dodis.ch/44429 Le Ministre de Suisse à
Paris,
A. Dunant, à la Division des Affaires étrangères du Département politique
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Paris, 10 janvier 1920 (Reçu: 12 janvier)
Zur gefl. Weiterleitung an Herrn Bundesrat Schulthess.2 Ich hatte mit Fontaine, der gestern aus London zurückgekehrt ist, eine lange Besprechung, in welcher er mir sagte:
1. Die für den 26. Januar in Paris vorgesehene Vereinigung wird sich mit der Organisation des internationalen Bureaus und seines Budgets sowie mit dem Reglement des Verwaltungsrates und der Wahl des endgültigen Direktors, der Albert Thomas sein wird, beschäftigen. Ausserdem wird diese Vereinigung das Programm für die Konferenz betr. die Seeleute einschliesslich Flusschiffahrt festsetzen, die im Juni stattfinden wird; überdies das Programm für die auf Ende Jahres vorgesehene allgemeine Konferenz prüfen. Diese Konferenz wird sehr wahrscheinlich Fragen betr. Ackerbau und Neugestaltung des Verwaltungsrates zwecks Sicherungen von Vertretungen ausser-europäischer Länder zu behandeln haben. Schliesslich wird Schluss der Washingtoner-Sitzung erklärt werden.
2. Es ist unbedingt ausgeschlossen, sei es im Laufe der nächsten Vereinigung oder anlässlich der allgemeinen Konferenz, die in Washington festgelegten Texte zu revidieren, denn dies sind endgültige Texte, welche den verschiedenen Parlamenten tel quel vorgelegt werden müssen. Fontaine hat sich gegenüber William Martin bereits in diesem Sinne ausgesprochen, den er am Mittwoch gesehen hat. Eine Abänderung würde nur in dem Falle geprüft, wenn einige Parlamente die Ratifikation verweigern sollten. Fontaine weist übrigens darauf hin, dass in Washington alle Übereinkünfte und «Recommandations» sozusagen einstimmig angenommen wurden mit Ausnahme derjenigen betr. die Wöchnerinnen, welche 67 gegen 10 Stimmen machte.
3. Sie müssen vor ganz kurzer Zeit von Butler veranlasste telegraphische Mitteilungen aus London betr. das Programm vom 26. Januar erhalten haben.3 Fontaine fügt bei, dass man, was die Arbeit betrifft so schnell wie möglich nach Genf zu gehen wünscht, um sich dort endgültig einzurichten. Sofort nach der Vereinigung von Ende des Monats in Paris werden die Regierungen die Texte offiziell erhalten, welche, ich wiederhole, keine Abänderungen (amendements) erfahren dürfen.
4. Ich habe versucht, Fontaine sagen zu lassen, dass diese Bedingungen und besonders die erste sehr viele Neuerungen betr. den 8-Stundentag, der in den Handwerken angewendet wird, bringen und vielleicht in gewissen Ländern auf Schwierigkeiten stossen könnten, aber ich habe mich überzeugt, dass Fontaine am Text nichts zu kritisieren hatte, den er sehr biegsam (souple) und analog dem in Frankreich angewendeten betrachtet.
5. Was die Ratifikation durch die Vereinigten Staaten betrifft, glaubt Fontaine fest daran, angesichts der in Washington von verschiedenen Delegierten eingenommenen Haltung. Er machte mir nicht den Eindruck eines Mannes, der für Aufschieben ist; übrigens macht er darauf aufmerksam, dass laut Artikel 401 des Versailler-Vertrages immer 4 Monate zum voraus aufgeboten werden muss, um Zeit zu Umfragen zu lassen.