dodis.ch/44346
Le «Reichsverband der Deutschen Industrie» au Ministre de Suisse à
Berlin, A. von
Planta1
Im Anschluss an die Unterredung, die ich kürzlich die Ehre hatte mit Eurer Excellenz zu führen, habe ich Anlass genommen, die Aufmerksamkeit der Industrie auf die Missstimmung zu lenken, die in den Kreisen der schweizerischen Industrie durch die von Ihnen berührten deutschen Preisunterbietungen entstanden ist. Ich habe bei der deutschen Industrie allgemein die Auffassung gefunden, dass es auch ihrem eigenen wohlverstandenen Interesse nicht entspricht, ihre Waren an das Ausland zu Preisen zu verkaufen, die den Preisen des Weltmarkts nicht entsprechen. Der Reichsverband der Deutschen Industrie ist bemüht, eine tunlichste Angleichung an den Weltmarkt herbeizuführen und ist im Begriffe, eine Anzahl praktischer Massnahmen zu diesem Zwecke zu erwägen und ins Werk zu setzen. Aus Nachrichten, die uns selbst aus der Schweiz zugekommen sind, haben wir entnommen, dass man dort durchaus Verständnis dafür hat, dass unsere Rohstoffe und Halbfabrikate nicht billiger, als es den allgemeinen Preisverhältnissen entspricht, erhältlich sind, wie ja auch die Schweiz selbst uns ihre Erzeugnisse nur zu Weltmarktpreisen liefert. Man wünscht nur, dass die schweizerische Industrie dadurch den deutschen Lieferanten gegenüber nicht ins Hintertreffen kommt, d.h. nicht gezwungen ist, teurer zu verkaufen als ihr deutscher Wettbewerber, der die gleichen Rohstoffe und Halbfabrikate zu billigeren Inlandspreisen bezieht.
Der Reichsverband der Deutschen Industrie glaubt, dass diese Verhältnisse sich am besten durch eine unmittelbare private Aussprache zwischen den beteiligten deutschen und schweizerischen Industriekreisen regeln lassen werden. Er ist deswegen bereit, sich dafür einzusetzen, dass Vertreter der beteiligten deutschen Industrien sich mit den schweizerischen Interessenten zu einer zunächst unverbindlichen Besprechung über die Frage der Preise und Geschäftsbedingungen zusammenfinden. Der Reichsverband hat einen Vertrauensmann in der Schweiz gebeten, zunächst festzustellen, ob die Geneigtheit dazu auch auf Seiten der schweizerischen Industrie vorhanden ist. Es würde mir eine besondere
Genugtuung sein, wenn es auf diesem Wege gelänge, zu einer Übereinstimmung
über die im beiderseitigen Interesse einzuschlagenden Wege zu gelangen.