Classement thématique série 1848–1945:
VI. AFFAIRES DE PRESSE, CENSURE, PROPAGANDE ET OPINION PUBLIQUE
Pubblicato in
Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 13, doc. 183
volume linkBern 1991
Dettagli… |▼▶Collocazione
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
▼ ▶ Segnatura | CH-BAR#E2001D#1000/1553#6210* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 2001(D)1000/1553 306 | |
Titolo dossier | Deutsch-schweiz. Beziehungen während des Kriegs 1939-1945. Einstellung der Schweizerbevölkerung zu Deutschland. Angelegenheit Klaus Hügel, Tscharner, Oberst Däniker u. Frey (1940–1945) | |
Riferimento archivio | B.51.12.1 • Componente aggiuntiva: Deutschland |
dodis.ch/46940
Notice du suppléant du Chef de la Division des Affaires étrangères du Département politique, P.A. Feldscher1
Anlässlich eines Déjeuners, das heute zu Ehren der deutschen Delegation für die Wirtschaftsunterhandlungen gegeben wurde, sprach mein Tischnachbar, Legationsrat von Bibra, von einer soeben durch das Radio verbreiteten Meldung des «Vö\k[ischen Beobachters», derzufolge das Deutsche Reich nach der gestrigen Rede Chamberlains den Grosskampf gegen England aufnehmen werde. Es sei bedauerlich, dass Herr Bundesrat Motta gegenwärtig erholungsbedürftig sei. Wenn die heutige Situation vor zwei Jahren entstanden wäre, so hätte Herr von Bibra keinen Augenblick gezögert, Herrn Motta zu bitten, bei Mussolini, Daladier und Chamberlain zur Rettung des Friedens zu intervenieren, und er sei überzeugt, dass bloss dank seiner persönlichen Eigenschaften, seinem Einfluss und seinem Ansehen ein Ausweg hätte gefunden werden können. Meinen Aufwand, dass hierfür auch gewisse sachliche Voraussetzungen hätten gegeben sein müssen, liess er nicht gelten, sondern bedauerte nur wiederholt, dass man heute Herrn Motta die für eine solche Vermittlungstätigkeit erforderliche grosse physische Anstrengung nicht mehr zumuten könne.
Herr von Bibra betonte in anderem Zusammenhang, dass der Führer gegen die Schweiz sehr schlecht gestimmt sei, und dass die jüngsten Entgleisungen der Schweizerpresse ihn zu Äusserungen veranlasst hätten, die, wie der Berliner sage, bis zu äusserst an die Palmenspitzen gingen! Er habe im übrigen meine aufklärenden Mitteilungen hinsichtlich zweier Artikel in der «Gazette de Lausanne» und den «Basler Nachr[ichten]» nach Berlin weitergegeben und suche weiterhin durch Übermittlung vernünftiger Presseartikel die dortige Athmosphäre für die Schweiz zu bessern. Doch entgegne man in Berlin auf seine Bemühungen, dass man gewisse Auslassungen Schweiz[erischer Blätter schwarz auf weiss besitze, an denen es somit nichts zu deuteln gebe. Ich habe ihn daraufhin daran erinnert, dass man noch in jüngster Zeit gegen die Haltung der Schweizerpresse im allgemeinen in Berlin nicht mehr viel einzuwenden gehabt habe und dass die neuesten Massnahmen der schweizerischen] militär[ischen und zivilen Behörden geeignet seien, weiteren unerfreulichen Pressevorkommnissen einen Riegel zu schieben.
Dieses Gespräch hinterlässt den Eindruck, dass die deutschen Regierungskreise eine Intervention von neutraler Seite zugunsten des Friedens nicht ungern gesehen hätten und dass es H/e/r[rn]\[on]B[ibra gelockt hätte, von Bern aus eine derartige Aktion in die Wege zu setzen. Aber man gibt sich wohl Rechenschaft darüber, dass alle Bedingungen für ein solches Eingreifen fehlen. Dagegen versucht man von Berlin aus, auf wirtschaftlichem wie auf propagandistischem Gebiet auf die neutralen Staaten einzuwirken, sei es nun, um sich in dieser Hinsicht gewisse Ausfalltore zu erhalten, sei es, um gegebenenfalls Grund zu einer Einmischung zu bekommen2.
- 1
- E 2001 (D) 3/306.↩
- 2
- Cf. le rapport du 16 octobre 1939 de A. Schwengeler, de la Section de renseignements de 1’Etat-Major Général de l’Armée, sur son entretien avec Feldscher à propos des déclarations de von Bibra(E 27/9912).↩
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