Classement thématique série 1848–1945:
II. LES RELATION BILATÉRALES ET LA VIE DES ÉTATS
II.3 AUTRICHE
II.3.1 QUESTIONS DE POLITIQUE GÉNÉRALE ET BILATÉRALE
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 12, doc. 168
volume linkBern 1994
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2300#1000/716#1263* | |
Old classification | CH-BAR E 2300(-)1000/716 523 | |
Dossier title | Wien, Politische Berichte und Briefe, Militär- und Konsularberichte, Band 52 (1937–1937) |
dodis.ch/46428
Hierdurch beehre ich mich, Ihnen einige Angaben zu machen, die ich einer kürzlichen Unterredung mit Staatssekretär Dr. Guido Schmidt über das Problem des Austritts von Italien aus dem Völkerbund sowie über den derzeitigen Aufenthalt von Otto von Habsburg in Vaduz verdanke.
Zur erstgenannten Frage möchte ich vorausschicken, dass sich Staatssekretär Schmidt über die Stellungnahme der «Neuen Zürcher Zeitung», so wie Sie in dem «Österreichs Bekenntnis zum Völkerbund» betitelten Artikel des Wiener Korrespondenten in der Nummer vom 15.ds.Mts. zum Ausdruck kam, überaus lobend ausgesprochen hat. Der Staatssekretär betonte sodann, wie segensreich sich die Tätigkeit des Völkerbundes für Österreich ausgewirkt habe. Eine seiner erfolgreichsten Taten sei ja die Sanierung Österreichs gewesen. Über die Forderung der italienischen Presse, wonach die einzelnen Staaten für oder gegen den Völkerbund nunmehr Farbe bekennen sollten, befragt, erklärte der Lenker der österreichischen Aussenpolitik, Italien habe in Wien nicht um einen Austritt Österreichs aus dem Völkerbund interveniert. Er fügte bei, Österreich bleibe im Völkerbund, die Mitarbeit werde aber natürlich in Zukunft weniger aktiv sein, was ja auch für das dem Völkerbund gegenüber noch skeptischer eingestellte Ungarn zutreffe. Österreich wolle übrigens ein Bindeglied zwischen den Staaten innerhalb und ausserhalb des Bundes sein. Vielleicht werde es in dieser Rolle Italien noch nützliche Dienste leisten können. Herr Schmidt schloss die Aussprache über dieses Thema mit der Bemerkung, dass sich Österreich alle Türen offen halten wolle.
Gegenstand der Unterredung war sodann der derzeitige Aufenthalt von Otto von Habsburg in Schloss Vaduz. Die Zeitung «Der Bund» von vorgestern hat bekanntlich darüber in einem Artikel, betitelt «Ottovon Habsburg in Vaduz», berichtet. Ich zeigte dieses Presseerzeugnis Staatssekretär Dr. Guido Schmidt, der es noch nicht kannte und es mit grösstem Interesse durchlas. Er eröffnete mir darauf folgendes.
Die österreichische Regierung sei vom Besuche Ottos im Fürstentum Liechtenstein und den dortigen Konferenzen nicht verständigt worden. Otto betreibe, in seinem belgischen Exil, von politisch gänzlich untalentierten Hofschranzen umgeben, eine weltfremde Politik. Er packe die Sache völlig falsch an. Statt sich gegen Deutschland zu stellen, sollte er sich als deutschen Fürsten bekennen. Otto und seine ganze Familie zeigten sich dem Regime gegenüber nicht dankbar für alles, was zu ihren Gunsten getan werde. Das grösste Entgegenkommen und die bedeutendsten Zuwendungen würden angenommen als eine ohnehin verspätete Wiedergutmachung. In diesem Zusammenhange erwähne ich, Bezug nehmend auf eine Notiz «Österreich zahlt Apanage an Otto von Habsburg» in Nummer 589 der Zeitung «Der Bund» von gestern sowie auf eine illustrierte Publikation in Nr. 345 der «Basler Nachrichten», dass der Familie Habsburg zur Zeit in der Tat Güter im Werte von insgesamt 30 Millionen Schilling zurückgegeben werden. Die vier Schlösser Vösendorf, Laxenburg, Eckartsau und Orth, nebst grossem Umgelände, um die es sich hier handelt, wurden bisher durch den Kriegsgeschädigtenfonds verwaltet. Der Familie Habsburg werden jedoch die Güter frei von allen Verpflichtungen gegenüber den Pensionisten des Weltkrieges übergeben.
Guido Schmidt fügte dann bei, Otto von Habsburg wäre gut beraten, wenn er, statt in der Verneinung zu verbleiben, nach Österreich zurückkäme und sich dort in einen Rat des Bundestages entsenden liesse. Auf diese Weise wäre er ja auch als Staatsoberhaupt wählbar.
Schliesslich erklärte der Staatssekretär, dass die österreichische Regierung, der die diesbezügliche Kontrolle nicht leicht sei, grössten Wert darauf legen würde, mit Hilfe der schweizerischen Behörden zu erfahren, welche österreichischen Persönlichkeiten sich bei Otto von Habsburg in Vaduz eingefunden haben, und was sich dort eigentlich getan hat. Ich bin Ihnen sehr verbunden, wenn Sie die Eidgenössische Oberzolldirektion bitten, mir dieserhalb einen der immer sehr aufschlussreichen Berichte unserer Grenzorgane zu verschaffen2.
- 1
- E 2300 Wien, Archiv-Nr. 52. Remarque manuscrite de Motta en tête du document: Auswärtiges, vide Schlusssätze. 21.XII.37, M.↩
- 2
- Ce qui a été fait par lettre du 18 février 1938. Le rapport transmis par la Direction des Douanes, du 11 février 1938, avait la teneur suivante: Wie wir erfahren konnten, entspricht die unlängst in einigen Tageszeitungen erschienene Nachricht, dass Otto von Habsburg in Vaduz erwartet werde, den Tatsachen, denn effektiv hat sich Otto von Habsburg und nicht dessen Neffe Prinz Johannes von Liechtenstein Ende Januar a.c. einige Tage in Vaduz aufgehalten. In massgebenden Kreisen weiss man über den Aufenthalt wenig, da derselbe im Fürstlichen Absteigequartier ohne Begrüssung der Fürstlichen Regierung vermittelt wurde, u. zw., wie vermutet wird, durch die Fürstin Elsa, welche heute im Fürstenhaus regiere. Dem Vernehmen nach fand in jenen Tagen auf dem fürstlichen Schloss in Vaduz eine Zusammenkunft mit prominenten Persönlichkeiten der österreichischen legitimistischen Bewegung statt, um über die Frage der Rückgabe der s. Zt. konfiszierten Habsburgergüter (Habsburgerfonds) zu verhandeln. An diesen Verhandlungen habe auch der Präsident des Bundesfinanzamtes Vorarlberg in Feldkirch teilgenommen. Prinz Johannes soll an der ganzen Angelegenheit unbeteiligt oder höchstenfalls nur in nebensächlichen Masse beteiligt gewesen sein, da er in der österreichischen legitimistischen Bewegung nicht mehr die bedeutende Rolle von früher spiele. Wir geben Ihnen diese Mitteilung ohne Gewähr für deren Richtigkeit. Le Gouvernement suisse transmettait également des informations sur Otto de Habsbourg aux Anglais, comme le prouve une lettre, non datée, du Ministre de Grande-Bretagne en Suisse figurant dans le même dossier, cf. E 2001 (D) 2/216.↩
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