dodis.ch/44252

Le Chef de la Section juridique de la Division des Affaires étrangères du Département politique, O. Pinösch, au Chargé d’Affaires de la Légation de Suisse à Vienne, M. Ratzenberger1

Das Schutzkomitee für Österreich-Ungarn setzt uns von den finanziellen Friedensbedingungen, die Deutschösterreich übergeben worden sind, in Kenntnis.2 Es macht darauf aufmerksam, dass mit einem Zusammenbruch Deutschösterreichs gerechnet werden müsse, sofern die Artikel 201, 202 und 266 des Friedensvertrages nicht geändert werden. In der Tat werden durch die Artikel 201 und 202 Deutschösterreich die gesamte Staatsschuld der ehemaligen Monarchie, soweit sie nicht in Titres besteht, ferner sämtliche im alten Auslande und in Deutschösterreich befindlichen Kriegsanleihen auferlegt und weiter wird Deutschösterreich verpflichtet, alle nicht gestempelten Banknoten zu übernehmen. Was insbesondere Art. 266 anbetrifft, so ergibt sich, dass die alliierten Privatgläubiger in Gold bezahlt werden müssen, während die Schulden von Angehörigen der Suczessionsstaaten zum Kurse im Oktober 1918 an der Genf er Börse umgerechnet werden. Durch diese Bestimmungen wird in der Tat die Solvenz des deutschösterreichischen Staates, sowie der deutschösterreichischen Privatschuldner in Frage gestellt, sodass die Forderungen der Schweizer Gläubiger, welche sich nach der Berechnung des Schutzkomitees auf ca. 1,5 Milliarden belaufen, gefährdet erscheinen.

Das Schutzkomitee hat deshalb den Bundesrat ersucht, im Interesse der schweizerischen Gläubiger eine Änderung der genannten drei Bestimmungen anzuregen und den Antrag zu stellen, dass die Regelung der diesbezüglichen Fragen der Reparationskommission überwiesen werde, bei welcher die Schweiz ihre Ansprüche ebenfalls geltend machen könnte.

Der Bundesrat hat das beiliegende Memorandum an den Präsidenten der Friedenskonferenz von St. Germain gerichtet.

Indem wir Ihnen von dem Vorstehenden Kenntnis geben, beehren wir uns, Ihnen mitzuteilen, dass wir bedauerten, nicht im Besitze eines Exemplares der Friedensbedingungen zu sein. Das Schutzkomitee war dann allerdings in der Lage, uns ein Exemplar zu verschaffen. Wir wären Ihnen sehr verbunden, sofern es Ihnen möglich ist, uns ein weiteres Exemplar zuzusenden.