Classement thématique série 1848–1945:
II. LES RELATIONS INTERGOUVERNEMENTALES ET LA VIE DES ETATS
II.3 Autriche
Également: Extrait du rapport de l’enquête menée par F. Du Bois dans trois provinces autrichiennes: les considérations générales traitent de l’attitude des provinces à l’égard de Vienne, de la structure du nouvel Etat et de l’Anschluss désiré partout. Annexe de
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 7-II, doc. 176
volume linkBern 1984
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2300#1000/716#1245* | |
Old classification | CH-BAR E 2300(-)1000/716 521 | |
Dossier title | Wien, Politische Berichte und Briefe, Militär- und Konsularberichte, Band 34 (1919–1919) |
dodis.ch/44387
Im Verfolge meines Berichtes No. 22 vom 30. November2, beehre ich mich,
Ihnen nunmehr noch die Relation des Herrn Du Bois über die von ihm in Linz
(Ober-Österreich) eingezogenen Erkundigungen und seine «Allgemeinen Bemerkungen» beiliegend zu übermitteln.3 Sie werden aus den verschiedenen Berichten meines Emissärs entnehmen, dass die Los-von-Wien-Bewegung, wie ich Ihnen schon früher berichtete, in letzter Zeit weniger akut geworden ist, nachdem sich auch die Sozialisten im letzten Koalitionskompromiss mit der Bildung eines Bundesstaates einverstanden erklärt haben; mit der jetzigen Regierung sympathisieren aber die Länder nach wie vor in keiner Weise. Im Innersten ihres Herzens aber scheinen sie den Anschluss an Deutschland anzustreben, wenn sie auch dessen momentane Undurchführbarkeit anerkennen.
Die von Ihnen, Herr Bundesrat, in Beantwortung der Interpellation Winiger gehaltene Rede4 war in den ersten Tagen, die ihr folgten, wenn man von dem offiziellen Communiqué der Regierung5 absieht, zunächst ziemlich ruhig aufgenommen worden; in den allerletzten Tagen beschäftigen sich aber Presse und Regierung damit aufs intensivste, wie ich Ihnen schon gestern und heute drahtete6; der in meinem heutigen Telegramme enthaltene Text der Rede des Staatskanzlers Renner7, gehalten bei der Konferenz mit den Ententevertretern, zeigt deutlich, dass die Regierung durch die Entente einen Druck auf das Vorarlberg und die Schweiz ausüben lassen will, um den Abfall des Ländchens zu verhindern, unter Hinweis auf den Frieden von St. Germain, bzw. um den Anschluss der ändern Teile der Republik Österreich an Deutschland zu rechtfertigen.
Dass die Reise Renners nach Paris, wenn sie zustande kommt, nicht nur zur Erlangung eines Kredits dienen, sondern auch der Besprechung der Vorarlbergerfrage gelten wird, scheint mir selbstverständlich, [...]8Ich darf es Ihnen überlassen, sich aus dem beiliegendem Zeitungsmaterial ein Bild von der gegenwärtigen Stimmung zu machen. Massgebenden Regierungsmännern gehe ich einstweilen so viel wie möglich aus dem Wege, denn ich glaube kaum, dass aus Konversationen mit solchen Herren etwas Erspriessliches hervorgehen könnte, wenn ich keinen besonderen Auftrag von Ihnen habe. Sollte ich zufällig mit massgebenden Politikern Zusammentreffen und die Vorarlbergerfrage zur Sprache kommen, so würde ich mich für meine Antworten an den Inhalt Ihrer obenerwähnten Rede halten.
Dass es mit den wirtschaftlichen Aussichten für Österreich schlimmer steht als je, wissen Sie aus den Zeitungsnachrichten; wenn Renner nach Paris gehen sollte, dort aber nichts ausrichten könnte, wäre es denkbar, dass die Regierung zurückträte; man hört sogar die Meinung äussern, es möchte in solchem Falle die Verwaltung Österreichs einfach in die Hände der Entente gelegt werden.
- 1
- Rapport politique: E 2300 Wien, Archiv-Nr. 34.↩
- 2
- Ce rapport définissait la mission confiée à Fritz Du Bois: Zur Erlangung der in Aussicht genommenen Information über die Stimmung in der Provinz hatte ich unseren Landsmann, Herrn Fritz Du Bois, nach Innsbruck, Salzburg und Linz entsandt. Als Vorwand zur Reise gab ich Herrn Du Bois den Auftrag, unsere Kolonien und Schweizervereine in meinem Namen aufzusuchen und sich über ihre Lage und Bedürfnisse zu erkundigen; es war dies auch nicht nur ein Vorwand, sondern ich hatte schon seit einiger Zeit den Eindruck, dass bei diesen Kolonien ein Gefühl der Vernachlässigung bestehe, das behoben werden müsse, und ausserdem waren gewisse Missverständnisse zwischen den dortigen Schweizervereinen und dem hiesigen Notstandskomitee entstanden, die Herr Du Bois aufzuklären trachten sollte, da er selbst Mitglied unseres Notstandskomitees ist. Ich glaube die Reise hat in dieser Richtung einen sehr zu begrüssenden Einfluss gehabt. Herr Du Bois ist ein seit vielen Jahren in Wien niedergelassener Journalist, der früher während einer Reihe von Jahren Korrespondent der Agence Havas und des Journal de Genève war; diese Verhältnisse wurden aber wegen politischer Meinungsverschiedenheiten schon vor dem Kriege gelöst. Während des Krieges ist unser Landsmann der deutschen Botschaft ziemlich nahe gestanden und hat in deren Auftrag ein kleines, unregelmässig erscheinendes französisches Blatt herausgegeben. Ich hatte Du Bois Einführungsschreiben zu den verschiedenen Landeshauptleuten gegeben, wieder unter dem Prätext der Erleichterung seiner Mission bei den Schweizer Kolonien.[...] (E 2300Wien, Archiv-Nr. 34).↩
- 3
- Reproduites en annexe.↩
- 4
- Cf. no157annexe.↩
- 5
- Cf. no 157.↩
- 6
- Non reproduits, cf. E 2200 Wien 10/2.↩
- 7
- Cf. no 179 note 2.↩
- 8
- Suit un passage sur les réactions de la presse autrichienne.↩
Tags
The Vorarlberg question (1919)