Es ist mir trotz bestem Willen nicht möglich, für den heutigen Kurier einen einlässlichen Bericht über meine Besprechungen mit den Ministern des Auswärtigen und der Wirtschaft auszuarbeiten; ich muss mich darauf beschränken, den
Inhalt meiner beiden Telegramme vom 2. und 3.1.Mts. zu bestätigen und folgende kurze Erläuterungen beizufügen.
1. Wirtschaftsabkommen. Ich habe durchaus den Eindruck erhalten, dass man grosses Gewicht darauf legen würde, den geforderten Weltmarktpreis franko
Basel für Kohle2 durchzusetzen, weil die Preisregelung gegenüber den Neutralen massgebenden Einfluss haben wird auf die Festsetzung des Preises, den die Entente für die Zwangslieferungen bezahlen wird. Namentlich aus diesem plausiblen Grunde wünscht man den Preis, den die Schweiz zu zahlen haben wird, so hoch als möglich zu halten. Ich habe mich natürlich auf den Standpunkt gestellt, dass diese Forderung überhaupt nicht diskutierbar sei und bin so weit gegangen, zu erklären, dass der Bundesrat vorziehen würde, auf jeden Vertrag zu verzichten, als den geforderten Kohlenpreis anzunehmen. Minister Müller liess sich auf eine materielle Diskussion nicht ein, weil er nicht unterrichtet war, wogegen Herr Minister Schmidt mir einlässlich den Standpunkt auseinandersetzte, um mit der Erklärung zu enden, dass es der deutschen Regierung natürlich darum zu tun sei, auch in diesem Falle mit der Schweiz zu einer Verständigung zu gelangen und dass er aus diesem Grunde Auftrag geben werde, in Bern weiter zu unterhandeln, um zu einem Ergebnis zu gelangen, das auch für die Schweiz annehmbar sei. Ich bin auf eine substantielle Erörterung der Frage nicht eingetreten, weil ich dazu keinen Auftrag hatte und weil mir überdies alle Unterlagen fehlten; ich war sogar nicht einmal in der Lage, dem Minister Auskunft zu geben über die Preise, die jetzt bezahlt werden. So musste ich mich auf die Erklärung beschränken, dass ich nur den Auftrag hätte, keinen Zweifel darüber zu lassen, dass wir die bisher gestellten Bedingungen unter keinen Umständen annehmen und es eher auf einen Abbruch der Verhandlungen ankommen lassen würden, das weitere sei Sache der Unterhändler in Bern. Ich hatte den Eindruck, dass diese Erklärung ihre Wirkung nicht verfehlt habe und hoffe, dass es nun möglich sein werde, eine Basis für die Verständigung zu finden. [...]3