Classement thématique série 1848–1945:
II. LES RELATIONS INTERGOUVERNEMENTALES ET LA VIE DES ETATS
II.8 HONGRIE
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 7-II, doc. 104
volume linkBern 1984
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2200.53-02#1000/1760#6* | |
Old classification | CH-BAR E 2200.53-02(-)1000/1760 1 | |
Dossier title | Politische Gestaltung Ungarns, usw. (1919–1919) | |
File reference archive | C.3 |
dodis.ch/44315
Der hiesige ungarische Geschäftsträger bittet mich, Ihnen die Frage vorzulegen, ob es nicht möglich wäre, wieder, wie zur Zeit des Regimes Karolyi, einen offiziösen Vertreter der ungarischen Regierung nach Bern zu entsenden. Als solchen wird Baron Julius Bornemisza in Vorschlag gebracht; er soll, wenn ich nicht irre, sowieso schon in der Schweiz sein.
Baron Bornemisza gehört einer sehr alten ungarischen Familie an (nichts Jüdisches); er ist 1873 geboren, trat 1899 in die Konsulkarriere ein und war Konsul in Bukarest als der Krieg mit Rumänien im Jahre 1916 ausbrach. Seither soll er zum Generalkonsul avanciert sein. Im Laufe des vergangenen Sommers gehörte Bornemisza der Szegediner Gegenregierung als Minister des Äussern an.
Baron Flotow, der Leiter des liquidierenden Ministeriums des Äussern, hat mir seinerseits diese Angelegenheit ebenfalls vorgetragen. Er will sich zwar nicht in die Frage unserer Beziehungen zur Regierung Friedrich einmischen, macht aber auf die unangenehme Lage der Ungarn in der Schweiz aufmerksam, die keinen eigenen Vertretungsbeamten haben. Den Baron Bornemisza schildert er als einen höchst anständigen und vernünftigen Herrn, dem man nur den einen Vorwurf machen könne, dass er nämlich nicht sehr tätig, ja vielleicht etwas faul sei.
Nun ist allerdings die Regierung Friedrich bis jetzt von niemandem anerkannt; de facto unterhält aber ihre hiesige Gesandtschaft Beziehungen mit der österreichischen Regierung und ihr Minister des Äussern, Graf Somssich, kam dieser Tage selbst in Geschäften nach Wien. Es ist schwer zu sagen, ob sich Friedrich wird halten können, wenn er von der Entente nicht unterstützt wird, doch darf man annehmen, dass auch ein Nachfolger sich ungefähr im gleichen Fahrwasser halten würde wie er, und dass also der de facto Gesandte in Bern nicht desavouiert würde. Trotz allen Schwierigkeiten hält sich übrigens Friedrich seit Wochen am Ruder. Immerhin kann man die Lage in Ungarn noch nicht als eine absolut gefestigte bezeichnen; wie sich die Verhältnisse z.B. im Falle eines Abzuges der Rumänen gestalten würden, kann noch nicht mit Sicherheit vorausgesagt werden.
Unter diesen Umständen würde ich beantragen, die Angelegenheit etwas dilatorisch zu behandeln; in vierzehn Tagen oder drei Wochen wird man vielleicht etwas klarer sehen. In einem Falle wie dem vorliegenden ist die traditionelle Promptheit bei Behandlung von Agrémentgesuchen nicht so unbedingt geboten wie sonst. Von einer abschlägigen Antwort würde ich somit, eben weil sich das Regime Friedrich in dieser oder jener Form vielleicht doch halten wird, gleich wie von einer voreiligen Zusage einstweilen absehen.2
- 1
- Lettre (Copie): E 2200 Wien 10/1. Paraphe: TS.↩
- 2
- Par lettre du 27 octobre au Ministre de Suisse à Vienne, le Chef de la Division des Affaires étrangères du Département politique, Ch. R. Paravicini, répondit: [...] La question a été soumise à la Délégation pour les Affaires Étrangères qui l’a étudiée attentivement. En suite de cette conférence, la Délégation s’est entièrement ralliée au point de vue exposé par vous. Il semble en effet préférable d’attendre pour prendre une décision à ce sujet que la situation se soit un peu éclaircie à Budapest. Vous voudrez donc bien traiter cette affaire d’une façon dilatoire et nous en reparler lorsque vous estimerez le moment venu de prendre une décision. (E 2200 Wien 10/1.)↩
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