Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 7-I, doc. 339
volume linkBern 1979
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2200.19-01#1000/1709#37* | |
Old classification | CH-BAR E 2200.19-01(-)1000/1709 2 | |
Dossier title | Navigation fluviale (1919–1919) | |
File reference archive | XI.1 |
dodis.ch/44084
Wir bekennen uns zum Empfang Ihres Schreibens vom 16. ds. betreffend Hafen von Venedig, nebst Kopie eines Rapportes der Gesandtschaft in Rom.2
Unsere Stellungnahme ist Ihnen bekannt: Eine Bindung der Eidgenossenschaft hinsichtlich eines bestimmten Hafens erscheint uns als nicht empfehlenswert. Der Rapport des Konsuls Keller ist übrigens in dieser Hinsicht sehr lehrreich.3 Wenn wir uns heute z. B. für den Hafen von Genua entscheiden würden, so könnten wir dies, wenn einmal die billige Fluss-Schiffahrt auf dem Po eröffnet ist, bereuen. Aber ebenso verfehlt wäre es, sich heute für Venedig oder Chioggia zu entscheiden, welche jetzt in der kritischen Zeit nichts leisten und deren künftige Entwicklung noch von so vielen heute ungewissen Faktoren abhängt, (wir weisen nur auf die Konkurrenz der Häfen von Triest und Fiume hin), dass eine Beteiligung des Bundes eine reine Spekulation wäre. Im Übrigen hat es, wenn der Verkehr wieder einmal normale Bahnen eingeschlagen hat, jeder Hafen in der Hand, durch Ausbau der Verkehrswege mit der Schweiz und durch vorteilhafte Tarife für den Hafen und die Verbindung, unseren Handel an sich zu ziehen.
Ganz abgesehen von diesen Erwägungen muss immer und immer wieder darauf hingewiesen werden, dass die Schweiz nie im Stande wäre, einen eigenen Hafen allein zu ernähren. Der Mangel an Rückfrachten hätte unzweifelhaft die Wirkung, dass wir für die Hinreise nie konkurrenzfähige Frachtsätze erzielen würden.4
- 1
- Lettre: E 2200 Rom 9/2.↩
- 2
- Non reproduit, cf. E 2200 Rom 9/2.↩
- 3
- Le consul Keller écrivait dans son rapport au Ministre de Suisse à Rome du 31 mars 1919: [...] Diese neue Wasserstrasse! Venezia- Milano- Locarno] ist für die Schweiz meiner Ansicht nach entschieden von grösster Wichtigkeit, und würden unsere Behörden gut tun, der Sache alle Aufmerksamkeit zu widmen, denn meiner Ansicht nach dürfte dieses Projekt wohl vor dem Rhoneprojekt zur Ausführung kommen, da weniger Kunstbauten notwendig sind, und somit auch die Kosten nicht so hoch zu stehen kommen.[...] Man spricht auch von einem Kanalprojekt Genua- Turin- Mailand; wenn ein solches Unternehmen technisch auch ausführbar wäre, so ist eben in Betracht zu ziehen, dass dasselbe nie rentieren würde, oder dann solche prohibitive Tarife anwenden müsste, dass der Verkehr darauf geradezu unterbunden würde. Immerhin beweist dieses Konkurrenzprojekt Genuas, dass man dort volles Verständnis für das natürliche Projekt Venedig- Mailand-Schweiz hat, und die zukünftige Konkurrenz des neuen Hafens in Venedig fürchtet. Laut einer Zeitungsmeldung, die ich ebenfalls beifüge, wird nun von italienischen Regierungskreisen vorgeschlagen, bei Chioggia einen Hafen für die Schweiz zu bauen. Es lohnt sich, diesen Vorschlag gebührend in Betracht zu ziehen, und die Sache näher zu studieren. [...] ( E 2200 Rom 9/2).↩