Classement thématique série 1848–1945:
VII. AFFAIRES SOCIALES ET HUMANITAIRES
1. Questions de travail
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 13, doc. 3
volume linkBern 1991
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E4300B#1000/845#10* | |
Old classification | CH-BAR E 4300(B)1000/845 1 | |
Dossier title | Behandlung der Schweizer in Deutschland (1939–1939) | |
File reference archive | E.001.02 |
dodis.ch/46760
Mit ihrem Schreiben vom 31. Dezember2 haben Sie uns zwei Aides-Mémoire vom 29. Dezember 19383 überwiesen, die Ihnen von Herrn Dr. Budde von der Deutschen Gesandtschaft überbracht worden sind und in denen angefragt wird, ob arbeitslose schweizerische landwirtschaftliche Arbeitskräfte, sowie auch solche für Industrie, Handel und Gewerbe für den deutschen Arbeitsmarkt, dem solche fehlten, zur Verfügung gestellt werden könnten. Es wird dafür eine zwischenstaatliche Vereinbarung angeregt. Sie haben Herrn Budde erklärt, es erscheine Ihnen zurzeit ausgeschlossen, in der Schweiz landwirtschaftliche Knechte und Mägde für Deutschland engagieren zu können, da sich unsere eigene Landwirtschaft teilweise über Mangel an Arbeitskräften beklage. Für die anderen Kategorien von Arbeitskräften haben Sie Prüfung der Frage in Aussicht gestellt.
Wir beehren uns, Ihnen in folgendem unsere Auffassung zu dieser Angelegenheit bekanntzugeben.
Die gegenwärtige politische Situation Deutschland gegenüber erschwert die rein sachliche Abwicklung der Frage. Wir müssen Ihnen allerdings gestehen, dass wir die Auffassung nicht teilen, die offenbar weitherum in der Schweiz, besonders in Gewerkschaftskreisen herrscht, dass schweizerische Arbeitskräfte, die vorübergehend in Deutschland tätig wären, in ihrer politischen Einstellung zur Schweiz erschüttert werden könnten und als «Nazi» heimkehren würden. Wir glauben gegenteils, Arbeitslose, die bei uns Gefahr laufen, wegen der langen Arbeitslosigkeit politisch labil zu werden, würden draussen gesunden, einmal weil sie wieder arbeiten könnten und sodann, weil sie den Unterschied des freien Lebens, das sie von der Schweiz her kennen, zu den ständigen Bindungen und Beschränkungen bald empfinden würden. In dieser Richtung dürften auch die sehr grossen Abzüge am Lohn und die ausserordentlich bescheidene Lebensweise wirken. Es besteht nun aber einmal in weiten Kreisen bei uns die Angst vor dem Nazisiertwerden, sodass auch wir gewisse Hemmungen hätten, ohne weiteres auf den Plan einzutreten.
Vielleicht könnte die Sache jedoch anders angepackt werden. Unter den unterstützten Arbeitslosen - wohl auch unter den ausgesteuerten - befinden sich doch sicherlich auch zahlreiche Deutsche. Es wäre zweifellos zweckmässig, wenn wir diese abschieben könnten. Vielleicht könnte man doch auf eine Vorbesprechung eintreten und den Versuch machen, zum mindesten alle arbeitslosen Deutschen loszuwerden, auch diejenigen, die nicht zu den qualifizierten Arbeitskräften zählen, wenn wir es Deutschland ermöglichen würden, auch eine Anzahl qualifizierte schweizerische Arbeitslose zu erhalten. Nachdem Deutschland ohne Rücksicht auf unsern Arbeitsmarkt die deutschen Dienstmädchen heimruft, könnten wir unseres Erachtens noch einen Schritt weiter gehen und ihnen sagen, es wäre natürlicher, wenn sie neben den deutschen Arbeitslosen auch solche heimrufen, die in Stellungen sind, für deren Besetzung schweizerische Arbeitslose zur Verfügung stehen.
- 1
- Lettre (Copie): E 4300 (B) 2/1.↩
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