dodis.ch/46930
Notice du Sous-Chef du Groupe Front de l’Etat-Major Général de l’Armée, H.
Frick1
AKTENNOTIZ ÜBER MEINE BESPRECHUNG MIT HERRN MINISTER BONNA.
Quartier général de l’Armée, 29 septembre 1939
Donnerstag, 28.9., nachmittags hatte ich eine Besprechung mit Herrn Minister Bonna über die allgemeine politische Lage unter spezieller Berücksichtigung der in letzter Zeit mehrfach umgehenden Gerüchte einer bevorstehenden deutschen Invasion in die Schweiz. Die Auffassung von Herrn Minister Bonna ist im Ganzen genommen folgende:
Alle politischen Erwägungen, wie auch das gegenwärtige Verhalten Deutschlands sprechen deutlich dagegen, dass Deutschland in nächster Zeit etwas gegen die Schweiz unternehmen könnte. Deutschland muss heute suchen, Frankreich von der Nutzlosigkeit eines weiteren Krieges zu überzeugen und es so von England zu trennen, um entweder den Kampf mit England allein auszufechten oder dieses ebenfalls zum Frieden zu bringen. Dieses Ziel kann auf alle Fälle erst nach einer gewissen Zeitspanne, die Wochen oder Monate beträgt, erreicht werden. Jede Aktion im Westen oder gar gegen einen neutralen Staat, müsste diese Politik durchkreuzen und sie unmöglich machen. Die unklaren Verhältnisse im Osten, wo DeutschlandRussland gegenüber ins Hintertreffen geraten ist, scheinen Derartiges für die nächste Zeit ebenfalls auszuschliessen.
Herr Minister Bonna ist weiter der Auffassung, dass die Alarmnachrichten, die uns periodisch auf verschiedenen Wegen zukommen, sehr wohl aus ursprünglich englischer Quelle stammen können und dass systematisch versucht werden will, uns aus der Neutralität herauszumanövrieren. Seiner Meinung nach ist es aber von höchster Bedeutung, dass wir auch hinsichtlich der Verwendung unserer Armee strikteste Neutralität wahren und nicht durch eine einseitige Gruppierung unserer Truppen unserem nördlichen Nachbarn Anlass zu berechtigtem Argwohn geben 2.