Sprache: Deutsch
20.1.1922 (Freitag)
CONSEIL FÉDÉRAL Procès-verbal de la séance du 20.1.1922
Geheimes Bundesratsprotokoll (PVCF-S)
Nouvelles rumeurs au sujet d’une nouvelle tentative de la reine Zita de se rendre en Hongrie. Transmission à la reine d’un aide-mémoire de la conférence des Ambassadeurs, lui intimant de s’abstenir de toute intrigue et de quitter la Suisse.

Également: Résolutions de la Conférence des Ambassadeurs concernant le séjour en Suisse de la reine Zita et la prévenant des graves conséquences en cas de tentative de retour en Hongrie. Annexe de 18.1.1922
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Abgedruckt in

Antoine Fleury, Gabriel Imboden (Hg.)

Diplomatische Dokumente der Schweiz, Bd. 8, Dok. 160

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Bern 1988

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Aufbewahrungsort

dodis.ch/44802
CONSEIL FÉDÉRAL
Procès-verbal de la séance du 20 janvier 19221

Exkönigin Zitas Aufenthalt in der Schweiz

Mündlich.

Der Vorsteher des politischen Departementes erinnert an das vor einigen Tagen eingetroffene Telegramm der Gesandtschaft in Rom2, wonach sich dort in den diplomatischen Kreisen hartnäckig das Gerücht behaupte, die Exkönigin Zita beabsichtige von der Schweiz3 aus mit ihrem ältesten Sohn nach Ungarn zu gelangen, um einen neuen Versuch zur Erlangung der Königsgewalt für ihren Erstgeborenen zu machen. Nun sind vorgestern der franz. Botschafter, der englische und der italienische Gesandte beim Vorsteher des politischen Departements gewesen und haben ihm mitgeteilt, die Botschafterkonferenz habe sich mit der Angelegenheit befasst und den Exkönig Karl wissen lassen, dass, wenn anlässlich der Anwesenheit der Exkönigin in der Schweiz wiederum ein Restaurationsversuch gemacht würde, dann ihm und der Exkönigin eine entlegene Insel zum Aufenthalte angewiesen würde. Die genannten Diplomaten sprachen dann den Wunsch aus, diese Entschliessung der Botschafterkonferenz möchte auch der Exkönigin bekannt gegeben werden, zu welchem Zweck sie ein Aide-mémoire4 überreichten. Gleichzeitig drückten sie den Wunsch aus, die Ausreise der Exkönigin aus der Schweiz möchte vor Ende des Monats vor sich gehen. Der Vorsteher des politischen Departementes erklärte, der Bekanntgabe der Wünsche der Botschafterkonferenz an die Exkönigin durch Vermittlung der eidg. Behörden stehe kein Hindernis entgegen, doch werde sich deren Mitwirkung ausschliesslich auf die Übermittlung beschränken, ohne dass darin irgend eine Stellungnahme zu den von der Botschafterkonferenz für nötig erachteten Massnahmen zu erblicken wäre. Damit gaben sich die Herren zufrieden. Nachdem der Vorsteher des politischen Departementes sich der Zustimmung des Bundespräsidenten und des Vorstehers des Justiz- und Polizeidepartementes versichert hatte, übergab Herr Legationsrat Egger dann gestern der Exkönigin das Aide-mémoire, die, nachdem sie Kenntnis davon genommen, ihrem Erstaunen darüber Ausdruck gab, dass sich die Botschafterkonferenz ihretwegen solche Sorgen mache und ihr nicht die nötige politische Einsicht zutraue, um zu erkennen, dass gegenwärtig jeder Restaurationsversuch aussichtslos wäre. Herr Egger besprach dann mit der Exkönigin, ohne irgend einen Druck auszuüben, auch die Frage der Ausreise, und da Prof. Feer versicherte, das operierte Kind sei ausser Gefahr und die Heilung nehme einen guten Verlauf, erklärte sich die Exkönigin bereit, morgen schon die Schweiz zu verlassen.5 Auf Wunsch des französischen Botschafters wird die Exkönigin, entgegen der frühem Abmachung, über Genf ausreisen, da sie sich nicht nach Paris sondern an einen ändern Ort in Frankreich begeben soll, wohin ihr in den nächsten Tagen ihre gesunden Kinder, etwas später auch der operierte Knabe, folgen werden, um von dort mit ihr nach Madeira zu verreisen. Der Vorsteher des politischen Departementes hat der Presse über die Angelegenheit eine Mitteilung gemacht, um allfällige phantastische Meldungen von vornherein zu verhindern.

Der Rat nimmt von diesen Mitteilungen in zustimmendem Sinne Kenntnis.

1
E 1005 2/2.
2
Ce télégramme du 17.1.1922 annonçait: Ici les journaux annoncent que la Reine Zita est attendue avec son fils aîné à Budapest. Le Ministre de Tchécoslovaquie m’a informé que cette nouvelle est parfaitement fondée. Prague considérerait le retour de la Reine comme casus belli certain avec la Hongrie. Ministre exprime l’espoir que la Suisse prendra toutes les mesures pour empêcher la fuite de la Reine Zita entraînant grave conflit (E 2001 (B) 3/49).
3
La Reine est arrivée en Suisse le 12 janvier 1922.
4
Reproduit en annexe.
5
Sur son entretien avec la Reine Zita, le Conseiller de Légation Egger a rédigé une notice, cf. E 2001 (B) 3/49.