dodis.ch/44607 Aide-Mémoire du Chef du Département de l’Economie publique,
E. Schulthess1 2 NOTIZ
Geheim Bern, 1. September 1920
Die Herren Nationalrat Grobet und Conod teilen mir mündlich mit, dass sich die Ateliers Piccard-Pictet in Genf in sehr schwieriger Situation befinden; insbesondere bleiben aber auch die Aufträge aus. Die Herren glauben, dass solche aus Russland erhältlich wären und bitten dringend, das Einreisegesuch Bratmann zu bewilligen, und zwar solange es noch Zeit sei, bevor dieser Delegierte der russischen Regierung seine Aufträge im Ausland plaziert habe. Herr Conod fügte speziell bei, ich wiederhole es der Kuriosität halber, dass Herr Maunoir, der wiederholt Schritte bei Herrn Bundespräsident Motta gegen die Zulassung Bratmanns getan haben soll, ändern Sinnes geworden sei und nun ebenfalls für die Einreise eintrete.3
Die Lage der Ateliers Piccard-Pictet ist sehr schwierig. Eine Betriebseinstellung würde 1400 Arbeiter brotlos machen und überdies die Möglichkeit der Weitergabe von Bestellungen seitens Piccard-Pictet an andere Industrien gefährden. Die Lage ist dem Chef des politischen Departements übrigens bekannt. Conod behauptet, Bratmann zu kennen, und glaubt, dass von diesem absolut nichts zu fürchten sei.
Bei diesem Anlasse erinnere ich das politische Departement an meine Zuschrift in ähnlicher Angelegenheit und die Übermittlung des Briefes des Herrn Nationalrat Grimm.4 Mündlich wurde mir angekündigt, mein Departement werde seitens des politischen Departements ersucht, über die Einreise Bratmann das Gutachten des Handels- und Industrievereins einzuholen.5 Ich habe aber noch keinen bezüglichen Brief erhalten und sollte nun doch einige Angaben über Bratmann, d.h. was er nach seiner Darstellung6 in der Schweiz tun wird, bekommen.
P.S. Heute morgen war Nationalrat de Rabours hier, um sich nach der Angelegenheit Bratmann zu erkundigen. Er scheint mir nun ebenfalls eher dahin zu neigen, dass die Einreisebewilligung zu erteilen sei.