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Documenti Diplomatici Svizzeri, vol. 7-I, doc. 224
volume linkBern 1979
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Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
Segnatura | CH-BAR#E7350#1000/1104#4* | |
Titolo dossier | Frankreich (1914–1918) | |
Riferimento archivio | 1 |
Archivio | Archivio federale svizzero, Berna | |
Segnatura | CH-BAR#E7350#1000/1104#1* | |
Vecchia segnatura | CH-BAR E 7350(-)1000/1104 | |
Titolo dossier | Amerika (1914–1918) | |
Riferimento archivio | 1 |
dodis.ch/43969
Les Délégués du Conseil fédéral pour les Questions économiques et industrielles, H. Heer et H. Grobet-Roussy, au Chef du Département de l’Economie publique, E. Schulthess1
Gestatten Sie mir, sehr geehrter Herr Bundesrat, diese Zeilen zu benutzen, um Ihnen wieder einmal einen Einblick in die Verhältnisse zu geben, unter denen wir hier anfangen beinahe mutlos zu werden.
Das System, nicht in Plenarsitzungen zu verhandeln, welches uns anfänglich vorteilhafter schien, hat sich nun nach und nach zu Palavern ausgewachsen mit untergeordneten Organen, nachdem wir zuerst wenigstens noch mit Direktoren von Hauptabteilungen zu verhandeln Gelegenheit hatten. Das führt nun zu ungeheuren Weiterungen, weil kein Mensch mehr die Verantwortung für ein Ja oder Nein übernehmen will, und Seydoux ist so überlastet mit Arbeit und von so unbegabten Mitarbeitern umgeben, dass wir anfangen das Gefühl zu haben, Sisyphus arbeit zu leisten.
Wir haben das bestimmte Gefühl, dass man eben die ganzen Verhandlungen mit der Schweiz nicht für interessant genug hält, weil ja das Resultat derselben bloss der Schweiz nützlich sein soll und die Rolle unseres Landes mit der Niederlage Deutschlands seine Wichtigkeit verloren hat.
Anderseits dürfen wir ja nicht den ganzen Krämpel hinwerfen, weil unsere Industrie mit Sehnsucht auf die Wiederaufnahme des Importes [! nach Frankreich harrt und es nicht begreifen würde, dass wir unverrichteter Dinge zurückkehren. Und so vergehen die Wochen, ohne dass wirklich die Fragen gelöst werden. Die einzigen bis jetzt fertigen Teile des Abkommens, sind diejenigen hinsichtlich der Finanzen und der Teil, welchen wir auf dem Handelsministerium behandeln konnten, d. h. die alten Einfuhrkontingente. Weil aber die neuen ins Gebiet des Ministeriums Loucheur gehören, und der betreffende Herr dort für mehrere Tage noch abwesend sein wird, bleiben die neuen Kontingente unerledigt.
Die Situation hinsichtlich des Viehexportes ist Ihnen bekannt; auch dort fehlt es an Persönlichkeiten, welche mit Freude eine Verantwortung übernehmen würden, und der vorwärts treibende Faktor, welcher bei früheren Verhandlungen während des Krieges die französische Administration zum Handeln zwang, ist durch die Ausschaltung der übrigen Alliierten dahingefallen.
Das ist der wunde Punkt unserer gegenwärtigen Mission. Trotz mündlichem und schriftlichem Drängen ist Seydoux bis jetzt einfach nicht dazu zu bringen gewesen, uns mit den übrigen Alliierten an den grünen Tisch zu laden, obschon wir wissen, dass Amerika und England und natürlich Italien ebenfalls drängen. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Wie ich Ihnen in einem früheren Rapporte schon berichtete, glaubt Frankreich durch Aufrechterhaltung der Blockade seiner Industrie zu nützen, nützt aber dabei nur einigen Spekulanten und Grossmagnaten der Industrie, welche eben das Ohr der Regierung sich zu verschaffen gewusst haben. Amerikas zuwartende Haltung ist nur dadurch zu erklären, dass es hofft, schliesslich ein Handelsprivileg namentlich hinsichtlich der Nahrungsmittel für den Anfang sich zu verschaffen.
England drängt mit Italien zusammen, weil es ebenso wie die Schweiz der Ausfuhr nach Deutschland und Österreich-Ungarn bedarf, und nun wagt es eben Seydoux nicht, diese Interessengegensätze zum Aufeinanderprallen zu bringen, dadurch, dass er die Schweiz das Blockadeproblem in Gegenwart aller aufrollen lässt.
Wie können wir ihn zwingen, uns Gehör zu verschaffen? Diese Frage verursacht Grobet und mir schlaflose Nächte und eine Herabsetzung unseres Kampfeifers, welche von Tag zu Tag zunimmt. Durch diese Situation und dadurch, dass wir in engen Kontakt mit der eigentlichen Administration française gebracht worden sind, reiben wir uns in Detail-Diskussionen über Texte auf, und jeder Versuch, etwas grosszügiger vorzugehen, wird durch die Ängstlichkeit der subalternen Organe verhindert. Wenn auch dem Zustandekommen unseres Abkommens mit Frankreich, ausser der Viehfrage, keine wesentlichen Schwierigkeiten mehr entgegenstehen, so hindert eben doch die Kleinlichkeit der uns gegenüberstehenden Leute das endliche Fertigwerden.
Ich habe den Eindruck, dass diese Dinge eigentlich nicht von einer Spezialmission behandelt werden sollten, sondern es würde nützlicheres erreicht, wenn ein ständiges kommerzielles Organ hier in hartnäckiger Kleinarbeit nach und nach alle Schwierigkeiten abbauen würde, wobei die Frage der Zeit keine Rolle zu spielen hätte. Dieses Organ kann aber weder Dunant, noch irgend einer der Herren auf der Gesandtschaft sein, weil auch diese zu stark administrativ angehaucht sind und infolgedessen weder die nötige Initiative, noch Verantwortungsfreudigkeit besitzen.
Über allem aber schwebt die Wurstelei der Friedenskonferenz, welche mit ihrer Unfähigkeit, energisch der Situation sich gewachsen zu zeigen, alle übrigen Organe lähmt und in nutzlosen Schwätzereien die unwiederbringliche Zeit vertrödelt, während welcher Europa dem Verderben entgegenschreitet. Es ist unbegreiflich, dass nach der russischen Erfahrung, wo der Bolschewismus nur dadurch gross werden konnte, weil er seinen Anhängern allein Existenzmittel bot, man nicht einsehen will, dass die einzige Möglichkeit, in Deutschland eine verhandlungsfähige Regierung für den Friedensschluss zu erhalten, verpasst wird, dank der oben geschilderten Uneinigkeit unter den Alliierten. Jedes Kind kann ja einsehen, dass die Spartakisten nur deswegen Anhänger bekommen, weil dieselben glauben, nach russischem Muster dem Hungertode nur auf diese Weise entgehen zu können.
Als einzige Zeitung hat bloss die «Humanité» kürzlich gewagt, die Situation klar zu sehen als sie schrieb: «Quand nos réactionnaires cesseront-ils de croire que la révolution allemande est un bluff?» Les «réactionnaires» sind aber leider blind und die auf sie sich stützenden Regierungen ebenfalls. Kein Mensch, mit dem wir Zusammenkommen, würde den Absatz 4) Ihres Briefes an unsere Delegation vom l.März2 hier verstehen.
Sollte sich Ende dieser Woche zeigen, dass die verschiedenen «Studien» in den Ministerien uns für eine Woche wieder lahmlegen, so wären wir beinahe der Meinung, wieder für einige Tage nach Bern zu kommen und mündlich über die Situation zu berichten, denn wenn wir noch 14 Tage unter solchen Umständen hier bleiben, sind unsere Nerven ernstlich bedroht.
Tags
Negoziati economici e finanziari con gli Alleati (Prima Guerra mondiale)