Mit Bezugnahme auf Ihre interessanten Mitteilungen vom 12. Juni2 beehre ich mich, Sie davon zu benachrichtigen, dass anlässlich eines heutigen Besuchs bei Freiherrn von Weizsäcker wir auf die beabsichtigten deutschen Befestigungsanlagen bei Basel zu sprechen kamen. Zu meiner eigenen Information sagte er mir, dass Minister Köcher in den nächsten Tagen den Auftrag erhalten werde, Ihnen zu eröffnen, dass man deutscherseits auf das gedachte Vorhaben leider nicht werde verzichten können, wiewohl der Zeitpunkt der Ausführung der Arbeiten noch nicht bestimmt sei. Wir sollten darin aber in keiner Weise eine Bedrohung schweizerischen Gebiets erblicken. Ganz im Gegenteil sei es nach fachmännischer Auffassung für die Schweiz von Vorteil, wenn die deutsche Grenze in unmittelbarer Nähe der Schweiz nicht eine «weiche» Stelle aufweise, die von der gegnerischen Seite zu Angriffen verschiedenster Art Anlass geben würde, die dann zu einer tatsächlichen Bedrohung schweizerischen Gebiets ausarten würde, wäre es auch nur durch verirrte Geschosse. Die Anlage von zeitgemässen Befestigungen dagegen habe Stellungskämpfe zur Folge, die für das benachbarte Schweizergebiet wesentlich geringere Gefahren böten.
Ich erwiderte, dass, wenn ich auch derartige Rückwirkungen militärischer Art nicht zu beurteilen vermöge, wir jedenfalls den deutschen Entschluss ausserordentlich bedauern müssten, schon deswegen, weil er die Hüninger-Befestigungsfrage seitens Frankreich neu aufzurollen geeignet sein könnte. Denn die «weiche» Stelle befände sich fürderhin nur mehr an der französischen Grenze. Im übrigen habe ich keinen Auftrag, die Angelegenheit an sich zu erörtern, sondern könne nur unsere hier bekannten Bedenken und Wünsche nachdrücklich bestätigen.
Freiherr von Weizsäcker meinte dann nur noch, einig seien wir offenbar in der Erwartung, dass der bei den geplanten Befestigungen vorausgesetzte Krieg nie ausbreche.