Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 7-I, doc. 212
volume linkBern 1979
more… |▼▶Repository
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E7350#1000/1104#4* | |
Dossier title | Frankreich (1914–1918) | |
File reference archive | 1 |
dodis.ch/43957 Le Chef du Département de l'Economie publique, E. Schulthess, aux Délégués du Conseil fédéral pour les Questions économiques et industrielles, H. Heer et H. Grobet-Roussy1
Wir erhielten Ihre Verhandlungsberichte Nummer 42 und 53 und verdanken Ihnen dieselben bestens.
1) Wir nehmen gerne davon Notiz, dass der Zwischenfall betr. Kohlenlieferung als erledigt betrachtet werden kann.
2) Durch die Verzögerung ist die Lust der schweizerischen Interessenten, Baumwolle zu kaufen, wesentlich zurückgegangen. Für einmal steht der Ankauf der weiteren 22 000 Ballen noch nicht in Frage. Schlimm ist, dass die Alliierten sich auf den Boden stellen, sie wollen ein Vorrecht auf die Aktiven Deutschlands geltend machen4. Dieses Vorgehen führt natürlich zu den allerbedenklichsten Konsequenzen. Wir legen Ihnen einen Brief der Finanz-Genossenschaft der Seidenindustrie bei (in Kopie)5, woraus Sie ersehen, dass diese Industriellen die Wechsel, welche Ende März verfallen, nicht mehr erneuern wollen. Andere Industrien haben gleiche Erklärungen abgegeben. Wir sehen jedoch nicht ein, mit welchen Mitteln Deutschland bezahlen kann, wenn der jetzige Zustand aufrechterhalten wird. Wir werden die ganze Angelegenheit, wonach Deutschland über seine Aktiven in der Schweiz nicht verfügen könnte, dem Bundesrate vorlegen und ihm beantragen, einen Schritt zu tun.
3) Wir sind Ihnen dankbar, dass Sie McCormick bewegen konnten, in Beziehung auf die Milchprodukte auf eine Wiedererwägung einzutreten, möchten aber doch raten, die Dinge so zu behandeln, dass wir nicht ein Vorrecht in dem Sinne hätten zugestehen wollen noch zugestanden hätten, dass nun alles, was wir anzubieten hätten, zum vornherein der Entente überlassen werden müsse.
Was die schwarzen Listen und den Blocus betrifft, so wäre eine Milderung dringend notwendig. Sie wird von unserer Industrie mit Ungeduld erwartet und wird wahrscheinlich erst kommen, wenn sie angesichts des bedenklichen Zustandes unserer Nachbarstaaten nichts mehr nützt.
4) Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass die Verhältnisse in Deutschland täglich schlimmer werden. Wenn nicht schleunigst Hülfe durch Zugeständnis von Verpflegung und Arbeitsmöglichkeit erfolgt, so wird Deutschland russischen Zuständen verfallen. Die Konsequenzen kennen Sie selbst. Die Alliierten werden keinen Rappen Entschädigung bekommen und werden selbst mit uns einer bedenklichen Zukunft entgegengehen. Es ist uns unverständlich, dass diese Verhältnisse an massgebender Stelle nicht begriffen werden. Seien Sie versichert, dass eine Menge ausgesprochener Freunde Frankreichs, ja sogar Franzosen selbst, die hier sind, die gleiche Ansicht vertreten. Es ist nun aber höchste Zeit.
Tags
Economic and financial negotiations with the Allies (World War I)