Classement thématique série 1848–1945:
II. LES RELATIONS INTERGOUVERNEMENTALES ET LA VIE DES ETATS
II.2 ALLEMAGNE
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 7-II, doc. 283
volume linkBern 1984
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2300#1000/716#104* | |
Old classification | CH-BAR E 2300(-)1000/716 57 | |
Dossier title | Berlin, Politische Berichte und Briefe, Militärberichte, Band 21, Teil 1 (1920–1920) |
dodis.ch/44494
Heute haben wir dem Reichskanzler Bauer einen offiziellen Besuch abgestattet, um ihn zur raschen Niederwerfung des Militärputsches zu beglückwünschen und um ihm unsere besten Wünsche für den endgültigen Sieg der Demokratie auszusprechen. Der Reichskanzler schien sehr erfreut und beauftragte mich, auch Ihnen für diesen Beweis freundlicher Gesinnung zu danken. Die Gesamtlage wird von ihm keineswegs als verzweifelt beurteilt, wohl aber als sehr ernst. Im Ruhr gebiet steht es sehr schlimm, wo eine rote Armee in der Stärke von 20.000 Mann gebildet wurde, welche die Reichswehr verdrängte. Es wurde dort eine kommunistische Regierung errichtet. Es soll versucht werden, wenn mögglich ohne Blutvergiessen, durch Minister Giesberts Wandel zu schaffen. Auch in Thüringen wurde eine Räte-Regierung eingesetzt. In Sachsen ist die Lage ebenfalls noch sehr gefährlich. Die Regierung hat in Stettin nach schweren Kämpfen die Oberhand behalten. Die Bauern haben in Mecklenburg und Pommern die Grossgrundbesitzer verjagt, und sie schicken sich an, den Grundbesitz zu verteilen.2 Seit Abgang unseres letzten Telegramms hat sich die Lage in Berlin entschieden gebessert. Der Reichskanzler ist der Meinung, dass die Gefahr hier beseitigt sei. Nächsten Mittwoch wird die Nationalversammlung hier zusammentreten und soll über eine Verständigung mit den Arbeitern entscheiden. Vom englischen General Malcolm wird die Lage eher optimistisch beurteilt. Über die Niederwerfung des Militarismus, was in England einen vorzüglichen Eindruck machen wird, hat er seine Freude ausgedrückt.
- 1
- (Copie de réception): E 2300 Berlin, Archiv-Nr. 21/1.↩
- 2
- Dans un rapport du même jour aux Légations suisses, le Département politique donnait les informations suivantes sur la situation à la frontière sud de l’Allemagne: [...] Sogar im Süden Deutschland s, den doch der militärische Staatsstreich in Berlin der Regierung Ebert nicht entfremdet hatte, suchen Arbeiterräte die Gewalt an sich zu reissen. Grenzstädte wie Singen und Konstanz sind dabei hervorragend beteiligt, und die kommunistischen Rüstungen dicht unserer ganzen Grenze entlang mahnen zum Aufsehen. In Lörrach wurde bei einem Demonstrationszug auf mitgetragenen Tafeln der Anschluss an Russland verlangt; ein Unabhängiger forderte zur Diktatur des Proletariates auf, und Meldungen aus Lörrach stellen den direkten Zusammenhang dieser Erscheinung mit der Proklamation des Generalstreikes fest. Da in Süddeutschland ein entschlossenes Zusammengehen aller Nicht-Bolschewisten fehlt, wächst auch dort der Einfluss der entschlossensten Gruppe der Spartakisten, wodurch unsere Grenze mehr denn je vom Feuerbrand der Weltrevolution bedroht wird. Die heutige Kräfteverteilung dürfte aber im Stande sein, einem unmittelbaren Überborden der Bewegung, wenn auch nicht mühelos, Schach zu halten. (E 2200 Paris 1/1581).↩
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