Ich hatte vorgestern eine längere Unterredung mit Herrn Dr. Wiedemann, der in Ihrem Aufträge mich besuchte. Herr Dr. Wiedemann wird über unsere gegenseitige Aussprache genauen Bericht erstatten. Heute aber schon möchte ich, bevor ich das Departement verlasse, Ihnen für die während meiner Departementsleitung geleisteten Dienste danken und Sie versichern, dass Sie nach wie vor das volle Vertrauen des gesamten Bundesrates geniessen.
Was die Vorarlberg er-Frage anbelangt, so bin ich offiziell über die Beschlüsse der Paris er Konferenz nicht unterrichtet. Es scheint, dass sie sich auf den Standpunkt stellt, es dürfe kein Stück des Gebietes, welches der Republik Deutsch-Österreich zugewiesen wurde, abgetrennt werden. Warten wir also ruhig die weitere Entwicklung dieser Frage ab. Sie wird für uns, wie ich wiederholt erklärt habe, erst dann aktuell, wenn das Vorarlberg aus irgendeinem Grunde sich vom Staatsverband der österreichischen Republik loslöst. Dann lautet die unvermeidliche Alternative: Einverleibung in das Deutsche Reich oder Anlehnung eines autonomen Vorarlberg an die Schweiz mit deren wirtschaftlichen Unterstützung. Wir haben Ihnen absichtlich in dieser ganzen Frage keine Instruktionen erteilt, von der Erkenntnis geleitet, dass es für Sie persönlich viel angenehmer sei, sich ganz abseits halten zu können und dass eine Besprechung dieser ganzen Frage zwischen Ihnen und der österreichischen Regierung leicht zu Missverständnissen und Komplikationen hätte führen können.
Die Frage der Anerkennung Österreich s2 werden wir prüfen und Ihnen seinerzeit darüber berichten. Wir hatten und haben keine besondere Eile, was Sie wohl begreifen werden. Dass die Schweiz übrigens nur freundschaftliche Gefühle für das Volk Deutsch-Österreichs und speziell für Wien hegt, haben wir nicht nur mit Worten, sondern mit der Tat bewiesen.