugnisse dahin ausgeführt hat, sind die entsprechenden Ziffern im Jahre 1937 auf 1,7 bezw. 2,7 Millionen, 1938 auf 0,75 bezw. 2,5 Millionen und in den ersten 9 Monaten des laufenden Jahres sogar auf nur noch ca. 2-300000 Fr. in jeder Richtung gefallen. Die Gründe für diesen starken Rückgang, nämlich die scharfen Devisenrestriktionen, die von den mandschurischen Behörden in jüngster Zeit erlassen wurden, sind zur genüge bekannt, um an dieser Stelle besonders hervorgehoben werden zu müssen. Der Delegierte für China der Schweiz. Zentrale für Handelsförderung hat anlässlich seiner Prospektionsreise nach der Mandschurei im Sommer 1938 festgestellt, dass eine Vermehrung des Güteraustausches nur auf Grund von Kompensationsgeschäften erzielt werden könnte, da jedoch die Schweiz für das Hauptexportprodukt der Mandschurei, nämlich Soya, wenig oder keine namhafte Verwendung habe, seien die Aussichten in dieser Hinsicht sehr ungünstig. Die Angelegenheit ist daher nicht weiter verfolgt worden.
Durch den Ausbruch des Krieges in Europa hat die mandschurische Wirtschaft einen schweren Schlag erlitten. Bekanntlich war Deutschland der grösste Abnehmer von mandschurischen Landesprodukten, insbesondere von Soya, und gleichzeitig einer der bedeutendsten Lieferanten von industriellen Erzeugnissen. Dieser Verkehr war in einem Kompensationsabkommen geregelt, welcher eine bedeutende Devisenspitze zugunsten der Mandschurei bezw. Japans ergab. Mit Kriegsausbruch sind die Verschiffungen nach Deutschland von Soya, die jährlich ca. ‘/2 Millionen Tonnen und mehr ausmachten, unmöglich geworden und auch die Einfuhr deutscher Maschinen, die im Rahmen des mandschurischen Industrialisierungsplanes für die Weiterführung und Beendigung der begonnenen Anlagen und Werke benötigt werden, dürfte kaum mehr durchführbar sein. Es ist sehr schwierig, von hier aus genauere Informationen über die derzeitigen Verhältnisse zu erhalten, es ist aber nicht daran zu zweifeln, dass, infolge der erwähnten Ereignisse, die Mandschurei finanziell und wirtschaftlich in eine sehr schwierige Lage gedrängt worden ist.
Durch den Ausfall Deutschlands dürfte sich für die Schweiz wahrscheinlich eine günstige Gelegenheit bieten, den verlorenen Export nach der Mandschurei wieder zurück zu gewinnen. Voraussetzung dafür ist die Abnahme von Soya, und in dieser Hinsicht dürfte vielleicht die durch die Kriegsverhältnisse geschaffene Ernährungsfrage der Schweiz die Einführung dieses anerkannt sehr hochwertigen und dabei verhältnismässig billigen Produktes erleichtern. Wie schon erwähnt, ist Deutschland ein grosser Konsument von Soya, aber auch kleinere Länder wie Dänemark, Holland, Schweden, etc. importieren regelmässig bedeutende Mengen, Dänemark z. B. 2-300000 Tonnen jährlich. Hier im Fernen Osten bildet Soya eines der wichtigsten Nahrungsmittel und gilt in China und den nördlichen Ländern, besonders in Form von Beancurd = Soya-Käse, als Fleischersatz für die grossen Massen. Über den hohen Nährwert von Soya geben folgende Analysen-Resultate, die der Schrift «All about the Soya-Bean» von George Douglas Gray (herausgegeben 1936, Verlag John Bele, Sons and Daniellson Ltd., London W.l) entnommen sind, Aufschluss:
Protein Fett Kohlenhydrate Kalorien
Rindfleisch 14.5% 22.5% – 2687
Milch 3.3 4.0 5.0% 712 Eier
11.9 9.3 – 1353
Weizen 12.0 1.5 73.0 3612
Soya Bohne 42.8 20.0 28.0 4710
Die Verwendungsarten von Soya sind sehr vielseitig. Es wird daraus Milch, Käse, Mehl, Soya Sauce, Öl für Ess- und industrielle Zwecke, Seife (Glycerin) etc. hergestellt. Für die Schweiz dürfte in erster Linie die Verarbeitung auf Mehl für Beimischung bis zu 20% für Brot und Teigwaren, eventuell auch auf Öl in Frage kommen. Nach den Feststellungen in der genannten Schrift wird der Nährgehalt von Brot, das zu 1 Teil aus Soya- und 4 Teilen Weizenmehl hergestellt wird, gegenüber demjenigen des reinen Weizenbrotes bedeutend erhöht und zugleich verbessert sich auch die Haltbarkeit.
Der Handel von Soya, sowie anderer Stapelprodukte der Mandschurei unterliegt der staatlichen Regelung. Der Exportpreis in Dairen beträgt heute Yen 8.– bis 8.50 per picul (60,5 kg), was auf der gegenwärtigen Kursbasis und bei einer Frachtrate von sh. 70/– per ton of 20 cwts, einen Preis von ca. S.Fr. 20.0 bis 22.– per Tonne Kost und Fracht italienischer Hafen ergibt, wozu noch Seeversicherung von ca. 3-4% hinzukämen.
Für den Fall, dass es möglich sein sollte, in angedeutetem Sinne grössere Verwendung von Soya in der Schweiz zu finden - vielleicht dürfte es sich der Mühe lohnen, wenn das Eidg. Kriegsernährungsamt auch diese Frage näher prüfen würde - könnten ohne Zweifel auf dem Kompensationswege geeignete Gegengeschäfte in der Mandschurei getätigt werden. Zu diesem Zweck müssten natürlich Verhandlungen geführt werden, die, da die Schweiz die mandschurische Regierung bisher nicht anerkannt hat, gewisse Schwierigkeiten bieten dürften. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass auch auf offiziösem oder gar privatem Wege, jedenfalls aber durch Verhandlungen mit Japan, die nötigen Vereinbarungen getroffen werden könnten.
Ich möchte Sie bitten, diese Anregungen zu prüfen und mir Ihre Ansichten dazu mitzuteilen. Soviel scheint sicher, dass ohne ein derartiges Abkommen die Aussichten für den Schweiz. Export nach der Mandschurei zur Zeit sehr ungünstig sind3.