Nachdem ich mich gestern mit dem holländischen Gesandten über die
Demarche unterhalten hatte, die er im Aufträge seiner Regierung am Quai
d’Orsay in der Frage einer allfälligen Garantie Hollands durch die Sovietunion unternommen hat, sprach ich heute am Telephon über diese Frage eingehend mit Herrn Minister Bonna. Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass die heutige Morgenpresse die Wichtigkeit der Frage der russischen Garantie für Holland und die Schweiz stark unterstreiche und der holländischen Demarche eine ziemliche Bedeutung beimesse. Es stelle sich deshalb die Frage, ob die Schweiz nicht ebenfalls intervenieren sollte, da sonst leicht Missverständnisse über ihre
Haltung entstehen könnten.
Herr Bonna antwortete mir, dass das Politische Departement diese Frage dem Bundesrat nicht unterbreitet habe, dass er aber mehrfach darüber mit
Herrn Bundesrat Motta gesprochen hätte2. Dieser sei zur Überzeugung gekommen, es sei besser, in dieser Sache nichts zu unternehmen, einmal um den
Anschein zu vermeiden, die Schweiz bereite den englisch-französisch-russischen Verhandlungen Schwierigkeiten. Sodann ist die Lage der Schweiz wesentlich anders, als diejenige der baltischen Staaten und Hollands, da die schweizerische Neutralität und Unverletzlichkeit schon seit langer Zeit und zuletzt noch im letzten Jahr von allen in Betracht kommenden Staaten ausdrücklich anerkannt worden ist. Über die Lage und der [sic!] Stellungnahme der Schweiz kann deshalb kein Zweifel herrschen.
Ich erklärte, mich dieser Auffassung anschliessen zu können, es aber als angezeigt zu betrachten, dass das Politische Departement die schweizerische Presse über diese Haltung kurz orientiere, wobei anzunehmen sei, dass die Klarstellung dann auf diesem Wege auch in die französische Presse gelange. Bonna wird in diesem Sinne mit Herrn Motta sprechen. Er ist einverstanden, dass ich gegebenenfalls auch hiesige Journalisten im oben erwähnten Sinne aufkläre.